Mit Ricardo Moniz zum Ausbildungsverein

Weg mit der Rentnerband, her mit den jungen Österreichern: Didi Mateschitz verpasst den Salzburgern eine völlig neue Fußballphilosophie.

Didi Mateschitz hat in Salzburg einiges probiert und investiert, die Millionen haben auch den Meistertitel gebracht. Der Sprung in die Champions League, der ist nicht gelungen, in der Europa League konnte man auch nur einen Herbst lang aufzeigen. Teure Trainer haben in Wals-Siezenheim gewerkt, nette und schwierige Betreuer sind gekommen, um wieder zu gehen, nachhaltige Arbeit wurde nicht verrichtet, man lebte in den vergangenen Jahren nur für den Moment.

In Salzburg, so lautete die Ankündigung von Red Bull damals, wird etwas Großes entstehen. Das kann vielleicht auch noch passieren, den Kampf um Fußball-Europa, den hat man vorerst jedenfalls offiziell aufgegeben. Die Champions League ist kein erklärtes Ziel mehr, das wäre angesichts der heurigen Saisonleistungen auch etwas vermessen. Der Verein ändert seine Philosophie, die Salzburger wollen künftig keine ins Alter gekommenen Stars mehr verpflichten, sondern tatsächlich in die Zukunft investieren.

Gefragt sind jüngere Semester – und ein Trainer, der mit Talenten auch umgehen kann. Ricardo Moniz ist so ein Mann, seine Qualitäten sind unbestritten. Der Niederländer hat einen sympathischen Zugang zum Fußball, für ihn besteht ein Spiel vor allem aus Offensivgeist und dementsprechender Technik. Sein Vorgänger legte mehr Wert auf Ordnung, Ausdauer und Punkte, Moniz hingegen ist viel risikofreudiger. Dabei hatte er in der Zeit als Interimstrainer viel zu verlieren. Nämlich einen Job mit Zukunftsaussichten. Aber der ehemalige Individualcoach hat die Bewährungsprobe bestanden.

Mit Ricardo Moniz wird die Salzburger Mannschaft in der kommenden Saison ein anderes Gesicht zeigen. Einen ersten Vorgeschmack darauf gab es jetzt schon, die letzten Vertreter der „Rentnerband“ haben in Salzburg endgültig ausgedient. Gefragt sind junge Österreicher, die irgendwann einmal aus der hauseigenen Akademie kommen sollen. Der Salzburg-Trainer hat allerdings auch einen Überblick über die Nachwuchsschulen des Konzerns in Afrika oder Brasilien. Ein Kandidat steckt noch bei den Juniors, wird aber schon bald in der obersten Spielklasse zu sehen sein, zwei weitere Junglegionäre sollen im Sommer nach Salzburg übersiedeln.

Ein konkretes Saisonziel für 2012 hat Red Bull im Fußball noch nicht ausgegeben, aber man darf davon ausgehen, das nicht nur kleinere, sondern auch weitaus billigere Brötchen gebacken werden. Das überschüssige Geld wird in den kommenden Jahren wohl nach Leipzig fließen, aus dem heimischen Topklub soll der Salzburger Ausbildungsverein werden.

Die sportliche Leitung über den Betrieb in Wals-Siezenheim hat Heinz Hochhauser. Er ist bekannt für seine spitze Zunge, aber Hochhauser weiß zumindest, wo er hinwill. Auch er wurde von der österreichischen Welle erfasst, die Köder hat man bereits in ganz Österreich ausgelegt. Erreicht hat man auch die Wiener Austria – und die beiden Nationalspieler Julian Baumgartlinger und Zlatko Junuzović. Die beiden sind interessante Spieler, wenngleich noch nicht wirklich auf dem Markt, weil gebunden. Man wird sehen, wie viel Didi Mateschitz die rot-weiß-rote Welle wirklich wert ist.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2011)

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