Österreichs Team kassiert zum Ausklang des Länderspieljahres eine 0:3-Schlappe gegen die Elfenbeinküste. Der zweite Anzug zwickt und zwackt.
Österreichs Team wird gerne als Pflänzchen bezeichnet, das im Wachsen begriffen ist. Das letzte Länderspiel des Jahres wollte man mit einem Erfolgserlebnis abschließen, um die positive Entwicklung zu unterstreichen.
Aber Freundschaftsspiele haben so ihre Tücken, das musste auch Teamchef Marcel Koller am gestrigen Abend in Linz zur Kenntnis nehmen. Mit der Elfenbeinküste hatte der Österreichische Fußball-Bund ganz bewusst einen starken Gegner ausgewählt. Endlich bot sich für den Schweizer wieder einmal die Gelegenheit, einige personelle Veränderungen vorzunehmen.
Aber zweite Anzüge, das sind nicht so die Sache der Österreicher, das war in der Vergangenheit schon so. Und es wiederholte sich auch bei der deutlichen 0:3-Abfuhr gegen die Ivorer.
Gescheiterte Experimente
Teamchef Koller wollte sehen, wie sich der eine oder andere „Reservist“ im Ernstfall schlägt, mit wem er in Zukunft wirklich rechen kann. Aber die Kaderdecke ist dünner, als er sich gedacht hat. Die Qualität der Spieler ist hierzulande nicht beliebig austauschbar. Der Eindruck des Teamchefs, wer zur ersten Garnitur gehört – und wer nicht – hat ihn nicht getäuscht.
Die Elfenbeinküste ist sicher nicht mit Kasachstan zu vergleichen. Die Afrikaner gehören seit Jahren zu den stärksten Auswahlen des schwarzen Kontinents. Das gestrige Match diente zur Vorbereitung auf den Afrika-Cup.
Koller wollte die Karten einmal durchmischen, vielleicht aber hat er damit auch übertrieben. Er schickte zu viele Spieler ins Rennen, die im Nationalteam in der Vergangenheit bei ihren Einsätzen mehrheitlich nur als Mitläufer aufgefallen sind. Ohne Stammkräfte sind positive Resultate nur schwer zu erreichen. Aber das war auch schon unter Ernst Happel so. Dem Trainer-Guru wurde anlässlich des 20. Todestages gedacht. Er ist und bleibt unvergessen.
Koller setzte auf Russland-Legionär Jantscher, Dragovic, den Basel-Spieler, Leitgeb, den Salzburg-Profi und Garics, den Italien-Legionär. Auch Ivanschitz, zuletzt gegen Kasachstan nur Ersatz, hatte sich wieder beweisen dürfen. Und im Tor wagte Koller das Experiment mit Heinz Lindner, dem Austria-Keeper. Die Probe aufs Exempel ging jedoch gehörig schief. Almer sind solche Patzer im Team noch nicht passiert.
Für Österreich war es ein ernüchternder Abend. Statt einen vernünftigen Saisonkehraus zu feiern, taumelte man in eine bittere Heimniederlage. Der Gegner war eine Nummer zu groß, technisch und athletisch überlegen, ganz zu schweigen von der individuellen Klasse. Nur selten konnten Kollers Schützlinge aufzeigen, aber Arnautovic, zweimal Janko und Alaba waren nicht in der Lage, gegen die Afrikaner zu reüssieren.
Lindner patzte fürchterlich
Die Partie machte von der ersten Minute an aus rot-weiß-roter Sicht keinen guten Eindruck, die Elfenbeinküste wirkte reifer, cleverer, schlichtweg besser. Unmittelbar vor der Pause handelte man sich den ersten Gegentreffer durch Ya Konan (44.) ein, nach der Pause sollte es noch viel schlimmer kommen. Als David Alaba ging, kam auf der anderen Seite Didier Drogba, der Champions-League-Gewinner.
Und der Superstar, der mittlerweile sein Geld in China verdient, benötigte exakt drei Ballkontakte, um sich in die Schützenliste einzutragen. Mit kräftiger Mithilfe von Tormann Lindner, der fürchterlich patzte (61.). Der dritte Treffer der „Elefanten“ durch Traore (76.) war dann auch keine Überraschung mehr. Es ist Zeit für die ÖFB-Winterpause.
Österreich – Elfenbeinküste 0:3 (0:1)
Linz, 13.832 Zuschauer, SR Kralovec (CZE).
Tore: Ya Konan (44.), Drogba (61.), Traore (76.).
Österreich: Lindner; Garics (46. Klein), Dragovic, Pogatetz (46. Prödl), Suttner; Leitgeb (46. Baumgartlinger), Alaba (59. Kavlak); Jantscher (76. Harnik), Ivanschitz (64. Weimann), Arnautovic; Janko.
Weitere Länderspielergebnisse:
Schweden (AUT-Gegner in WM-Quali) - England 4:2 (1:2). Solna. Tore: Ibrahimovic (20., 78., 85., 90.+1) bzw. Welbeck (35.), Caulker (39.)
Holland - Deutschland 0:0
Ungarn - Norwegen 0:2 (0:1). Budapest. Tore: Nielsen (38./Salzburg), Abdellaoue (79.). Ungarn: Szabics (Sturm Graz) ab 60. Norwegen: Nielsen bis zur 61., Berisha (beide Salzburg) ab 61.
Liechtenstein - Malta 0:1 (0:1). Vaduz. Tor. Caruana (38.). Liechtenstein: Jürgen Pauritsch gab Teamchefdebüt.
Andorra - Island 0:2 (0:1). Andorra la Vella. Tore: Gudmundsson (15.), Sigurjonsson (69.)
Israel - Weißrussland 1:2 (1:0). Jerusalem. Tore: Damari (19.) bzw. Kisljak (45.+1), Balanowitsch (47.)
Chile - Serbien 1:3 (0:1). St. Gallen. Tore: Henriquez (87.) bzw. Markovic (23.), Djordjevic (48.), Djuricic (59.)
Rumänien - Belgien 2:1 (1:1). Bukarest. Tore: Maxim (32.), Torje (66./Elfer) bzw. Benteke (23.)
Türkei - Dänemark 1:1 (0:0). Istanbul. Tore: Erdinc (69.) bzw. Bendtner (65./Elfer)
Luxemburg - Schottland 1:2 (0:2). Luxemburg. Tore: Gerson (47.) bzw. Rhodes (11., 23.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2012)