Beckham: Goodbye Hollywood

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David Beckham verabschiedet sich mit dem zweiten Meistertitel aus Los Angeles. Ans Aufhören denkt der 37-Jährige aber nicht, er will noch eine Saison spielen.

Los angeles. War's das? Sollte die Karriere des phasenweise berühmtesten Fußballers der Welt im Konfettiregen in Südkalifornien mit dem zweiten Titelgewinn in Folge ausklingen? Gehüllt in den Union Jack, seine Söhne Brooklyn, Romeo und Cruz um sich geschart, kniete David Beckham auf dem Rasen des Galaxy-Stadions in Los Angeles und nahm die Ovationen der Fans entgegen, die ihm nach dem 3:1-Heimsieg gegen Houston einen standesgemäßen Abschied bereiteten.

Beckham, 37, sagte Los Angeles und dem US-Fußball goodbye. Fünfeinhalb Jahre hatte er der MLS-Liga Glamour verliehen und Werbemillionen auf einen Sport gelenkt, der in den USA zwar immer noch als Randsport gilt, aber stetig an Bedeutung gewinnt – nicht zuletzt wegen des Zuzugs an fußballbegeisterten Latinos.

„Er war ein Pionier“, attestierte ihm US-Teamchef Jürgen Klinsmann 35 Jahre nach dem ersten, von Pelé und Beckenbauer ausgelösten US-Fußballboom bei New York Cosmos. Beckham zog Stars wie Thierry Henry (New York) oder Robbie Keane (L.A.) nach. Als er 2007 nach Stationen bei Manchester United und Real Madrid in die Filmmetropole an der US-Westküste wechselte, war dies ein folgerichtiger Schritt in der Karriere eines Fußballers, der mehr durch seine Aktivitäten außerhalb des Felds aufgefallen war: als metrosexuelle Ikone mit wechselnden Frisuren und neuen Tattoos, als Poster-Boy für Boxershorts. Die Jahresgage von kolportierten 6,5 Mio. Dollar versüßten den Schritt ins fußballerische Ausgedinge.

Sechs Jahre, zwei Titel

Dafür war David Beckham endgültig im Showbusiness gelandet. Das britische Kino hatte ihm schon zuvor den Filmtitel gewidmet: „Kick it like Beckham“, einen Film über Mädchenfußball und Emanzipation. Doch jetzt lebten er und seine Frau Victoria, das Ex-Pop-Starlet der Spice Girls, in Hollywood.

Verletzungen und ein Zwist mit US-Star Landon Donovan überschatteten aber seinen sportlichen Einstand, manche schrieben Beckham, der 50 Millionen Dollar pro Saison verdienen sollte, voreilig als Fehlinvestition ab. „Becks“ belehrte seine Kritiker aber eines Besseren: Sechs Spielzeiten später hat er drei Endspielteilnahmen und zwei Meistertitel zu Buche stehen. „Ich habe hier alles erreicht, als Spieler und Botschafter“, sagte Beckham stolz und hatte noch einen Seitenhieb für alle Nörgler parat. Surfen sei er nie gewesen. Und das, obwohl er den Pazifik-Strand vor der Haustür hatte.

Beckham denkt noch nicht an das Karriereende. Im Finale gegen Houston ließ er seine Klasse bei 40-Meter-Pässen, Bananenflanken und Freistößen aufblitzen. Er habe noch eine Saison in den Beinen, sagt er. Und er wolle noch einmal Champions League spielen. Die Gerüchteküche brodelt, er soll in Verhandlungen mit Paris St. Germain und Monaco stehen, wahlweise auch mit australischen Klubs. Ex-Juventus-Star Alessandro Del Piero sorgt in Sydney für Furore und soll Beckham nach Down Under locken.

Der Brite sondiert die Möglichkeiten, L.A. hat sich bereits einen Nachfolger ausgesucht: Brasiliens Mittelfeldzauberer Kaka.

Auf einen Blick

David Beckham gewann mit L.A. Galaxy zum zweiten Mal den Titel in der Major League Soccer. Der Klub gewann das Finale gegen Houston mit 3:1.DerBrite, 37, verlässt nun L.A., er will aber unbedingt noch eine Saison bestreiten. Paris, Monaco und auch Australien locken mit Angeboten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2012)

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