Rumänien: Ein Abend zum Schämen

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Litauen riecht nach dem verblüffenden 3:0-Erfolg in Rumänien Lunte. Italien, Spanien und England begnügten sich mit Arbeitssiegen.

CLUJ (red). Der erste Tabellenführer in Österreichs WM-Qualifikationsgruppe heißt sensationell Litauen. Der Mittwoch-Gegner von Andreas Ivanschitz und Co. landete am Samstag einen 3:0-Auswärtssieg gegen die Rumänen, die vor den Augen des Technischen ÖFB-Direktors Willi Ruttensteiner im ersten Länderspiel in Cluj seit 85 Jahren ohne die verletzten Stützen Mutu, Chivu, Rat und Nicolita wohl die schwächste Leistung der vergangenen Jahre ablieferten.

Miserable Dinge passieren

Die EM-Qualifikation hatte die Karpaten-Truppe noch vor den Niederlanden und mit 29 Punkten aus 12 Spielen abgeschlossen, ehe die Blamage zum Auftakt der WM-Ausscheidung folgte. „Das war ein Abend zum Schämen. Den sollten wir so schnell es geht vergessen“, meinte Cosmin Contra, der Rumänien erstmals als Kapitän aufs Feld geführt hatte. Litauen ging durch einen 25-m-Fernschuss durch Marius Stankevicius (31.) in Front, Mittelfeldmann Saulius Mikoliunas (70.) traf zur Vorentscheidung, Mindaugas Kalonas (86.) im Konter. „Die Wahrheit ist, dass wir heute sehr schlecht waren. Aber jeder muss zugeben, dass solche miserablen Dinge einmal passieren können“, meinte Rumäniens Teamchef Victor Piturca. „Wir haben auf dem Feld nicht existiert.“ Cluj dürfte für Rumänien kein guter Boden sein: Bereits beim letzten Spiel 1923 gegen die Tschechoslowakei setzte es ein 0:6-Debakel.

Litauens portugiesischer Teamchef Jose Couceiro war dementsprechend zufrieden mit der taktisch hervorragenden Vorstellung seiner Mannschaft. „Ich habe zu den Spielern gesagt, dass wir es gegen die Rumänen schaffen können. Diese hatten nicht ihren besten Tag“, meinte der 45-Jährige. „Das ist ein perfekter Start in die WM-Quali, wir können es schaffen.“

Im dritten Gruppenspiel bot Serbien in Belgrad gegen die Färöer eine glanzlose Vorstellung, setzte sich gegen die Insel-Kicker aber 2:0 durch. Färöer-Verteidiger Jon Roi Jacobsen (31.) bezwang zunächst seinen eigenen Torhüter, nach Pfiffen von den Rängen gelang Nikola Zigic (88.) erst kurz vor dem Schlusspfiff der erlösende zweite Treffer. Serbiens Neo-Teamchef Radomir Antic verbuchte vor dem Auftritt im Stade de France (Mittwoch) damit einen Start nach Maß.

Die Fußball-Großmächte sind ihren Favoritenrollen fast durchgehend gerecht geworden. Bis auf Frankreich setzten sich alle „Schwergewichte“ durch, wobei mit Italien ausgerechnet der regierende Weltmeister am meisten zittern musste.

Unter dem neuen, alten Coach Marcello Lippi musste sich die „Squadra Azzurra“ auf Zypern bei Antonio Di Natale bedanken. Der Udinese-Stürmer steuerte beim 2:1 sowohl die frühe Führung (8.) als auch den sehenswerten Siegestreffer in der 91. Minute bei. Ansonsten war der Auftritt der Italiener in Larnaca äußerst dürftig.

Kalt und warm für Villa

Spaniens Anlauf auf ein WM-Ticket gestaltete sich 69 Tage nach dem EM-Finaltriumph in Wien durchwachsen. Trotz eines verschossenen Elfers avancierte Valencias David Villa (57.) mit dem entscheidenden Treffer zum 1:0-Arbeitssieg in Murcia schließlich zum gefeierten Helden und bescherte Neo-Teamchef del Bosque den ersten Pflichtspielsieg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2008)

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