Unter-21-Auswahl: Beim Abschied flossen Tränen

Coach Manfred Zsak
Coach Manfred Zsak(c) APA (Rubra)
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Österreichs Unter-21-Auswahl konnte die historische Chance der erstmaligen EM-Endrunden-Qualifikation nicht nützen. Die Zukunft der Youngsters liegt bei den Klubs.

TURKU/WIEN (wie-). Auf der Tribüne litt Willi Ruttensteiner, der Technische Direktor des österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), am Ende verlor man das Play-off-Rückspiel um die erste Teilnahme an einer Europameisterschaft für Unter-21-Auswahlen mit 1:2 – und das darauf folgende Elfmeterschießen gegen Finnland mit 2:4. „Es ist eine furchtbare Niederlage“, musste Ruttensteiner eingestehen. „Das war das Bitterste, was ich bisher im Fußball erlebt habe. Diese Spieler hätten es sich verdient gehabt, zur Endrunde nach Schweden zu fahren. Das wäre für ihre Entwicklung extrem wichtig gewesen. Auf so einem Level zu spielen, das wäre ein entscheidender Schritt gewesen.“

Rot-Weiß-Rot konnte die historische Chance in Turku nicht nützen, die Juniorenauswahl ging erstmals nach 14 Spielen als Verlierer vom Platz. Auch Teamchef Manfred Zsak wirkte gezeichnet. „Wenn man so ausscheidet wie wir, dann ist das schon sehr bitter.“ Ein Doppelpack der Finnen in Minute 80 und 90 besiegelte fast schon das Aus, in der Verlängerung gelang dann gar nichts mehr. „Vielleicht hat der eine oder andere dann Angst vor dem Gewinnen bzw. Aufstieg bekommen, ich kann es nicht sagen, ich bin ein wenig ratlos.“

Kein Ausnahmetalent

Zsak, der es in seiner Karriere auf 49 A-Länderspiele gebracht hat, ist kurz vor dem Erreichen des Höhepunktes seiner kurzen Trainerlaufbahn gescheitert. Er beklagt fehlendes Glück, ist fest davon überzeugt, dass sich sozusagen die falsche Mannschaft für die U21-EM qualifiziert hat. „Die bessere Mannschaft bleibt jetzt daheim – wir hätten dort mehr Punkte gemacht als Finnland.“ Graue Theorie, die Wirklichkeit heißt wieder Bundesliga-Alltag. „Wahrscheinlich haben wir den Aufstieg im Heimspiel vergeigt“, sinniert Zsak. „Super gespielt, 2:0 geführt – aber ein dummes Gegentor kassiert.“ Auch in Turku ist man übrigens in Führung gegangen.

Der jungen Mannschaft sind in Finnland auch einige Stützen abgegangen. Nicht nur der gesperrte Okotie, sondern vor allem auch Kapitän Franz Schiemer. Auch vom A-Team hätte Zsak Verstärkung gut gebrauchen können. „Mit Schiemer wären wir in der Abwehr sicher besser gestanden – für mich ist das ein künftiger Nationalspieler.“ Auch Veli Kavlak, der Rapidler, könnte einmal zum Kreis der heimischen Elitespieler zählen. „Man muss abwarten, wie er sich entwickelt.“ Ähnliches gilt für den Lask-Profi Saurer. „Er hat körperliche Defizite: ein Fliegengewicht, nicht sehr groß – ob das international gut geht?“

Die jetzige Unter-21-Auswahl zerfällt jedenfalls, die Spieler zerstreuen sich in alle Winde. Die größte Stärke der Mannschaft war das Zusammengehörigkeitsgefühl, im Kollektiv ist man gewachsen. Was fehlt, gibt Teamchef Zsak zu, das sind die großen Ausnahmekönner. „Vorne ist kein Toni Polster dabei, im Mittelfeld kein Andreas Herzog – und hinten kein Wohlfahrt Franz.“

Bei der Verabschiedung am Flughafen Wien-Schwechat hatten einige Spieler nasse Augen, so auch Marco Stankovic, der Torschütze von Turku. „Jetzt sind alle leer. Das waren zwei traumhafte Jahre. Vom Charakter und vom Sportlichen her habe ich noch nie in einer so großartigen Mannschaft gespielt, auch das Betreuerteam war perfekt. Jeder hat sich schon vorher immer gefreut, wenn er zur U21 eingerückt ist.“

Ihre Erkenntnisse wollen die scheidenden U21-Kicker bei einem Abend rund um das Länderspiel gegen die Türkei im November austauschen und damit ihre Nachwuchszeit endgültig abschließen. Tragendes Gerüst der Truppe bildeten die U17-EM-Dritten von 2003 und die U20-WM-Vierten von 2007, nun soll die neue U21 (Stichtag: 1. Jänner 1988) in ihre Fußstapfen treten.

Die nächste Generation

Dieses Team absolviert derzeit das Vier-Nationen-Turnier als U20-Mannschaft, die zuletzt die U19-Europameister-Truppe von Deutschland besiegte und ab sofort von Zsak übernommen wird. Richtig ernst wird es für die nachrückenden Hoffnungsträger im Herbst, wenn die EM-Qualifikation beginnt, in der sich der ÖFB wieder Hoffnungen machen darf. Schließlich sind auch noch Beichler, Madl, Kavlak, Baumgartlinger, der aktuelle A-Teamspieler Arnautovic oder Rapids Christopher Drazan spielberechtigt.

DATEN, FAKTEN

Ergebnisse der Fußball-Rückspiele im U21-EM-Qualifikations-Play-off: Finnland – Österreich 2:1 (2:1, 0:1) n. V., 4:2 im Elfmeterschießen. Finnland mit Gesamtscore von 3:3 im Elfmeterschießen weiter.

Spanien – Schweiz 3:1 (2:1, 0:1) n. V., Spanien mit 4:3. Weißrussland – Türkei 2:0 (1:0), Weißrussland mit 2:1. England – Wales 2:2 (2:2), England mit 5:4.

Die EM in Schweden findet von 15. bis 29. Juni 2009 statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2008)

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