Nur den Notnagel will keiner spielen

Andreas Herzog hat das Assistentendasein satt, Sturm Graz will Franco Foda nicht hergeben.

WIEN. Die Antrittsrede von Leo Windtner hat Österreichs Rekordinternationaler gar nicht gehört, weil er noch auf der Rückreise von Altach (2:1 gegen Austria) war, am Sonntag spionierte er beim matten Duell zwischen Salzburg und Lask (3:0). Aber Andreas Herzog, der treue ÖFB-Teamchefassistent, hat es schön langsam satt, immer nur den braven und netten Betreuer spielen zu dürfen. Der Vertrag des 40-jährigen Wieners mit dem Fußballbund läuft bis zum Ende der WM-Qualifikation, seine Zukunft ist aber auch eng verbunden mit Karel Brückner.

Der Entwicklungshelfer

Mitten im Trainerkarussell sitzt seit Monaten Franco Foda. Und zwar gegen seinen Willen. „Solange Brückner Teamchef ist, werde ich seine Arbeit nicht kommentieren. Und ich habe nie gesagt, dass ich Österreichs Teamchef werden will. Ich will mich zu diesem Thema nicht äußern und auch meine Einstellung dazu nicht preisgeben."

Der Präsident des Trainers, Hans Rinner, gibt sich da schon gesprächsbereiter. Vor einigen Wochen hat es ein Treffen in Graz mit Leo Windtner und Generaldirektor Alfred „Gigi" Ludwig gegeben, vereinbart wurden klare Spielregeln: „Wenn der ÖFB Franco Foda als Trainer haben will, dann muss man sich zuerst mit mir in Verbindung setzen." Dies sei allerdings (noch) nicht geschehen. „Ich kann es nicht verhindern, wenn mein Trainer nach Wien gehen will, aber freiwillig gebe ich ihn nicht her." Noch dazu, weil der Deutsche, der bei Sturm jahrelang als Legionär gespielt hat, an den Klub bis 2010 vertraglich gebunden ist. Wenn auch nur mündlich.

Dass Franco Foda interimistisch Sturm Graz und die Nationalmannschaft betreut, das kann sich Präsident Rinner nicht vorstellen. Obendrein ist er skeptisch, ob sein Coach als Teamchef überhaupt etwas taugen würde. „Seine größte Stärke ist, junge Spieler zu entwickeln. Und diese Stärke könnte er als Teamchef gar nicht ausspielen." Und außerdem habe er eine Art private Vereinbarung mit seinem Angestellten getroffen: „Wir sind uns einig, gemeinsam noch einige Titel gewinnen zu wollen." Heuer soll's der Pokalbewerb (Sturm trifft heute auf die Wiener Austria, 20.30 Uhr, ORF1) werden, „vielleicht schon nächstes Jahr die Meisterschaft."

Die Bundesliga redet mit

Andreas Herzog, der von der Bundesligaführung nicht als Teamchefkandidat bezeichnet wird, ist zu einer interimistischen Lösung nicht bereit. Verantwortung zu übernehmen, damit hätte er kein Problem. Aber nicht nur für das Rumänien-Länderspiel. Der Assistent sieht sich nämlich nicht als Notnagel. Foda auch nicht.

Bei Didi Constantini sieht das etwas anders aus. Der Tiroler hat sich als „Feuerwehr" bereits einen Namen gemacht, er stünde Gewehr bei Fuß. Das war unmittelbar nach der Euro 2008 schon so und daran hat sich nichts geändert.

EIN KANDIDAT

Franco Foda (*23. 4. 1966 in Mainz) bestritt 321 Bundesliga-Spiele und gewann dreimal den DFB-Pokal (1990 Kaiserslautern, 1993 Leverkusen, 1997 Stuttgart). Zweimal Meister mit Sturm Graz, zweimal Cup- und Supercupsieger. Später Nachwuchstrainer, Betreuer der Amateure, jetzt Cheftrainer.

NOCH EIN KANDIDAT

Andreas Herzog (*10. 9. 1968 in Wien) ist Österreichs Rekord-Internationaler (103 Länderspiele), war Uefa-Cup-Sieger, Meister in Deutschland mit Werder Bremen (zweimal Cupsieger), zweimal mit Rapid. Seit 2005 beim ÖFB, derzeit Teamchef-Assistent und Betreuer der U-16-Auswahl.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2009)

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