Arnautovic nach Rassismus-Vorwurf: "Habe innerlich geweint"

Marko Arnautovic
Marko Arnautovic(c) APA (Robert Jaeger)
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Dass er einen Gegner als "Nigger" beschimpft haben soll, hat den ÖFB-Spieler schwer getroffen. "Dieses Wort ist niemals gefallen", meint er. Die Untersuchungen gegen Arnautovic wurden eingestellt.

Marko Arnautovic ist ein Fußballer, der Fans von den Sitzen reißen und Gegenspieler sehr alt aussehen lassen kann. Ein Ferserl hier, ein Übersteiger da, kein Wunder, dass die drei Lieblingsdribbler des 19-Jährigen, der das Kicken gemeinsam mit seinem um vier Jahre älteren Bruder in einem Wiener Innenhof gelernt hat, Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic heißen.

Die vergangenen Wochen waren für Arnautovic eine extrem harte Zeit. Der Jungstar aus Österreich ist in den Niederlanden, wo er beim Tabellenzweiten Twente Enschede unter Vertrag steht, am 14. März über Nacht von einem bekannten Fußballer zu einem Thema in sämtlichen Nachrichtensendungen geworden. Grund dafür war leider nicht seine reichlich gefüllte fußballerische Trickkiste, sondern ein Rassismusvorwurf gegen seine Person.

"Dieses Wort ist niemals gefallen"

Im Teamcamp in Velden sprach Arnautovic nun erstmals öffentlich über dieses Thema. "Wir haben uns menschenunwürdig und sehr heftig geschimpft. Aber dieses Wort, das er mir vorgeworfen hat, ist niemals gefallen", versicherte Arnautovic, dem Willem-II-Verteidiger Ibrahim Kargbo vorgeworfen hatte, ihn als "Nigger" beschimpft zu haben.

Das wenig freundschaftliche Verhältnis zwischen Arnautovic und Kargbo besteht schon länger. "Jedes Mal wenn wir gegeneinander spielen, steigt er mir auf die Füße und haut mir ein paar rein. Aber als wir so dastanden und uns gegenseitig beschimpften, habe ich mir nur gedacht: Was machen wir da eigentlich?", erklärte der tiefgläubige ÖFB-Teamstürmer, der vor und nach dem Spiel sowie vor dem Schlafengehen Gebete spricht und auf seinem Innenarm die Worte "Gott beschütze mich" tätowiert hat.

Die Auswirkungen der Geschichte hatte Arnautovic völlig unterschätzt. "Ich bin nach Hause gekommen und meine Familie hat mich gefragt, ob ich wüsste, was das für Konsequenzen haben könnte. Ich hab gesagt, dass mir das egal ist und bin schlafen gegangen. Am nächsten Tag bin ich aufgestanden, habe Zeitungen gelesen und ins Internet geschaut. Ich dachte mir, ich bin im falschen Film und wusste nicht, was da plötzlich los war."

"Habe innerlich geweint"

Für Arnautovic war die Situation extrem belastend. "Ich bin erst 19 Jahre alt. Ich bin zu Hause gesessen und habe innerlich geweint", gestand Arnautovic. Die Untersuchungen gegen Arnautovic durch den niederländischen Verband sind mittlerweile seit Montag wegen zu geringer Beweislage eingestellt worden. "Ich bin sehr erleichtert, ich bin jetzt wieder frei", meinte Arnautovic.

Kontakt mit Gegenspieler Kargbo hat es seit dem Zwischenfall nicht gegeben. Doch Arnautovic berichtete von einem niederländischen TV-Interview des Mannes aus Sierra Leone. "Er hat dabei gesagt, dass es ihm leid für mich tue." Arnautovic hätte "keinerlei Probleme", die Sache mittels eines Gesprächs mit Kargbo aus der Welt zu schaffen. "Auf dem Feld ist dein bester Freund dein größter Feind. Abseits des Rasens schaut die Sache ganz anders aus."

Dass in ihm das Potenzial zu einem emotionsgeladenen "Häferl" steckt, will Arnautovic nicht abstreiten. Aber Arnautovic hat in dieser Hinsicht hart an sich gearbeitet. "Früher hatte ich disziplinäre Probleme. Da habe ich gegen Trainer zurückgeredet und Mitspieler beschimpft. Manche Eltern von Teamkollegen haben mich als kleinen Teufel gesehen. Aber ich habe mich geändert, ich bin jetzt ein ruhigerer Mensch."

Deshalb will er auch am Mittwoch in der WM-Qualifikation gegen Rumänien ausschließlich seine fußballerische Klasse sprechen lassen. Zahlreiche Topclubs stehen aber bereits jetzt bei seinem Manager Schlange. Ob Arnautovic dennoch bei Twente bleibt oder in eine seiner drei Lieblingsligen (Spanien, Italien, England) wechselt, will er erst nach Saisonende entscheiden.

(APA)

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