Wenige Tage vor dem Start der Deutschen Bundesliga entlässt Mainz 05 Trainer Jörn Andersen. Andreas Ivanschitz muss sich an den bisherigen U19-Coach Thomas Tuchel als neuen Boss gewöhnen.
Das Ausscheiden im Pokal gegen Viertligist VfB Lübeck war zweifelsohne eine riesige Blamage: Dass diese Pleite beim FSV Mainz aber so große Folgen haben würde, damit konnte wohl niemand rechnen. Drei Tage nach der peinlichen Pleite und fünf Tage vor dem Auftakt der Fußball-Bundesliga entlässt Mainz Trainer Jörn Andersen und präsentierte noch am Montag den bisherigen U19-Trainer Thomas Tuchel als Coach.
Der Verein gab zuvor in einer Aussendung bekannt, dass man sich am Sonntagabend einstimmig zu diesem Schritt entschieden habe. Auch Co-Trainer Jürgen Kramny wird von seinem Amt freigestellt.
"Wir haben als Mainz 05 ein klares Anforderungsprofil, wie ein Trainer mit der Mannschaft und im Verein arbeiten soll. Unsere Stärken sind Teamwork, die Nähe zur Mannschaft und die interne Kommunikation. Unser Ansatz und der von Jörn Andersen haben nicht mehr übereingestimmt, weil der Trainer sich in eine andere Richtung entwickelt hat", begründete Mainz-Manager Christian Heidel die Entscheidung.
Klubpräsident Harald Strutz ergänzte: "Wir haben diese Entwicklung beobachtet, intern ausführlich diskutiert und Jörn Andersen in einigen Gesprächen unsere Vereinsphilosophie klar gemacht. Am Ende müssen wir festhalten, dass seine und unsere Vorstellungen von der gemeinsamen Arbeit nicht mehr miteinander vereinbar waren. Da ist es konsequenter und auch ehrlicher, einen klaren Schnitt zu machen, als eine Entscheidung mit halbgaren Treueschwüren aufzuschieben."
"Vorstellungen waren zu unterschiedlich"
Der entlassene Andersen reagierte in einer ersten Stellungnahme enttäuscht: "Wir haben lange zusammengesessen. Aber wir haben in unseren Auffassungen über die gemeinsame Arbeit keine gemeinsame Linie mehr gefunden. Das ist sehr schade, ich bedauere die Entscheidung des Vereins sehr, aber unsere Vorstellungen waren einfach zu unterschiedlich. Wir gehen nicht im Bösen auseinander."
Andreas Ivanschitz, der erst vor knapp drei Wochen zu den Rheinhessen gewechselt war, muss sich nun bereits auf einen neuen Trainer einstellen. Im Rahmen einer Pressekonferenzwurde der neue Coach präsentiert: Thomas Tuchel, bisher Trainer der U19, mit der er 2008/09 die Meisterschaft geholt hatte, wird das Training übernehmen, er erhält einen Zweijahres-Vertrag. "Das ist auch für mich eine große Überraschung. Ich lebe jetzt meinen Traum", sagte Tuchel.
Gerüchte: Andersen mit zu hartem Training
Jörn Andersen hatte im Sommer 2008 den Mainzer "Volkshelden" Jürgen Klopp abgelöst und den FSV Mainz sofort in die Bundesliga geführt. Andersen dürften seine harten Trainingsmethoden zum Verhängnis geworden sein: Gerüchten zufolge soll der 46-Jährige laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" seine Spieler in der Vorbereitung auf die neue Saison so hart angefasst haben, dass es zu einer riesigen Welle von Ausfällen kam. Dadurch kam es nicht nur zu durchwachsenen Ergebnissen in den Testspielen, das Vorbereitungsspiel gegen Klopps neuen Klub Borussia Dortmund musste vergangenen Dienstag angesichts von 14 Ausfällen abgesagt werden.
Zudem soll Andersen zuletzt einen sehr merkwürdigen Umgang mit seinen Profis gepflogen haben und ihnen beispielsweise Kinderfotos am Spind verboten haben, da Fußballer nur durch Ordnung Leistung brächten. Die Aussagen von Manager und Präsident bei der Entlassung deuten ebenfalls in diese Richtung.
(sb)