Europa League: Salzburg verliert Hinspiel gegen Lazio

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Salzburg unterlag im Viertelfinalhinspiel der Europa League bei Lazio mit 2:4, auch der Hexenkessel Stadio Olimpico trug dazu bei. Es war die erste Niederlage von Österreichs Meister seit 223 Tagen.

Das Stadio Olimpico hatte sich an diesem Frühlingsabend sehr anständig gefüllt, 40.000 Zuschauer, darunter knapp 1000 Gästefans, säumten die Ränge der Arena. Ein wirklich ansehnlicher Besuch, zumal zu Lazios Heimspielen in der Serie A diese Saison durchschnittlich 25.600 Fans kamen. Die Arena, eröffnet 1932, ist durchaus charmant und zugleich unübersehbar in die Jahre gekommen, der Vergleich mit den Wiener Ernst-Happel-Stadion absolut zulässig.

Lazio und der gehasste Stadtrivale AS Roma tragen hier ihre Heimspiele aus. Die Stimmung beim Derby della Capitale braucht den internationale Vergleich nicht zu scheuen, doch selbst gegen Salzburg verwandelte der Lazio-Anhang das Stadion in einen Hexenkessel.

Wird die Vereinshymne gesungen, dann steht das ganze Stadion, und wenn Adler „Olimpia“ vor dem Anpfiff seine Runden dreht, dann wird Tradition gelebt. Fußballklubs und ein Adler, das kennt man: Auch bei Benfica Lissabon (Vitória) oder Eintracht Frankfurt (Attila) zelebriert man vor jedem Heimspiel dasselbe Schauspiel. Ob Salzburg irgendwann einmal einen Bullen durch die Arena in Wals-Siezenheim trampeln lässt?

Schockreaktion

Lazio gegen Salzburg, dieses Spiel war von Anfang an nicht mit den vorangegangen Auswärtsspielen von Österreichs Meister gegen Real Sociedad (2:2) und Dortmund (2:1) zu vergleichen. Denn die Italiener verfolgten zunächst wie erwartet eine andere, weniger offensiv-orientierte Taktik, sie wollten auch dem Gegner bewusst größere Spielanteile überlassen, um das schnelle Umschaltspiel zu forcieren. Der Plan funktionierte. Salzburg wusste mit dem Ball zu selten etwas anzufangen, fand keinen Rhythmus.

In der neunten Minute der erste Schock: Einen Querpass in den Rücken der Abwehr verwertete der aufgerückte Lulic im Strafraum mühelos, die Salzburger Hintermannschaft ließ jegliche Ordnung vermissen. Dass sich Lulic für einen kurzen Moment vor dem Sektor der Salzburg-Fans feiern ließ, sollte noch Folgen haben.

Die Elf von Marco Rose sah sich in der diesjährigen K.o.-Phase der Europa League mit einer neuen Situation konfrontiert, denn sowohl in San Sebastián als auch in Dortmund hatte Salzburg das erste Tor erzielt. Lazios Nadelstich-Taktik funktionierte, die Gäste blieben harmlos – bis zur 28. Minute. Nach einem Ellbogencheck gegen Dabbur im Strafraum ließ Schiedsrichter Hategan aus Rumänien zunächst weiterspielen, erst eine gefühlte Ewigkeit später und durch ein Signal des Torrichters entschied der Unparteiische auf Elfmeter.

Berisha verwandelte eiskalt, und als der Norweger provokant vor der Kurve der Lazio-Ultras posierte, schwappten die Emotionen endgültig über: Auf den Rängen, auf Lazios Trainerbank und auf der Medientribüne. Ein italienischer Journalist hatte sich auch zur Halbzeit noch nicht beruhigt, er brüllte in seiner Muttersprache und gestikulierte wild.

Wenn das Olimpico bebt

Jede strittige Situation wurde nun von lauten Schreien begleitet. Lazio fühlte sich benachteiligt, weswegen Coach Simone Inzaghi nach dem Halbzeitpfiff das innige Gespräch mit dem Schiedsrichtergespann suchte. Abseits all der Hektik wurde auch noch etwas Fußball gespielt, Salzburg hatte der Ausgleichstreffer naturgemäß gut getan, er brachte aber nur kurzfristig etwas Ruhe ins Spiel.

Auch nach Wiederanpfiff blieb es hochemotional. Zunächst führte Parolo Lazio mit seinem Treffer zum 2:1 zurück auf die Siegerstraße (49.), ehe Rose mit der Einwechslung Minaminos ein Glücksgriff gelang. Erst 54 Sekunden auf dem Rasen, traf der Japaner zum Ausgleich (71.). Fassungslosigkeit bei den Tifosi, die aber sogleich unbändigen Jubel wich. Ein Doppelschlag von Anderson (74.) und Immobile (76.) ließ das Stadio Olimpico endgültig beben.

Salzburg kassierte mit dem 2:4 die erste Niederlage seit 223 Tagen (0:1 bei Sturm), international verließ man zuletzt am 20. Oktober 2016 (0:1 gegen Nizza) den Rasen als Verlierer. Im Rückspiel am Donnerstag wartet eine sehr große, aber nicht gänzlich unlösbare Aufgabe. Erschwert wird sie durch die Gelbsperre von Diadie Samassékou.

("Die Presse", Print-Ausgabe 6.4.2018)

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