Saurer: "Hoffe, dass mich die Westtribüne akzeptiert"

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Fußball. Bei Rapid wurde Christoph Saurer wegen seiner Austria-Vergangenheit mit Pfiffen empfangen. Vor seinem ersten Derby sprach er mit der "Presse" über seinen Kampf um die Fangunst.

„Die Presse“: Am Sonntag erleben Sie Ihr erstes Derby – nicht für die Austria, für die Sie zwölf Jahre lang tätig waren, sondern für Rapid. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in Ihre Premiere?

Christoph Saurer: Gegen die Austria habe ich mit dem Lask schon öfters gespielt. Ein Derby ist aber natürlich eine besondere Sache, und ich freue mich sehr darauf.

Ihr Wechsel zu Rapid verlief von Fanseite her ziemlich ruppig. Fühlen Sie sich jetzt besser integriert?

Saurer: Am Anfang war großer Aufruhr unter den Fans. Ich habe immer nur auf meine Leistung auf dem Platz geschaut, wo es auch entscheidend ist, und die Süd- sowie die Nordtribüne unterstützen mich sehr. Sie haben es mir leichter gemacht, indem sie extra laut applaudierten, damit die Pfiffe nicht hörbar sind. Dafür bin ich auch sehr dankbar und versuche, das mit guten Leistungen zurückzugeben. Ich hoffe, dass mich dann auch der Kern der Westtribüne akzeptiert. Es gibt ja auch dort einige, die sich freuen, dass ich da bin.

Sind solche Pfiffe leistungshemmend oder fühlen Sie sich dadurch besonders motiviert?

Saurer: Ich versuche eigentlich in jedem Match meine Leistung zu bringen, egal ob auswärts oder daheim. Für die Mannschaft, für den Verein und für die Fans.

Rapid wird oft als Religion bezeichnet, das Stadion als „St. Hanappi“. Finden Sie es übertrieben, dass einige einen Ex-Austrianer wie einen Ketzer empfinden?

Saurer: Vielleicht ist jetzt eine empfindlichere Zeit, es gab ja schon früher Spieler, die von der Austria zu Rapid kamen und die auch direkt gewechselt sind. Ich war ja dazwischen drei Jahre in Linz. Das muss man einfach akzeptieren.

Aber warum ist es bei Ihnen so schwer? Es gab gezählte 60 Spieler und Trainer, die bei Rapid und bei der Austria tätig waren.

Saurer: Das ist eine gute Frage. (Lacht.) Da sollten Sie vielleicht die Fans fragen.

Ein großes Problem für einen Teil der Fans ist, dass Sie in einem Austria-Fanclub gewesen sein sollen.

Saurer: Das hat sich durch Facebook und diverse Internetforen sehr aufgebauscht. Irgendein „Lustiger“ hat wahrscheinlich provoziert. Aber das ist auf jeden Fall nicht wahr. Rapid hat das mit dem Fanbeauftragten der Austria geklärt, der bei dem betreffenden Fanklub nachgefragt hat. Dort wurde auch bestätigt, dass ich nicht Mitglied war.

Sie sind mit neun Jahren zur Austria gekommen. Was war der Grund für die Entscheidung pro Violett?

Saurer: Nachdem ich im zehnten Bezirk aufgewachsen bin und bei Ankerbrot gespielt habe, wo die Austria gleich daneben war, haben mich meine Eltern zur Austria gebracht. Ich habe dort alle Entwicklungsstufen bis zur Kampfmannschaft durchlaufen und dann nicht die Chance bekommen zu spielen. Deshalb bin ich weggegangen.

Werden Sie von den neuen Klubkollegen wegen Ihrer violetten Vergangenheit „gehäkerlt“?

Saurer: Ja, es gibt schon Schmähs. Aber das stört mich nicht, das muss man aushalten.

In Linz waren Sie unumstrittener Leistungsträger. Wie kommen Sie mit dem Abstieg zur Teilzeitkraft zurecht?

Saurer: Ich versuche, in den Zeiten, in denen ich spielen darf, dem Trainer zu beweisen, dass ich zur Stammelf gehöre.

Sie haben in allen ÖFB-Jugendauswahlen gespielt. Im A-Team reichte es nur zu 14 Minuten unter Karel Brückner. Haben Sie Ambitionen auf mehr?

Saurer: Damit beschäftige ich mich derzeit überhaupt nicht. Ich möchte mit dem Verein Erfolge erleben. Wenn der Teamchef anruft, werden wir weiterschauen.

ZUR PERSON

Christoph Saurer (*22. Jänner 1986 in Wien) begann seine Karriere beim KSV Ankerbrot. Der eher klein gewachsene Spieler wechselte 1995 zur Wiener Austria, 2007 zum Lask, im Sommer zu Rapid. Saurer spielte neun Mal für das U21-Team, 14 Mal für die U19-Auswahl, war bei der U17-EM 2003 Dritter. Ein Länderspiel unter Brückner im Februar 2009.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2010)

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