Baumgartlinger erwartet mehr von Sechser-Position

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Julian Baumgartlinger verstärkt das defensive Mittelfeld bei Mainz 05. Dort will er in der Funktion des „Sechsers“ glänzen. Lernfähigkeit ist eine von Baumgartlingers Stärken.

Flachau/Mainz. Lieblingsgegner? Nein, Lieblingsgegner habe er in der Deutschen Fußball-Bundesliga keinen, sagt Julian Baumgartlinger, der neue Mann im Trikot von Mainz05. „Alle Vereine, alle Stadien hier sind super.“ Ganz besonders aber freut er sich auf die Allianz-Arena, die er aus seiner Zeit bei 1860 München kennt. Und natürlich auf die neue Coface-Arena in Mainz, die heute mit den Finalspielen im Liga-total!-Cup (ab 18.45Uhr/Sat1) ihr erstes Großereignis erlebt. Vor 30.000 Zusehern feierte Ex-Austria-Wien-Spieler Baumgartlinger Dienstagabend nicht nur sein Debüt vor dem Mainzer Publikum, er bekam es bei seiner Feuertaufe gleich mit Meister Borussia Dortmund zu tun.

Viel Zeit, sich in Mainz einzuleben, hatte der 23-jährige Salzburger noch nicht. Ende Juni erst hatte er einen Vierjahresvertrag bei Mainz unterschrieben. Vergangene Woche war er auf Trainingslager in der Flachau. „Momentan wohne ich in Mainz noch im Hotel, aber die Wohnungssuche läuft auf Hochtouren.“ Schließlich soll im Herbst seine Freundin bei ihm einziehen. Im Klub hingegen hat es sich der defensive Mittelfeldmann schon wohnlich eingerichtet. „Andreas Ivanschitz hat mir den Einstieg sehr erleichtert. Beim Trainingslager waren wir Zimmerkollegen“, sagt Baumgartlinger im Gespräch mit der „Presse“ über seine ersten Tage in der jungen Mannschaft.

In Mainz gelandet zu sein, ist für ihn ein Glücksfall. „Ich habe nicht gesucht, es hat sich ergeben. Diese Liga war immer ein Vorbild und Ziel und daher erste Priorität.“ Baumgartlinger wirkt glücklich. Dass Mainz bloß ein Zwischenschritt sein könnte, will ihm nicht so recht über die Lippen. Er möchte seinem neuen Arbeitgeber gegenüber nicht unhöflich sein. Aber, sagt er, „ich hätte kein Problem, Italienisch oder Spanisch zu lernen“.

Lernfähigkeit zeichnet ihn aus

Lernfähigkeit ist eine von Baumgartlingers Stärken. Auf der Fußballschule in Bayern hatte er die Matura gemacht, mit seinem ehemaligen Teamkollegen bei der Austria, Manuel Ortlechner, hat er an der Fern-Universität Hagen das Studium der Wirtschaftswissenschaften begonnen. „Momentan aber ist dafür kaum Zeit“, sagt er. Schließlich gibt es in diesen Tagen auf dem Platz sehr viel zu lernen. „Trainer Thomas Tuchel arbeitet sehr strukturiert, sehr systematisch. Disziplin, Taktik, Einstellung kommen an erster Stelle“, versucht Baumgartlinger Unterschiede zwischen Wien und Mainz zu benennen: „Das heißt nicht, dass es das in Österreich nicht gibt, aber hier es ist stärker ausgeprägt.“ Tuchel, der Shootingstar unter den deutschen Trainern, indoktriniert das System. Mehr noch: „Wir bekommen die Abläufe injiziert“, sagt Baumgartlinger.

Als ersten Schritt will er sich an das höhere Spieltempo gewöhnen und sich Woche für Woche in die Elf spielen: „Über die Zahl der Einsätze und Spiele kommt die Leistungssteigerung.“ Der Druck ist hoch. Es gibt kaum einen Spieler, der nicht bereits eine Stunde vor Trainingsbeginn individuell arbeitet. „Das ist der einzige Weg weiterzukommen.“ Genauso ist bei der Ernährung Eigenverantwortung gefragt: „Ich darf keinen Blödsinn essen und trinken, denn schlechte Ernährung kann man kaum kompensieren.“

Auf dem Platz möchte Baumgartlinger dazu betragen, die Funktion des „Sechsers“ ganz speziell auszufüllen, „nach hinten absichern und das Spiel nach vorne immer wieder eröffnen“. In den vergangenen Jahren sei die Sechser-Position immer wichtiger geworden, analysiert Baumgartlinger. „Vom Sechser erwartet man nicht mehr, dass er nur laufen, grätschen, rutschen kann und ein Zerstörer ist, sondern dass er das Spiel beeinflusst und ein bisserl was mit dem Ball anstellen kann.“

Auf einen Blick

Der Liga-total!-Cup im neuen Mainzer Stadion („Coface-Arena“) ist der erste große Auftritt Julian Baumgartlingers im Trikot des Karnevalsklubs. Neben Mainz nehmen Meister Dortmund, Bayern München und der Hamburger SV an diesem Miniturnier teil, gespielt werden zweimal 30 Minuten.
Heute steigt um 18.30Uhr das Spiel um Platz drei, das Finale findet um 20.15Uhr statt.
Sat.1 Österreich überträgt beide Spiele live.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2011)

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