ÖFB-Krise: Herzog bleibt wieder in der Warteschleife

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Österreichs Fußball-Rekordinternationaler Herzog gilt seit Sommer 2008 als Teamchefkandidat. Aber Nachwuchstrainern wird in Österreich generell nicht allzu viel zugetraut. Der gute Rat: erst Sporen verdienen,

Wien. Bei den „Presse“-Lesern erfreut sich Otto Rehhagel großer Beliebtheit, der Deutsche hat bereits mehrmals sein Interesse am österreichischen Teamchefposten bekundet. Der 73-Jährige, der Griechenland 2004 zum Europameister gemacht hat, ist ein bekennender Wien-Fan. Er logiert gern in Begleitung seiner Frau im Hotel Sacher, ist heute noch ein väterlicher Freund von Andreas Herzog.
Viele Fußballfans würden sich die Verpflichtung von Paul Gludovatz wünschen, der Ried-Trainer hat mit diversen ÖFB-Nachwuchsauswahlen schöne Erfolge gefeiert. Auch Franco Foda gilt als heißes Eisen, der Sturm-Graz-Betreuer steht bei einigen ÖFB-Funktionären hoch im Kurs. Ob er mit den Steirern noch einen Meistertitel erringen kann, das ist mehr als fraglich, der 45-Jährige wurde bereits bei der Verpflichtung von Didi Constantini als möglicher Kandidat genannt.

Windtner muss Mehrheit finden

Ein anderes Lager im Fußballbund zeigt klare Präferenzen für Kurt Jara. Aber gegen den Tiroler gibt es auch Vorbehalte. Und ÖFB-Präsident Leo Windtner muss einen neuen Fachmann bringen, der im Direktorium eine Mehrheit findet. Schon in neun Tagen tritt man wieder zusammen, die Bundesliga hat zwei der insgesamt sechs Stimmen. Ligavorstand Georg Pangl und ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig sind nicht stimmberechtigt.
Bundesligapräsident Hans Rinner hingegen wird seine Stimme erheben. Namen nennt er nicht, aber er hat zumindest eine gewisse Vorstellung. „Er muss zu Österreich passen, Professionalität besitzen und akribisch arbeiten. Für mich ist wichtig, dass er für den Fußball sieben Tage die Woche lebt, 24 Stunden dafür da ist, und das womöglich 365 Tage im Jahr.“
Vorerst bleibt Dietmar Constantini Platzhalter für einen Nachfolger „mit Qualität“. Dafür ist der ÖFB auch bereit, Geld flüssig zu machen. Notfalls will man sogar einen Zusatzsponsor auftreiben. Nur Ablöse will man nicht unbedingt berappen. Sollte die Wahl auf Foda fallen, wird der Deal aber sicher nicht am Finanziellen scheitern. Auch ein Josef Hickersberger wurde vor der Euro 2008 aus einem laufenden Vertrag (mit Rapid) herausgelöst.
Bis zur Europameisterschaft war Andreas Herzog, erst am Dienstag von Uefa-Präsident Michael Platini geehrt, eine Art persönlicher Assistent von Josef Hickersberger. Später wurde er gemeinsam mit Jan Kocian offiziell Assistent von Karel Brückner, als es im März 2009 zur Trennung kam, war Österreichs Rekordnationalspieler auch wieder weg vom A-Team.
Andreas Herzog betreut seit über zwei Jahren die Unter-21-Auswahl, er hat Manfred Zsak beerbt. Josef Hickersberger hat den ehemaligen Rapid-Spieler bereits nach seinem Abtritt im Sommer 2008 vorgeschlagen, ihn als geeigneten Nachfolger bezeichnet. Der Vorwurf aber lautete, der Jungtrainer habe noch keine Mannschaft trainiert. Der gute Rat: erst Sporen verdienen, dann hoffen. Nach dem Ende der Ära von Karel Brückner ist Herzog allerdings auch nicht zum Zug gekommen, weil Präsident Leo Windtner einen „Feuerwehrmann“ gesucht hat. Einen routinierten Trainer, der vor allem für eine bessere Stimmung im österreichischen Fußball sorgen sollte.

Der Nährboden fürs Team

Der 42-jährige Herzog war zuletzt bei Rapid als Sportdirektor im Gespräch, über Nacht aber hat er dann abgesagt. Als Nachfolger von Alfred Hörtnagl hätte er sich bei einem österreichischen Großklub etablieren können, Herzog aber sieht sich in erster Linie als Trainer. Und nicht als Sportmanager.
ÖFB-Präsident Leo Windtner ist von den Qualitäten eines Andreas Herzog überzeugt, er sieht ihn im Nachwuchs bestens aufgehoben. Er legt dort den Grundstein für die Arbeit des Teamchefs, viele Constantini-Spieler könnten noch immer ins aktuelle U21-Team einberufen werden. Aber Nachwuchstrainer genießen im österreichischen Fußball zu wenig Aufmerksamkeit. Einige werden nicht einmal ernst genommen. Nur Herbert Prohaska sieht das anders. Der war schließlich selbst einmal U21-Betreuer.

Auf einen Blick

ÖFB-Präsident Leo Windtner befindet sich auf Teamchefsuche, aber es gibt noch nicht einmal ein aktuelles Anforderungsprofil. Das Direktorium besteht aus vier ÖFB-Vertretern (Tirols Sepp Geisler, Willi Prechtl OÖ, Johann Gartner NÖ, Leo Windtner), zwei Stimmen hat die Bundesliga (Hans Rinner, Markus Kraetschmer).

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