Schwarzgeld: Ex-GAK-Sekretärin legt Details offen

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Über Ex-Präsident Peter Svetits und eine ehemalige Klubsekretärin des ehemaligen Fußball-Bundesligisten wurde die Untersuchungshaft verhängt. Die Frau belastet mehrere Ex-Klubbosse und ehemalige Spieler.

[GRAZ] Exakt eine Woche bevor es ein Urteil im Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten des SK Sturm, Hannes Kartnig, geben könnte, nimmt das Verfahren gegen ehemalige Funktionäre des zweiten Grazer Traditionsklubs, GAK, mächtig Fahrt auf.

Die Vorwürfe, mit denen die Angeklagten im Sturm-Prozess und die Beschuldigten im Verfahren gegen den GAK konfrontiert sind, werden sich immer ähnlicher. Auch beim GAK soll es demnach Schwarzgeldzahlungen an Spieler in großem Stil gegeben haben. Zumindest belegen das mehrere Protokolle von Einvernahmen einer ehemaligen GAK-Angestellten, die der „Presse" vorliegen. Die Frau wurde mittlerweile in Untersuchungshaft genommen. Ebenfalls in U-Haft sitzt seit gestern, Mittwoch, der frühere GAK-Präsident Peter Svetits. 48 Stunden nachdem er als Folge einer Observation festgenommen wurde, begründete die Staatsanwaltschaft den Schritt mit „Verdunkelungsgefahr". Svetits war dabei gefilmt worden, wie er der Ex-Vereinsangestellten D. Geld übergeben haben soll. Die Staatsanwaltschaft vermutet hinter der Geldtransaktion den Versuch, D. zu einer günstigeren Aussage zu bringen.

Tatsächlich hat D. im Zuge ihrer Befragungen mehrere Ex-Präsidenten des GAK schwer belastet. Vor allem Svetits und sein Nachfolger am Vereinsthron, Rudi Roth, kommen in den Aussagen Ds. ganz schlecht weg. Sie stellt sie mehr oder minder als Drahtzieher eines ausgeklügelten Schwarzgeld-Auszahlungssystems dar. Aber auch die späteren Präsidenten Harald Sükar und Stephan Sticher werden belastet. Sticher hat daraufhin zu Wochenbeginn Schwarzgeldzahlungen während seiner Ära auf das heftigste zurückgewiesen („Die Presse" berichtete), Sükar und Roth waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Neben der Vereinsführung taucht in den Protokollen aber auch eine Vielzahl von Spielernamen auf, die Schwarzgeldzahlungen entgegengenommen haben sollen, darunter ein ehemaliger Mannschaftskapitän, mehrere ausländische Stürmer und ein Tormann. Nach bisherigem Ermittlungsstand wurden insgesamt rund 4,4 Millionen Euro Schwarzgeld an GAK-Spieler ausbezahlt.

Schwarzgeld: Auszahlungen im Stadion

Die Auszahlungsmodalitäten beschreibt D. gegenüber den Einvernahmebeamten sehr detailliert. In „Sideletters" und „Zusatzvereinbarungen" sei die Höhe der Zahlungen abseits des offiziellen Vertrags festgelegt worden. Das Geld dafür stammte laut D. aus Eintrittskartenerlösen, die verfälscht wurden. Der Ertrag aus den manipulierten Eintrittsgeldern soll rund 1,3 Mio. Euro betragen haben.
Die Geldtransfers liefen offenkundig über Scheinbuchungen. Svetits trieb laut D. Honorar-Noten von Spielervermittlern auf, diese bekamen allerdings nur zehn Prozent der auf den Rechnungen aufscheinenden Summe. Der Restbetrag war damit „frei verfügbar".
Nach dem Präsidentewechsel von Svetits zu Roth soll Roth auf eine Offenlegung der Schwarzgeldzahlungen gedrängt haben. Tatsächlich geändert hat sich laut Aussagen von D. aber nichts. „Unter Roth war es so, dass der Sportdirektor einen Betrag nannte, der für einen Spieler benötigt wurde (. . .). Ich bin dann zu Roth in sein Büro gegangen, habe das Geld übernommen, bin dann hinunter ins Stadion gegangen und habe dieses Geld dem Spieler, wenn er selbst da war oder dem Sportdirektor oder auch dem Spielervermittler übergeben." Diese Praxis soll sich bis 2006 fortgesetzt haben. Mit kleinen Pausen: „Wenn kein Schwarzgeld vorhanden war und auch kein attraktives Spiel mit hohen Einnahmen anstand, wurde der Spieler bis zum nächsten attraktiven Spiel vertröstet", erinnert sich D. bei einer ihrer Einvernahmen. „Bei einem Spiel gegen zum Beispiel Bregenz wurden kaum Einnahmen erzielt", heißt es darin.

Wenn Geld da war, war sein Weg vorgezeichnet: „Die Schwarzgeldzahlungen erfolgten von mir im Büro des Stadions Liebenau", gibt D. an. Die Geldübernahme wurde durch die Spieler auf vorbereiteten Belegen bestätigt. Unangenehme Fragen zu stellen, so berichtet die „Kleine Zeitung", war nicht erwünscht: „Frag nicht so blöd, mach es so wie immer", sollen Svetits und andere sinngemäß gesagt haben.

Auch Austria Klagenfurt zittert

Dem GAK selbst haben die von der Staatsanwaltschaft den Ex-Bossen vorgeworfenen Machenschaften (Abgabenhinterziehung, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen, schwerer Betrug) nichts gebracht: Er schlitterte im Jahr 2007 in einen Konkurs-Hattrick. Heute spielt er in der Regionalliga. Mit in den Fall gezogen werden könnte aber die Austria Klagenfurt, deren Präsident Svetits immer noch ist. Dem finanzmaroden Kärntner Verein hatte Svetits Sponsorgelder in der Höhe von 300.000 Euro versprochen. Aus der U-Haft werden die schwer zu organisieren sein.

("Die Presse", Printausgabe vom 17. November 2011)

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