Jupp Heynckes würgt den stotternden Bayern-Motor ab

Jupp Heynckes wuergt stotternden
Jupp Heynckes wuergt stotternden(c) Dapd (Sebastian Widmann)
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1:0-Sieg für Dortmund beim bis dato unangefochtenen Tabellenführer: Für den gerade wiedergenesenen Robben krempelte Bayerns Coach Heynckes sein Team um - und machte den Gästen das Siegen leicht.

Gästefans haben es in der Münchner Allianz Arena nicht leicht. Nicht nur, weil es beim deutschen Fußballrekordmeister FC Bayern nur in Ausnahmefällen sportliche Erfolge zu feiern gibt. Im Gästeblock sind zudem Speisen und Getränke strikt verboten. Da kennen die ansonsten ausnehmend freundlichen Ordner kein Pardon.

Am Samstagabend war das den tausenden BVB-Fans, die ihren Verein zum Spitzenspiel über den „Weißwurst-Äquator“ begleiteten, aber herzlich egal. Sie berauschten sich lieber an der Leistung der schwarz-gelben Akteure, die mit einem 1:0-Sieg beim bis dato unangefochtenen Tabellenführer belohnt wurde. Ein Sieg, der nicht nur vorerst einen bayerischen Alleingang durch die deutsche Bundesliga verhindert hat, sondern auch die spielerische Weiterentwickung des amtierenden deutschen Meisters aus dem Ruhrpott symbolisiert.

Der BVB hat nämlich sein fußballerisches Repertoire erweitert. Neben dem beherzten Hochgeschwindigkeitsfußball, der in der vergangenen Saison den Meistertitel eingebracht hat, gibt es jetzt auch trockene Taktiksiege wie in München. Die erste Halbzeit beschränkten sich die Dortmunder darauf, die bayerische Offensive in den Griff zu bekommen. Keine schlechte Idee angesichts der beeindruckenden Heimbilanz des FC Bayern: Fünf Siege gab es in den ersten sechs Spielen in der Allianz Arena – und das bei einem Torverhältnis von 23:1. Zudem wurde Ausnahmefußballer Arjen Robben rechtzeitig zum Spitzenspiel wieder fit.

Robben – um jeden Preis

Dass Bayern-Trainer Jupp Heynckes den Niederländer aber überraschend in die Startelf einbaute, war ein taktischer Fehlgriff. Für Robben krempelte der Coach sein Team völlig um: Um dessen Idealposition rechts in der offensiven Dreierreihe freizubekommen, musste Thomas Müller hinter den Spitzen spielen – wo er völlig farblos blieb. Der „Zehner“ Toni Kroos musste auf die Doppelsechs an die Seite von Luiz Gustavo zurückweichen. Für David Alaba blieb kein Platz mehr in der Startelf.

Und all das in einer Mannschaft, der seit dem Ausfall von Bastian Schweinsteiger ohnehin die Ordnung im Mittelfeld fehlt. Gebracht hat es nichts. Arjen Robben, erstmals seit dem 1. Oktober und einer Operation an beiden Leisten wieder auf dem Platz, war noch lange nicht wieder der Alte. Das hätte Heynckes wissen müssen. Die BVB-Abwehr hatte keine Probleme, den Niederländer aus dem Spiel zu nehmen. Wie beim letzten Auswärtssieg in München – im Februar dieses Jahres – wurde Robben bei Ballbesitz von Linksverteidiger Marcel Schmelzer und Laufmaschine Kevin Großkreutz gedoppelt. Meist konnte sich Robben nur noch mit einem Rückpass helfen.

Auch von Mario Gomez, der in zwölf Ligaspielen schon 13-mal getroffen hatte, war nichts zu sehen. Der Stürmer wurde vom Ex-Bayern Mats Hummels nach allen Regeln der Abwehrkunst abgemeldet.

Als einer der Gewinner auf bayerischer Seite darf sich David Alaba fühlen. Der Österreicher kam in der 72. Minute für Robben. Heynckes musste zu diesem Zeitpunkt zur Offensive blasen, weil in der 65. Minute Dortmunds Shootingstar Mario Götze zu schnell für den hüftsteifen Bayern-Innenverteidiger Jerome Boateng war und FCB-Torwart Manuel Neuer mit einem Schuss ins kurze Eck bezwungen hatte.

Alaba ersetzte Robben nicht nur, sondern übertraf ihn. Erst der 19-Jährige setzte spielerische Akzente im Bayern-Spiel. Der Ausgleich gelang aber nicht mehr. Franck Ribery schoss in der 91. Minute knapp über die Latte, das war es.

Und als die BVB-Spieler mit ihren Fans feierten, war die Allianz Arena nur noch zu einem Viertel gefüllt. Die Bayern-Anhänger konnte auch die Verpflegung nicht mehr halten.

Auf einen Blick

Dank eines Treffers von Mario Götze in der 65. Minute gewann Meister Borussia Dortmund das Spitzenspiel der deutschen Fußballbundesliga beim FC Bayern in der mit 69.000 Zuschauern ausverkauften Allianz Arena mit 1:0.
Nach 13 Spieltagen haben die Münchner damit nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den BVB.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2011)

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