Peter Pacult: "Schwieriger als bei Rapid"

Peter Pacult Schwieriger Rapid
Peter Pacult Schwieriger Rapid(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Sven Sonntag)
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Bei Rapid hat man ihn davongejagt, bei RasenBallsport Leipzig ist Pacult der sportliche Alleinherrscher. Er muss mit dem Klub Meister werden, weil es einen klaren Masterplan gibt.

Vor Ablauf der vorigen Saison wurden Sie von Rapid „vertrieben“, jetzt stehen Sie mit RasenBallsport Leipzig in Deutschland an der Tabellenspitze. Eine Genugtuung?

Peter Pacult: Hier geht es nicht um Genugtuung. Ich fühle mich hier sehr wohl, Leipzig ist eine angenehme Stadt zum Leben. Die Leute sind nett und freundlich, ich fühle mich schon wie daheim. Ich wohne nur wenige hundert Meter von jenem Hotel entfernt, wo wir Österreicher in der Qualifikation für die WM 1990 untergebracht waren. Ich habe beim 1:1 gegen die damalige DDR nicht gespielt, ich war ja nur die Nummer 17.

Leipzig hat den größten Konkurrenten Holstein Kiel geschlagen, zuletzt gegen Halberstadt einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg verwandelt, am Samstag aber gegen den Halleschen FC mit 0:1 verloren. Die Herbstmeisterschaft ist verloren, ein schwerer Rückschlag?

Moment einmal, wir haben hier noch überhaupt nichts erreicht. Es gibt keinen Unterschied zu Rapid, du musst bei Leipzig erfolgreich sein. Das bedeutet den gleichen Stress wie in Österreich, du hast denselben Druck wie bei Rapid. Unser Ziel ist es, Erster zu werden, wir wollen unbedingt aufsteigen. Vom dritten Platz können wir uns nichts kaufen. Vielleicht ist das noch schwieriger, als mit Rapid einen Europacup-Startplatz zu machen.

Wenn der Aufstieg nicht gelingt, dann werden Sie entlassen?

Es gibt eine klare Strategie und ganz klar definierte Ziele. Und den dementsprechenden Zeitrahmen. RasenBallsport Leipzig sollte im Sommer aufsteigen, weil es in der kommenden Saison ungleich schwieriger wird. Da gibt es dann fünf Regionalligen, aber nur drei Aufsteiger. Red Bull legt also großen Wert darauf, einmal in der Bundesliga (Anm.: besteht aus drei Ligen) vertreten zu sein. Dann wäre ein echter Anfang gemacht.

Welche Art von Fußball wird in Leipzig praktiziert? Reiner Zweckfußball?

Ich habe einen Kader von 21 Mann plus drei Torhüter. Wir agieren durchwegs mit zwei Stürmern, wir spielen offensiv. Das habe ich mit allen meinen Mannschaften so gemacht. Nur bei Rapid hat man immer wieder darüber diskutiert, wenn ich einmal nur eine echte Spitze aufgestellt habe. Jetzt habe ich gesehen, dass Rapid auch schon ohne einen einzigen Stürmer begonnen hat. Mich hätten sie dafür wahrscheinlich wieder in der Luft zerrissen.

RasenBallsport Leipzig wurde zu Beginn als Kommerz-Klub angefeindet. Wie sieht es mit einer Image-Korrektur aus?

Was heißt Kommerz-Klub? Das ist doch in Österreich nicht anders mit Salzburg. Und was ist die Wien-Energie? Bei uns geht es darum, etwas entstehen zu lassen. Und die Leute merken, dass hier etwas passiert. Wir haben einen Zuschauerschnitt von rund 8000 pro Partie – wir haben diese Zahlen also verdoppelt. Das hat natürlich auch mit den Pokalspielen zu tun, 34.000 Zuschauer bedeuten Klub-Rekord. Gegen Holstein Kiel haben wir 15.000 gehabt, das ist Liga-Rekord. Das sagt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Fußball-Anhänger sehen die Aufbauarbeit, die Akademie etc. Der Widerstand gegen Red Bull wird immer geringer, die anfängliche Skepsis ist fast schon weg.

Gibt es eigentlich für Sie als waschechten Wiener manchmal Verständigungsprobleme? Verstehen die Spieler Ihren Schmäh?

Also eines ist einmal klar – auch hier in Leipzig werde ich nicht beginnen, Hochdeutsch zu sprechen. Die Leipziger haben einen anderen Schmäh, aber das passt schon. Wir haben eben eher einen schwarzen Humor. Zu echten Missverständnissen ist es noch nicht gekommen. Die Mannschaft versteht mich schon.

Wie kommt der streitbare Pacult mit den Medien aus?

Kein Problem. In Wien hat man gewisse Geschichten doch immer nur übertrieben. Ich mache meinen Job, die Medien haben ihre Aufgabe.

Stimmt es, dass Sie mit Rapid-Präsident Rudolf Edlinger wieder ein freundschaftliches Verhältnis pflegen?

Die Enttäuschung war natürlich riesig, als man mich einfach rausgeschmissen hat. So etwas kann man nicht so einfach auf die Seite schieben. Aber da hat es eben so viele Einflüsterer gegeben, ein normales Verhältnis zum Präsidenten wird's nicht mehr geben. Aber ich hoffe, dass keine Schmutzwäsche gewaschen wird, sondern dass es doch noch zu einer vernünftigen Lösung mit Rapid kommt. Die fristlose Entlassung war nicht gerechtfertigt. Ich wiederhole mich noch einmal: Ich habe nicht gelogen. Möglich, dass mich Red Bull schon länger in der Planung hatte. Ich habe das aber nicht gewusst, vielleicht nur der damalige Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer. Ich erinnere nur an Guido Burgstaller, mit dem sich Rapid schon im Februar 2010 geeinigt hat – und Wr. Neustadt hat das auch nicht gewusst.

Wie oft haben Sie Kontakt zu Didi Mateschitz?

Das geht niemanden etwas an. Es gibt Kontakt, wenn es notwendig ist.

Haben Sie manchmal Heimweh?

So ehrlich muss man sein, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Manche Auswärtsspiele sind schon sehr trist und trostlos. Aber über die Weihnachtsfeiertage bin ich eh daheim.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2011)

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