Wiener Fußballderby: "Es gibt wenige Unterschiede"

Wiener Fussballderby gibt wenige
Wiener Fussballderby gibt wenige(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Hans Oberlaender)
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Am Sonntag sind die Wiener Austria und Rapid im direkten Duell zum Handeln gezwungen. Die Hütteldorfer wittern immer noch eine Titelchance, die Austria will einen Europacup-Platz absichern.

Als Spieler hat Peter Schöttel so manche Derbys gewonnen, er kennt das Gefühl, den Erzrivalen in die Knie gezwungen zu haben. Als Rapid-Trainer allerdings war ihm so ein Prestigeerfolg noch nicht vergönnt, die Hütteldorfer haben unter dem ehemaligen Nationalspieler noch kein Rezept gefunden, wie man Violett überwältigen kann. Das erste Saisonduell endete mit einem klaren Sieg für die Wiener Austria (3:0), dann folgte ein 1:1. Über das jüngste 0:0, ausgerechnet im 300. Derby, hüllt man besser den Mantel des Schweigens. Es war ein Langweiler der Sonderklasse, weil keine der beiden Teams den Mut aufgebracht haben, auch nur an die möglichen drei Punkte, die es zu gewinnen gibt, zu denken.

Diesmal ist die Ausgangssituation etwas besser, wenn man die Tabelle so interpretiert, dass beiden Mannschaften nur ein Sieg weiterhilft. Die Hütteldorfer wittern immer noch eine Titelchance, die Austria will einen Europacup-Platz absichern. Nur wenn der Klub auch in der kommenden Saison im internationalen Geschäft ist, verlängert sich der Vertrag mit Trainer Ivica Vastic. Wobei der Daxbacher-Nachfolger bekannt dafür ist, dass er nicht unbedingt das Risiko sucht. Als Spieler war der Offensivgeist ganz anders, jetzt lässt er lieber in der Defensive den Rollbalken herunter. Ganz nach dem Motto: Wer kein Tor kassiert, der kann auch nicht verlieren.

In der Generali-Arena wird die Austria allgemein als Favorit bezeichnet, eine uneinnehmbare Festung ist das Stadion in Favoriten aber nicht. Das weiß auch Peter Schöttel, der sich vor sportlichen Wettkämpfen allerdings nie weit aus dem Fenster lehnt. Über Stärken und Schwächen eines Gegners wird man von ihm nie etwas hören, dazu ist er viel zu sehr Diplomat. Aber der ewige Rapidler, der aus Wr. Neustadt zum Klub zurückgekehrt ist, sieht durchaus Vorteile für seine Mannschaft. „Von der Qualität gibt es wenige Unterschiede“, gibt der Trainer zwar zu bedenken, „aber ich glaube, dass wir von der Entwicklung der Mannschaft weiter sind.“ Dies sei allerdings auch nicht weiter verwunderlich, weil die Austria mit Zlatko Junuzovic und Nacer Barazite zwei Schlüsselspieler abgegeben hat. Und obendrein den Trainer gewechselt hat. Barazite, so wird übrigens kolportiert, soll auf der Wunschliste von Salzburg stehen. Ebenso Austrias Klein. Er ist kostenlos frei.

Bei Rapid dreht sich alles um das Comeback von Steffen Hofmann, der nach seiner Muskelverletzung wieder im Training steht. Aber der zentrale Rapid-Spieler, zu dem alle aufschauen, hat eine eher durchwachsene Derbybilanz. Manchmal ist es der Austria schon gelungen, den Deutschen komplett aus dem Spiel zu nehmen. „Er brennt auf dieses Spiel“, behauptet Peter Schöttel. Der Kapitän will aber nichts übers Knie brechen. „Halb fit werden wir ihn nicht aufs Feld schicken“, so Schöttel. „Wir haben noch sechs weitere Spiele. Steffen ist ein erfahrener Spieler, der seinen Körper am besten kennt.“

Nicht auszuschließen, dass der erst 20-jährige Lukas Grozurek wieder eine Chance bekommt. Der Youngster kommt von den eigenen Amateuren, Andreas Reisinger hat ihn einst vom Sportclub geholt. Im Winter ist Grozurek zu den Profis gestoßen, beim 0:0 gegen Wr. Neustadt durfte er sein Debüt feiern. Zuletzt aber wirkte er leicht überfordert. „Jeder Gang in die Rapid-Kabine ist etwas Besonderes“, sagt er. Mit den Amateuren hat er sich mit Violett bereits duelliert, beim 0:0 im Spätwinter ist er nur auf der Tribüne gesessen.

Nicht auf der Tribüne, sondern nur auf der Ersatzbank musste zuletzt Roland Linz, Austrias bester Derbyschütze, Platz nehmen. Ob er am Sonntag erstmals unter Ivica Vastic von Beginn an zum Zug kommt, das hat Vastic bis am Freitag offengelassen. Wie die Dinge liegen, dürfte er neuerlich nur als Joker vorgesehen sein. „Ich habe aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen, was am nächsten Tag passiert“, sagt der 30-Jährige. „Darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf, das ist vergeudete Energie. Ich kann es sowieso nicht beeinflussen. Ich weiß nicht, welche Ideen der Trainer hat.“

Ivica Vastic kennt die Stärken und Schwächen seines Schützlings. „Sein Plus ist, dass er Tore macht. Aber er ist davon abhängig, dass die Mannschaft Druck erzeugt und er so zu Situationen kommt. Er ist kein Spieler, der sich selbst Chancen kreiert.“ Roland Linz selbst sagt, er habe mit dem Trainer Vastic kein Problem. Er spricht von einem „normalen Spieler-Trainer-Verhältnis“. Seine Verbannung aus dem Kader hat medial viele Spekulationen ausgelöst, mangelnde Trainingsleistungen und fehlende Defensivarbeit wurden als Gründe angeführt. „Was man denkt, kann man eh nicht sagen. Denn dann wäre man sehr blöd. Das Motto lautet daher: Ruhe bewahren, sich auf die Zunge beißen, weitertrainieren und das Beste daraus machen.“

Linz denkt in erster Linie an seinen Verein. „Mit einem Sieg gegen Rapid können wir noch Meister werden!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2012)

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