Löw überrascht mit Nominierung von Schalkes Draxler

Julian Draxler
Julian Draxler(c) REUTERS (Ina Fassbender)
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Deutschlands Nationaltrainer Joachim Löw berief 27 Spieler in den vorläufigen EM-Kader, überraschend auch den erst 18-jährigen Julian Draxler. Löw sprach sich auch gegen einen Boykott des Turniers aus.

Bundestrainer Joachim Löw hat am Montag die 27 Spieler für seinen vorläufigen Kader für die Fußball-Europameisterschaft genannt. Zum deutschen Aufgebot gehören überraschend auch Torhüter Marc-Andre ter Stegen von Borussia Mönchengladbach und der erst 18-jährige Julian Draxler von Schalke 04. Bis zum 29. Mai muss Löw seine Auswahl auf 23 Spieler reduzieren. "EM heißt, dass jeder Spieler bis zur letzten Stunde um seinen Platz kämpft", sagte Löw bei der Nominierung in Rastatt.

Die Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf das Turnier in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) beginnt am Freitag mit einem einwöchigen Trainingslager auf Sardinien. Fehlen werden dann noch die 13 Profis der Cup-Finalisten Borussia Dortmund und Bayern München sowie die Legionäre Mesut Özil, Sami Khedira und Miroslav Klose. Nach einer Woche auf Sardinien zieht der DFB-Tross am 18. Mai ins Camp nach Südfrankreich um. Am 31. Mai steht die Generalprobe in Leipzig gegen Israel an, bevor am 4. Juni das EM-Quartier vor den Toren Danzigs bezogen wird.

Löw: "Sehe uns nicht als Topfavorit"

Die acht Bayern-Spieler um Teamkapitän Phillip Lahm werden wegen des Champions-League-Finales am 19. Mai gegen Chelsea und des Klub-Spiels gegen die Niederlande (22. Mai) erst rund zwei Wochen vor dem EM-Auftakt am 9. Juni gegen Portugal in die Vorbereitung einsteigen. Deshalb nominierte Löw mehr Akteure als die 23 erlaubten EM-Spieler. Im Aufgebot stehen auch die zuletzt lange verletzt gewesenen Stammkräfte Klose und Per Mertesacker. Draxler stand noch nie in einem A-Aufgebot und kann nun zu einem der jüngsten deutschen EM-Spieler werden.

"Die Spieler sehnen sich nach einem großen Erfolg", sagte Löw. "Ich sehe uns nicht als Topfavorit", schränkte er die Titelaussichten aber auch ein. "Wir gehen gut vorbereitet in das Turnier. Wir sind selbstbewusst genug."

Löw: "EM-Boykott nicht sinnvoll"

Löw übte auch Kritik an der politischen Situation in der Ukraine. "Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass Menschenrechte eines unserer höchsten Güter sind", sagte er. Selbstverständlich müssten Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, ein Schutz für Minderheiten und ein "humanitärer Umgang mit Frau Timoschenko" beobachtet werden. "Egal wo, ob in China oder Nordkorea oder der Ukraine."

Dennoch hält Löw einen Boykott der EM aber "nicht für sinnvoll". Da das Turnier im Fokus der Weltöffentlichkeit stehe, sei es jedoch eine gute Möglichkeit, dass "Dinge diskutiert werden". Seine Spieler dürften selbstverständlich ihre Meinung äußern - so wie es Philipp Lahm zuvor getan hatte. Der DFB-Kapitän hatte erklärt, dass er seine Ansichten unter anderem zu demokratischen Grundrechten in der derzeitigen politischen Lage in der Ukraine nicht wiederfinde und klare Worte vom Europäischen Verband (UEFA) gefordert.

Deutschlands Teammanager Oliver Bierhoff sagte, man verfolge die Situation in der Ukraine "mit Sorge". Deutschland bestreitet die Gruppenpartien gegen Portugal und Dänemark in Lwiw, das Spiel gegen die Niederlande findet in Charkiw statt.

Deutschlands vorläufiger EM-Kader:

Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Marc-Andre ter Stegen (Mönchengladbach), Tim Wiese (Werder Bremen), Ron-Robert Zieler (Hannover 96)

Abwehr: Holger Badstuber, Jerome Boateng, Philipp Lahm (alle Bayern München), Mats Hummels, Marcel Schmelzer (beide Borussia Dortmund), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Per Mertesacker (Arsenal)

Mittelfeld: Lars Bender, Andre Schürrle (beide Bayer Leverkusen), Sven Bender, Mario Götze, Ilkay Gündogan (alle Borussia Dortmund), Toni Kroos, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger (alle Bayern München), Julian Draxler (Schalke 04), Sami Khedira, Mesut Özil (beide Real Madrid), Lukas Podolski (1. FC Köln), Marco Reus (Mönchengladbach)

Angriff: Cacau (VfB Stuttgart), Mario Gomez (Bayern München), Miroslav Klose (Lazio Rom)

(ag)

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