ÖFB-Teamchef Koller: „Es gibt keinen Grund wegzugehen“

Et voilà: Marcel Koller verlängerte seinen Vertrag als ÖFB-Teamchef vorzeitig bis Ende 2017.
Et voilà: Marcel Koller verlängerte seinen Vertrag als ÖFB-Teamchef vorzeitig bis Ende 2017.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Marcel Koller, 55, verlängerte seinen Vertrag als österreichischer Teamchef, damit bestreitet das Nationalteam auch die WM-Qualifikation unter der Führung des Schweizers.

Wien. Der Blick auf das Mobiltelefon zauberte ein Schmunzeln in Marcel Kollers Gesicht. Die ersten Nachrichten sind rund eineinhalb Stunden nach Bekanntwerden seiner Vertragsverlängerung als österreichischer Teamchef bis Ende 2017 (bei erfolgreicher WM-Qualifikation bis Sommer 2018) bereits eingetrudelt, auch so mancher Spieler hat da schon seine Freude via SMS oder WhatsApp ausgedrückt. Ob Arnautović, Almer oder Janko, das wollte Koller nicht verraten, „aber sie alle werden überrascht sein“.

Dem Schweizer war eine gewisse Zufriedenheit und Erleichterung anzumerken, nachdem keine 24 Stunden zuvor die Entscheidung pro ÖFB gefallen war. Der laut und wiederholt geäußerte Wunsch von Verbandspräsident Leo Windtner, schon vor der Europameisterschaft in Frankreich zu wissen, wer danach Teamchef sein werde, ging also tatsächlich in Erfüllung. Windtner sprach bei der Pressekonferenz Dienstagmittag im Wiener Ernst-Happel-Stadion von harten Verhandlungsrunden zwischen den Parteien, „es war kein Kinderkaffeekränzchen“. Der Austausch mit Koller-Berater Dino Lamberti sei „hart, aber herzlich“ gewesen – letztendlich waren alle Seiten zufrieden.

Gespräche, Geld, Gefühle

Koller hat seit seinem Amtsantritt als ÖFB-Teamchef im November 2011 nicht nur für den heimischen Fußball die Werbetrommel gerührt, auch er persönlich hat vom rot-weiß-roten Höhenflug profitiert, an Ansehen und Marktwert gewonnen. Immer wieder ist der 55-Jährige mit anderen Nationalteams oder Klubs in Verbindung gebracht worden, auch in der jüngeren Vergangenheit. „Ich hatte auch das eine oder andere Angebote“, erklärte Koller, der die jüngsten spielfreien Wochen und Monate dazu genutzt hatte, in sich zu gehen und abzuwägen, ehe der Entschluss reifte. „Wir haben viele Gespräche geführt, uns in diesen gefunden. Alles war stimmig. Ich fühle mich wohl in Österreich, im Zusammenspiel mit der Mannschaft und dem Betreuerteam. Es gibt keinen Grund, von hier wegzugehen“, erklärte der auf Nachfrage der „Presse“.

Anders als bei der ersten Vertragsverlängerung im Herbst 2013 – Koller erteilte seinem Heimatland Schweiz eine Absage – hatte der Faktor Zeit nun nur eine untergeordnete Rolle gespielt. „Damals musste ich mich innerhalb von drei Tagen entscheiden. Die Medien waren miteingebunden, der Druck der Öffentlichkeit war da. Diesmal ist alles reibungsloser verlaufen.“ Mitentscheidend waren also die guten Gespräche, „auch die Perspektive der Mannschaft“ – und das Geld? „Das spielt auch immer eine Rolle.“

Warum Koller in der Vertragsfrage nicht auf Zeit gespielt hat, erst einmal den Verlauf der Europameisterschaft und sich womöglich auftuende Türen abwarten und betrachten wollte, bleibt allerdings ein kleines Rätsel. Koller, davon darf man ausgehen, wäre im Sommer gewiss auch anderswo ein gern gesehener Trainer gewesen. „Aber es muss immer für beide Seiten die Situation und das Miteinander passen . . .“

Der ÖFB hat also den Poker um Koller gewonnen, Fragen betreffend dessen Zukunft vor, während und unmittelbar nach der EM sind damit obsolet. „Wir wollten auf der Teamchefposition für Kontinuität sorgen“, sagte ein glücklicher Leo Windtner und verwies mit einem Augenzwinkern auf den Weltmeister Deutschland. „Dort ist Jogi Löw schon zehn Jahre Trainer.“

Der eingeschlagene Weg

Die Vorteile für den österreichischen Fußball durch die Vertragsverlängerung des ÖFB mit Koller sind nicht von der Hand zu weisen. Dass der eingeschlagenen Weg nun mit Konsequenz und Akribie weiter verfolgt werde, scheint gewiss. Die Chemie zwischen Spieler und Teamchef könnte wohl besser nicht sein. Koller: „Wir haben etwas geschaffen, das verbindet.“

Die Spieler begrüßten Kollers Schritt erwartungsgemäß. „Wir können auf unserer Arbeit aufbauen, müssen nicht von vorn beginnen“, meinte Kapitän Christian Fuchs in einer ersten Stellungnahme. Mainz-Legionär Julian Baumgartlinger glaubt den Grund für die Entscheidung zu kennen. „Die EM war vielleicht noch nicht das Ende der Fahnenstange.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2016)

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Kommentare

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