Leere Fanzonen: Wirte drohen mit Streik und Klage

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Standbetreiber klagen über zu strenge Auflagen der Uefa und hohe Mieten. Im Kampf gegen den Zuschauermangel sollen zusätzliche Eingänge und mehr Fernseher sorgen. Eine Happy Hour ist gescheitert.

In der Fanzone am Wiener Ring gärt es: Die Umsätze liegen bis zu 90 Prozent hinter den Erwartungen, klagen Gastronomen. Zum Teil seien Mitarbeiter wegen zu geringer Auslastung entlassen worden. Einige Wirte haben schon ihre Anwälte eingeschaltet und drohen mit Streik. Schuld daran sei die Stadt Wien, aber auch der Generalgastronom impacts steht im Zentrum der Angriffe.

Die Standmieten seien zu hoch, vor allem Stände in weniger günstigen Lagen würden leiden. Dass sich tagsüber kaum Kunden in die Fanzone verirren, sei ebenfalls hausgemacht. Zum einen seien Eingänge nicht oder schlecht beschriftet, zum anderen würde die Security extrem präpotent auftreten. „Trotzdem“, meint ein Standbetreiber, „müssen wir laut Vertrag um neun Uhr früh aufmachen.“ Seinen Namen will er nicht nennen, da ihm per Vertrag ein Interviewverbot auferlegt worden sei.

Impacts-Geschäftsführer Christian Chytil dementiert das Verbot. Dass es Probleme gibt, bestreitet er nicht. Doch seien das Anlaufschwierigkeiten. Am Ring würden zusätzliche Flatscreens montiert und im Bereich Grillparzerstraße sei ein zusätzlicher Eingang geschaffen worden, nachdem die Stände dort abseits gelegen und kaum besucht worden seien.

Aber es dürfte sich nicht nur an derartigen Details spießen. Hauptproblem ist, dass die erwartete Masse an Fans ausbleibt. Für 70.000 Zuschauer ist die Fanmeile zugelassen, zur besten Zeit waren knapp unter 50.000 in der Zone. Am Montag sahen nur 6000 Menschen das Spiel Rumänien gegen Frankreich, gerade 17.500 waren es bei Holland gegen Italien.

Eine erste Maßnahme sollte nun etwas Beruhigung schaffen: Von 9 bis 14 Uhr wurde eine Happy Hour überlegt, in der alle Getränke um einen Euro billiger verkauft werden. 99 Prozent der Wirte lehnten das aber wegen zu geringer Gewinnspanne ab. Somit bleiben die Preise für ein Bier bei 4,50 Euro, für Softdrinks bei 3,50 Euro und bei Mineralwasser für 3 Euro. Chytil fügt hinzu: „Jeder Gastronom wusste, wo das wirtschaftliche Risiko liegt.“ Doch die Stimmung werde sich noch aufbauen, das Problem bald verschwinden.

Ob günstigeres Bier tatsächlich mehr Fans bringen würde, ist aber fraglich. Denn die schwedischen Fans, für die man in Salzburg extra den Bierpreis gesenkt hatte, blieben in der Happy Hour der Fanzone weitgehend fern – sie feierten lieber mit mitgebrachtem Bier am Alten Markt ums Eck. Aber die Salzburger Gastronomen sehen dies gelassen, bisher laufe das Geschäft in der Fanzone trotz allem gut.

Drohbriefe von der Stadt

In Innsbruck herrscht dagegen gleichfalls Katzenjammer. „Heute ist der erste Tag, an dem etwas los ist. Bisher war nix, gar nix“, beklagen die Standbetreiber im Süden der Maria-Theresien-Straße. Durchschnittlich betrage der Umsatz seit Eröffnung nur 200 Euro pro Tag. Die Schuld suchen die Betreiber auch hier bei den Stadtverantwortlichen: „Statt das Geschäft anzukurbeln, schicken sie uns jeden Tag Drohbriefe, die UEFA-Auflagen einzuhalten. Sonst würden sie uns die Lizenz entziehen“, erzählt Würstel-Sigi, einer der Gastronomen. Erste Standbetreiber hätten ihre Läden dichtgemacht, erzählt er. Tatsächlich sind am Dienstagnachmittag, als endlich Horden von Spaniern und Schweden die Stadt bevölkern, einige zu.

„Ghost City“ Klagenfurt

Ähnlich der Tenor in Klagenfurt: Nur die Public-Viewing-Area am Neuen Platz war am ersten Spieltag gut gefüllt. Die Fanzonen im Messegelände und im Europapark verzeichneten schwache Auslastung. Gerüchte von Vergewaltigungen, Verwüstungen und Raufereien sollen die Einheimischen verschreckt haben. Dementsprechend sprechen ausländische Gäste schon von der „Ghost City“.

Landeshauptmann Jörg Haider will am Wochenende ein kroatisch-polnisches Freundschaftsfest feiern. Auch die Stadt reagiert: Bürgermeister Harald Scheucher will allen Ausschank-Betrieben außerhalb der Uefa-Fanzone die Miete für die Marktstände und 50 Prozent der Standgebühr erlassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.06.2008)

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