Italien: Donadonis Vorgänger wird sein Nachfolger

(c) AP (Lorenzo Galassi)
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Marcello Lippi übernimmt neuerlich das Amt als Chef der Squadra Azzurra. Der Weltmeister-Coach wird 1,2 Millionen Euro im Jahr verdienen.

ROM (ag./mhk). Lange hatte die Amtszeit von Roberto Donadoni als italienischer Teamchef nicht gedauert. Nur wenige Tage nach dem Viertelfinal-Aus gegen Spanien, ereilte auch ihn das Ende: Er hatte das deklarierte Ziel Halbfinale verfehlt und musste den Hut nehmen.

Die italienische Verbandsspitze aber hatte – im Vergleich zur ÖFB-Führungsriege – aber längst einen Alternativplan vorbereitet: Sie holte neuerlich Marcello Lippi an Board und machte den Vorgänger Roberto Donadonis auch gleich wieder zu seinem Nachfolger. Lippi, der die Squadra Azzurra 2006 in Berlin zum Weltmeistertitel geführt hatte, einigte sich mit dem italienischen Fußball-Verbandspräsidenten Giancarlo Abete bei einem Treffen in Rom auf einen neuen Vertrag als Teamchef. Dieser sieht nach Angaben der italienischen Sporttageszeitung „Gazzetta dello Sport“ für den 60-Jährigen 1,2 Millionen Euro Jahresgehalt vor. Lippi soll schon am Montag als neuer Coach präsentiert werden. Der 43-jährige Donadoni bestätigte in Interviews, dass er auf die Abfindung von 550.000 Euro, das sind sechs Monatsgehalter, verzichten werde. „Geld interessiert mich nicht“, kommentierte der geschasste Trainer.

Italienische Medien wollen wissen, dass Lippi bereits an der neuen Mannschaft, die am 20. August im Freundschaftsspiel gegen Österreich in Nizza antreten soll, bastelt. Schon kommende Woche will der Toskaner Kontakte zu verschiedenen Spielern aufnehmen und vor allem jüngere Spieler einbauen.

„Suche seriösen Klub“

Dass Lippi mit seinem Leben ohne Fußball nicht so recht glücklich war, hatte schon länger die Runde gemacht. In einem Interview im Februar 2008 mit der „Welt“ antwortete er auf die Frage, wie sich nach 24 Jahren Trainerlaufbahn diese Auszeit anfühle: „Anfangs war ich froh, mich mal um die Familie kümmern zu können.“ Doch, mittlerweile kitzle es ihn ungemein, wieder auf der Bank zu sitzen. „Über ein Jahr lang hat es mir überhaupt nicht gefehlt. Seit einigen Wochen rumort es aber in mir. Nicht so sehr die Bank, vielmehr mit einer inspirierenden Gruppe etwas Positives aufzubauen.“

Es müsste ein seriöser Klub sein mit einem intelligenten Programm und vernünftigen Ambitionen sein, hatte er philosophiert. „In den letzten Monaten habe ich Nationalteams, Klubs aus England, Spanien und einem Verein aus der Bundesliga abgesagt“, hatte er damals erzählt. Keine vier Monate später hat der Weltmeister-Trainer eine neue spannende Aufgabe gefunden...

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2008)

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