Hickersberger-Nachfolger: Geheimtreffen mit Mirko Slomka

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ÖFB-Präsident Friedrich Stickler knüpft erste Kontakte, setzte sich im Wiener Hotel Imperial mit dem ehemaligen Schalke-Trainer zusammen. Andreas Herzog gilt als noch nicht reif genug.

WIEN. Auch wenn Wien am gestrigen Final-Tag der Europameisterschaft 2008 der Nabel der Fußball-Welt war, so blieb es, was den österreichischen Fußballbund betrifft, trotzdem nur ein Dorf. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass sich Friedrich Stickler als Verbands-Chef und Martin Pucher, Präsident der heimischen Bundesliga, nach dem Rücktritt von Josef Hickersberger auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger machen müssen. In einem Monat will man den neuen Mann, der Ivanschitz, Stranz und Co. in die Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika führen soll, präsentieren. Die Premiere soll am 20. August beim Länderspiel gegen Weltmeister Italien in Nizza erfolgen.

Der ÖFB tut sich offenbar schwer, heimlich, still und leise den Markt zu sondieren. Andere Verbände schaffen das, Friedrich Stickler jedoch nicht. Er wurde jedenfalls von der „Presse“ am Sonntag gegen 9.30 Uhr im Wiener Hotel Imperial am Ring gesichtet. Vertieft war er in ein Gespräch mit einem interessanten Mann, der sich derzeit zufällig auf Arbeitssuche befindet. Die Rede ist von Mirka Slomka, geboren in Hildesheim, bis Mitte April noch Trainer beim FC Schalke 04.

Alles begann mit Jugendarbeit

Andreas Herzog, so die mittlerweile einhellige Meinung innerhalb des Präsidiums, ist noch nicht reif genug für das oberste Fußball-Amt des Landes. Der Rekordinternationale soll in der beinharten Qualifikation (gegen Frankreich, Rumänien etc) nicht verheizt werden, sondern weiterhin behutsam aufgebaut werden. Darum soll der „Teammanager“ schon bald eine ÖFB-Nachwuchsmannschaft betreuen.

„Wir wünschen uns einen Mann vom Kaliber eines Gerald Houllier“, hat Bundesliga-Präsident Martin Pucher erst vor wenigen Tagen erklärt. Mirko Slomka wäre vielleicht so ein Kandidat. Der 40-Jährige hat sich seine ersten Trainer-Sporen bei Hannover 96 bei der A-Jugend (U 19) verdient, einen ähnlichen Job hat er dann bei Tennis Borussia Berlin erfüllt. Er wurde in weitere Folge Cheftrainer bei TeBe Berlin, nach fünf Niederlagen in Serie wurde er im November 2000 entlassen, weil der Klub auf einen Abstiegsplatz absackte.

Von Oktober 2004 bis April 2008 war Schalke das Betätigungsfeld des ehemaligen Bundesliga-Spielers. Zunächst spielte er den Assistenten von Ralf Rangnick, am 4.Jänner 2006 wurde Slomka zum Cheftrainer in Gelsenkirchen bestellt. In der Rückrunde 2005/06 führte er Schalke ins Halbfinale des Uefa-Cups, in der Bundesliga verfehlte er jedoch eine Top-3-Platzierung.

Im Jahr darauf führten die „Königsblauen“ monatelang die Tabelle an, die Saison wurde glorreich auf Rang zwei beendet. Noch vor einem halben Jahr durfte der Schalke-Coach den Einzug ins Viertelfinale der Champions League bejubeln, gegen Barcelona war allerdings Endstation. Drei Tage später schlitterte sein Team gegen Werder Bremen in ein 1:5-Debakel – der Anfang vom Ende. Zwischen 2006 und 2008 war Slomka mit einem Punkteschnitt von 1,8 der erfolgreichste Trainer in Deutschland nach Ottmar Hitzfeld.

MATHEMATIK-LEHRER ALS TRAINER

Mirko Slomka (12. September 1967 in Hildesheim, Algermissen).

Der 40-Jährige spielte bei JSG Nord, TSV Türkenheim, SC Harsum, TuS Lühne, Stern Misburg, Fortuna Sachsenroß Hannover.

Trainer-Stationen: Slomka trainierte zunächst verschiedene Nachwuchsmannschaften von Hannover 96, unter anderem die späteren Nationalspieler Gerald Asamoah, Sebastian Kehl, Per Mertesacker und Fabian Ernst.

Über den Umweg Tennis Borussia Berlin wurde Slomka Co-Trainer bei Hannover, vom 1. Oktober 2004 bis 13. April 2008 stand er beim FC Schalke 04 unter Vertrag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2008)

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