157 Festnahmen: Deutsche Hooligans in Klagenfurt

  • Drucken

Nazi-ähnliche Parolen gegen Polen wurden skandiert. In der Fan-Zone war die Stimmung nach der deutschen Führung sehr aufgeheizt.

157 Hooligans sind am Sonntagabend in der Klagenfurter Innenstadt am Rande der Begegnung Deutschland gegen Polen festgenommen worden. Den zum Großteil deutschen Staatsbürgern werden Landfriedensbruch, gefährliche Angriffe auf Beamte und Verwaltungsübertretungen vorgeworfen. Die Gruppe war schon seit den frühen Nachmittagsstunden unter Beobachtung gestanden. Als sie nach Ende des Spiels Österreich gegen Kroatien auf sich aufmerksam machte, schlugen die Polizisten zu und setzten die in zwei Gruppen auftretenden Hooligans fest, bevor diese dazu kamen, gewalttätige Aktionen zu starten.Bereits in den frühen Nachmittagsstunden waren die Beamten über die Gruppe, die sich zunächst im Bereich Alter Platz - Herrengasse konzentriert hatte, auch dank szenekundiger Beamter im Bilde, wie es in einem Polizeibericht hieß. Mehreren Versuchen, die Gruppe schon früher zu zernieren, entzogen sich die Risikofans aber immer wieder, indem sie in die engen Gassen und Durchgänge der Umgebung auswichen. Daraufhin beobachteten die Polizisten die Truppe, ließ sie aber zunächst in Ruhe, solange sie keine weiteren Aktionen setzte.

Situation nach erstem Match eskaliert

Gegen Ende des Spiels Österreich gegen Kroatien in Wien eskalierte die Situation: Zunächst skandierten die Deutschen Sprüche, die an die Nazi-Zeit erinnerten, wie: "Deutsche wehrt euch. Kauft nicht bei Polen!" Nach Abpfiff kam Bewegung in die Gruppe: Unter offenkundig rechtsextremen, insbesondere antisemitischen und rassistischen Parolen wie "Alle Polen müssen einen gelben Stern tragen" marschierte die Gruppe über die Herrengasse zur Ursulinengasse. Dort erwartete sie schon die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) unter Einsatzleiter Oberst Ernst Albrecht mit Kräften des Unterstützungskommandos Bayern, der nordrhein-westfälischen Polizei sowie der Einsatzeinheit Oberösterreich.

Die Hooligans versuchten laut Polizei, die Beamten anzugreifen. Diese zerstreuten die Gruppe aber rasch, zernierten zunächst an der Ecke Herrengasse-Ursulinengasse einen Teil der Fans, etwas weiter oben einen zweiten und führten die beiden Ansammlungen wenig später zusammen. Einige wenige dürften nach Beobachtungen der APA in die Seitengassen entkommen sein. Die Eingeschlossenen riefen daraufhin: "Fußballfans sind keine Verbrecher!"

Dann erfolgte per Lautsprecher die polizeiliche Aufforderung, bei den Amtshandlungen kooperativ zu sein und den Anweisungen zu folgen. Den Hooligans wurde mitgeteilt, dass sie festgenommen seien. Die Deutschen wurden dann nach und nach in Arrestantenbusse und -wagen und weiter zur Anhaltestelle gebracht. Das dauerte bis weit in die zweite Halbzeit von Deutschland gegen Polen. Woher genau die Hooligans gekommen sind, wie sie eingereist sind sowie ob und wie sie organisiert waren, war am späten Abend noch unklar.

Aufgeheizt war auch die Stimmung in der größten Fanzone auf dem Messegelände nach der 1:0-Führung der deutschen Mannschaft. Zwischen - zumeist angetrunkenen - Polen und ebenso beeinträchtigten Deutschen kam es zu Beschimpfungen, auch Rangeleien wurden beobachtet. Unter dem Strich war aber keine Polizeiaktion nötig. Rund ein Drittel der Tausenden Fans waren Deutsche, schätzungsweise zwei Drittel Polen. Auch nach Spielende von Deutschland gegen Polen berichtete die Polizei von kleineren Scharmützeln rund um die Fanzonen Neuer Platz und Messegelände. Zu ernsten Zwischenfällen ist es aber zunächst nicht gekommen. Sobald sich etwas zusammenbraute, waren die Uniformierten auch schon zur Stelle und trennten rivalisierende Fans.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.