„Ich wollte noch einmal diesen Fanatismus erleben“

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Maierhofer, einst in Salzburg bejubelt und später verjagt, hat in Köln eine neue Herausforderung gefunden. Unter Trainer Holger Stanislawski will er zu alter Stärke finden und sich für ein Team-Comeback empfehlen.

Köln/Wien. Beim Abschied aus Salzburg weinte ihm die Führungsriege keine Träne nach. Eineinhalb Saisonen hielt die Ehe zwischen Stefan Maierhofer und dem heimischen Fußballkrösus, funktioniert hat sie nur ein Jahr. Salzburg, allen voran Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Roger Schmidt, fanden seit Sommer keine Verwendung für den 2,02 Meter großen Stürmer. Die Schlagzeilen hatte Maierhofer nur in der Saison 2011/2012 gebucht: Torschützenkönig, Double-Gewinner.

Über seine ehemaligen Vorgesetzten, Trainer Ricardo Moniz und Ko-Trainer Niko Kovač, spricht der Niederösterreicher immer noch in höchsten Tönen. Rangnick und Schmidt sind ihm „kein Wort mehr“ wert. Das letzte halbe Jahr soll „menschlich unterste Schublade“ gewesen sein. „Sonst gibt es dazu nichts zu sagen.“

Anfang Jänner fand sich Maierhofer auf dem Transfermarkt wieder. Der 1. FC Köln sendete rasch eindeutige Signale an den Stürmer, richtig konkret wurde es mit keinem anderen Klub.

„Dabei habe ich auch Angebote aus anderen Kontinenten erhalten“, schmunzelt Maierhofer, der im Gespräch mit der „Presse“ eines klarstellt: „Ich fühle mich nicht alt genug, um Europa jetzt zu verlassen.“

Und ewig lockt der Nachbar

Deutschland, das ist für den Angreifer so etwas wie seine zweite Heimat geworden. Nach Gastspielen bei Bayern München, TuS Koblenz, Greuther Fürth und dem MSV Duisburg ist Köln bereits die fünfte Adresse. Die zweite Bundesliga habe ihre Reize, die Geißböcke im Speziellen. „Ich wollte noch einmal diesen Fanatismus erleben, jedes zweite Wochenende vor 42.000 Zuschauern spielen“, schwärmt Maierhofer, der auch mit Ex-Klub Duisburg in Verbindung gebracht wurde.

Beim MSV genoss der 19-fache ÖFB-Teamspieler Kultstatus, sorgte unter anderem dafür, dass die Zebras 2011 das DFB-Pokalfinale gegen Schalke erreichten. Als der Wechsel zu Ligarivalen Köln publik wurde, gingen auf Facebook die Wogen hoch. Maierhofer wurde zur Zielscheibe vieler MSV-Anhänger, „weil viele die Hintergründe nicht kennen“. Mit Ivica Grlić, Duisburgs Sportdirektor, hatte er „gute Gespräche“ geführt, die sportliche Perspektive sprach letztlich aber für Köln.

Dort fühlt sich Maierhofer mittlerweile wohl, vor zweieinhalb Wochen tauschte er Hotelzimmer gegen Wohnung. Der Karneval, „die fünfte Jahreszeit“, wurde ausgiebig gefeiert und schadlos überstanden. Auch ein Lieblingslokal, nur einen Steinwurf vom Stadion entfernt, hat Maierhofer schon ausgemacht: „Claudio“, ein italienisches Spezialitätenrestaurant. „Er hat mittlerweile auch schon alle meine glutenfreien Speisen“, lächelt der gelernte Koch und Restaurantfachmann.

Große Ziele vor Augen

Nach zwei Kurzeinsätzen stand der Mittelstürmer Montagabend beim Auswärtsspiel in St. Pauli – erstmals seit dem blamablen 0:1 Salzburgs in Düdelingen – wieder über 90 Minuten auf dem Platz. Maierhofer vergab zwar hochkarätige Chancen, die Gäste siegten dennoch mit 1:0. Dem Tabellenfünften Köln fehlen sechs Punkte auf den von Franco Foda trainierten 1. FC Kaiserslautern. Maierhofer träumt vom Aufstieg in die Bundesliga.

„Wir haben noch zwölf Endspiele, darunter das direkte Duell am Betzenberg. Da ist noch richtig viel drin.“ Mit guten Leistungen will sich der Gablitzer auch wieder für das Nationalteam und Teamchef Marcel Koller interessant machen. Unter dem Schweizer kam Maierhofer noch nie zum Einsatz. Die Motivation ist groß. „Ich will mich empfehlen, den Rest muss der Teamchef entscheiden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2013)

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