Marko Arnautović versucht sein Glück in England. Der Werder-Legionär heuerte bei Stoke City an.
Wien. Es war ein turbulenter Tag, dieser letzte Tag, an dem es den meisten Spielern in Europa möglich war, noch rasch einmal den Arbeitgeber zu wechseln. Auch Österreichs Teamchef Marcel Koller verfolgte das bunte Treiben an der Fußballbörse mit Interesse. Schließlich durfte er seit Montag einen weiteren England-Legionär beim Nationalteam begrüßen. Denn Marko Arnautović wechselte von der deutschen Bundesliga in die Premier League, der Werder-Legionär heuerte bei Stoke City an. Der 24-Jährige unterschrieb einen Vierjahresvertrag, die Ablöse soll 2,35 Millionen Euro betragen. Werder Bremen hat vor drei Jahren weit mehr hinlegen müssen. Es sollen 6,5 Millionen gewesen sein. Nicht gerade ein idealer Deal für die Norddeutschen. Auch wenn der Klub behauptet: „Es hat für beide Seiten gepasst.“
Marko Arnautović hat in Bremen nicht das gehalten, was man sich von ihm versprochen hat. Als Fehleinkauf wollte ihn niemand bezeichnen, erste Wahl war er in den vergangenen Monaten allerdings auch nicht. Für Schlagzeilen sorgte er eher mit Tritten ins Fettnäpfchen und und mit größeren und kleineren Eklats. Nicht alle Geschichten grenzten an einen Skandal, manches wurde aufgeblasen, manches einfach skandalisiert. Fest steht, dass Arnautović gegen Ende der abgelaufenen Saison aus dem Kader eliminiert wurde – weil er nächtens mit dem Wagen auf der Autobahn gerast ist.
Den Exzentriker, der auf dem Rasen manchmal geniale Ideen zeigt, hat Werder geholt, weil man sich auch Tore von ihm erhoffte. In 72 Bundesliga-Einsätzen waren es dann aber gerade einmal 14 Treffer. Auch am Wochenende durfte er bei der Niederlage nur Joker spielen. Eine unbefriedigende Situation für einen, der sich für einen der größten Mittelfeldspieler in Europa hält. Oder zumindest für einen Champions-League-Gewinner und Winner-Typen.
Teamchef Koller begrüßt den Transfer von seinem Schützling, dem er auch dann die Stange gehalten hat, wenn er medial geprügelt wurde. „Ich hoffe, dass er spielt und seine Fähigkeiten auf dem Platz zeigen kann. Das wäre auch gut für uns.“ Auf der Insel, so glaubt der Schweizer, könnte die Spielweise des Offensivmannes sehr gefragt sein – und gefallen. „Er hat die richtige Körpergröße und ist in den Zweikämpfen präsent.“
Ob Arnautović in Deutschland gescheitert ist, wollten auch Sebastian Prödl und Zlatko Junuzović nicht beantworten. „Es war eben ein Auf und ein Ab“, sagt Junuzović. Er sieht etwas ruhigere Zeiten auf sich zukommen. „Ich habe jetzt bei einem Interview ein bis zwei Fragen weniger zu beantworten.“ Teamchef Koller quittierte diese Meldung mit einem Lächeln. Aber Arnautović hat seinen Trainer vor dem Wechsel immerhin um Rat gefragt.
Flanken und Soletti
Bereits im Winter hat es immer wieder Transfergerüchte rund um Marko Arnautović gegeben. Unter den Interessenten befand sich Dynamo Kiew, später war er bei West Ham und West Bromwich im Gespräch. Geworden ist es Stoke City. Nicht gerade die erste Adresse in der englischen Liga, bekannt ist vor allem der baumlange Mittelstürmer Peter Crouch. Wenn Arnautović also gezielt auf den „Soletti-Man“ flankt, dann sollte wenig schiefgehen. Arnautović ist übrigens der fünfte Neuzugang in diesem Sommer, das Debüt wird für 14. September im Heimspiel gegen Manchester City erwartet.
Auch ÖFB-Teamkollege Marc Janko (Trabzonspor) schloss einen Last-Minute-Transfer gestern nicht aus. „Es wird eng.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2013)