In Sarajewo bereiteten tausende Menschen ihrer erfolgreichen Mannschaft einen frenetischen Empfang. Mexiko muss sich bei Erzrivale USA bedanken.
Sarajewo/Wien. Das litauische Nationalstadion in Kaunas war alles andere als eine würdige Kulisse für einen historischen Abend, doch das war Bosniens Spielern und den rund 5000 mitgereisten Fans nach Abpfiff des letzten WM-Qualifikationsspiels gegen Litauen herzlich egal. Vedad Ibisević hat nach 67 Minuten das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg erzielt, der Bosnien erstmals in der Geschichte zu einem Großereignis bringen wird.
Spieler, Betreuer, Fans, Reporter – sie alle lagen sich in den Armen und Trainer Safet Sušić war nicht der Einzige, den die Tränen übermannten. „Das ist die Belohnung für die harte Arbeit“, sagte der 58-Jährige. Im Anschluss flog die Mannschaft direkt nach Sarajewo und fuhr im offenen Bus ins Stadtzentrum, wo den Helden ein frenetischer Empfang bereitet wurde. Für die tausenden Anwesenden gab es längst kein Halten mehr, sie feierten mit Autokorsos, Hupkonzerten und Feuerwerk.
„Unsere Drachen sind bis nach Brasilien geflogen“, jubelte die Tageszeitung „Oslobođenje“, nachdem man zuletzt zweimal im Play-off an Portugal gescheitert war. Rund 4,5 Millionen Einwohner zählt der Balkanstaat, dessen Fußballauswahl erst 1995 ihr erstes offizielles Länderspiel bestritt. Die Spannungen zwischen Bosniaken, Serben und Kroaten manifestierten sich in der Vergangenheit auch im Fußballverband, erst 2012 hatte ein Streit um die Besetzung des Präsidiums eine Suspendierung von Fifa und Uefa zur Folge. Ein Komitee um Extrainer Ivica Osim konnte schließlich vermitteln. Auf der ersten WM-Teilnahme ruht daher auch die Hoffnung, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Immerhin hat sich Bosnien bislang als einziges der exjugoslawischen Länder für Brasilien qualifiziert. Serbien, Montenegro, Slowenien und Mazedonien sind gescheitert.
Kroatien steht im Play-off und wird dort mit neuem Trainer antreten. Niko Kovać, bislang bei der U21, beerbt Igor Stimać. Dieser hat aufgrund der „schrecklichen Atmosphäre in der Mannschaft“ seinen Rücktritt angeboten.
„Mexiko starb in Costa Rica und erstand in Panama wieder auf“, fasste die mexikanische Version der ESPN-Homepage die Gefühlsachterbahn für Mexikos Nationalteam am letzten Spieltag zusammen. Eine 1:2–Niederlage in Costa Rica setzte den Schlusspunkt einer völlig verpatzten WM-Qualifikation. Zu diesem Zeitpunkt führte Panama gegen die USA und war auf Platz vier gezogen. Doch in der Nachspielzeit drehte die Elf von Jürgen Klinsmann und Ko-Trainer Andreas Herzog die Partie noch zu einem 3:2-Erfolg und verhalf damit ausgerechnet dem Erzrivalen zum Play-off-Duell gegen Neuseeland. „Wir haben bis zur letzten Minute alles gegeben, das ist unser Job“, sagte Klinsmann. „Natürlich tut mir Panama leid. Das zeigt, wie brutal Fußball sein kann.“ (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2013)