Millionenshow mit Schönheitsfehler

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Greenpeace und Zenit-Fans trüben Austria-Freude über Millionenerlös.

Wien. „Das ist eine Katastrophe, es war peinlich. Im Fußball wird so viel über Rassismus und Aggressionen gesprochen, und dann passiert so etwas.“ Austrias Trainer Nenad Bjelica wirkte konsterniert, als er nach dem 4:1-Sieg seines Teams im abschließenden Champions-League-Gruppenspiel gegen Zenit St. Petersburg auf die Vorfälle im Happel-Stadion angesprochen wurde: Russische Fans hatten gezielt Knallkörper in einen Austria-Sektor geworfen.

Seitens der Wiener wurden 15 verletzte Zuschauer gemeldet, für drei Personen endete der Abend sogar im Krankenhaus. Vor allem Familien hatten sich im betroffenen Sektor F1 aufgehalten. Nach einigen Minuten der Krawalle wurde das Spiel kurzzeitig unterbrochen, ein Abbruch stand im Raum, ehe die Polizei den Zenit-Sektor umstellt hatte und mit Tränengas gegen die Hooligans vorging. Sechs Fans wurden dabei leicht verletzt, sieben weitere noch im Stadion festgenommen.

Beiden Teams drohen Strafen

Dass Knallkörper den Weg ins Stadion finden, sei laut Austria-Vorstand Markus Kraetschmer nicht zu verhindern. „Vor allem im Winter kann in der Kleidung viel geschmuggelt werden. Solche Dinge sind offenbar nie in den Griff zu bekommen...“ Dem amtierenden Meister droht als Veranstalter aber nicht nur aufgrund dieser Vorkommnisse Ungemach. Während die Mannschaften Aufstellung bezogen, entrollten sechs als Cheerleader getarnte Aktivistinnen der Umweltschutzorganisation Greenpeace Plakate mit der Aufschrift „Gazprom don't foul the arctic“. Der russische Erdölkonzern fungiert in der Champions League als finanzstarker Sponsor und ist auch Hauptgeldgeber von Zenit. Die Aktivisten hatten sogar falsche Uefa-Jacken getragen und sich so Zugang zum Spielfeld verschafft. Erst im Oktober wurde der FC Basel als Heimmannschaft nach einer Greenpeace-Aktion von der Uefa mit einer 30.000-Euro-Strafe belegt.

Glücksgefühle, Katzenjammer

Das Sportliche rückte durch die Geschehnisse abseits des Rasens etwas in den Hintergrund, dabei hatte sich Austria den Applaus der 37.500 Zuschauer redlich verdient. Im letzten Gruppenspiel glückte der erste Sieg – zuletzt hatte mit Sturm Graz 2001 (2:1 bei Panathinaikos Athen) ein heimischer Klub in der Königsklasse ein Spiel gewonnen. „Ein 4:1 hätten wir nicht erwartet. Das ist fantastisch“, jubelte Philipp Hosiner, Doppeltorschütze und „Man of the match“. Etwas Wehmut schlich sich bei den Austrianern dann doch ein. Fünf Punkte bedeuteten den letzten Gruppenplatz und das Europacup-Aus. Nenad Bjelica trauerte dem Aufstieg nach: „Wenn man den Einsatz meiner Mannschaft in diesen sechs Spielen gesehen hat, dann hätten wir uns den zweiten Platz verdient gehabt.“

Doch der Blick auf das Bankkonto tröstet. Inklusive aller Prämien rechnet Kraetschmer mit Bruttoeinnahmen von knapp über 15 Mio. Euro. Das vor Saisonbeginn noch bei 1,9 Mio. Euro stehende negative Eigenkapital ist passé. Investiert wird weiter in die Stadioninfrastruktur: Eine zweite Videowall soll installiert, die noch leer stehende Ecke zwischen Süd- und Westtribüne ausgebaut werden. Für eventuelle Verstärkungen im Winter genießt der Klub nun auch finanziellen Spielraum.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2013)

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