Trauer um Udo Lattek

Archivbild Udo Lattek
Archivbild Udo Lattek(c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuter)
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Die deutsche Trainer-Legende ist im Alter von 80 Jahren verstorben. Er gewann 15 Titel, trainierte Stars wie Beckenbauer und Maradona.

München. Die deutsche Trainer-Legende Udo Lattek ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Das bestätigte sein früherer Arbeitgeber FC Bayern München am Mittwoch. Lattek ist mit acht Meistertiteln der erfolgreichste Trainer in der Geschichte der deutschen Bundesliga. Beim FC Bayern gewann er 1974 den Europacup der Landesmeister, fünf Jahre später führte er Mönchengladbach zum Sieg im Uefa-Cup. Mit dem FC Barcelona holte Lattek darüber hinaus 1982 den Europacup der Cupsieger. Insgesamt gewann er 15 Titel.

Lattek war in seiner Karriere beim 1. FC Köln als Technischer Direktor tätig und trainierte sowohl Schalke als auch Dortmund. Der BVB war seine letzte Trainerstation, 2000 führte er mit Assistent Matthias Sammer den Klub aus der Abstiegszone. Als Zeitungskolumnist und Experte in der TV-Sendung „Doppelpass“ bei Sport1 erlangte er in Deutschland endgültig Kultstatus. Der gebürtige Ostpreuße hatte zuletzt in einer Kölner Betreuungseinrichtung gelebt. Er litt an der Parkinson-Krankheit.

Sportliche Höhen, persönlichen Tiefen

Er war eine Ikone des deutschen Fußballs. Doch für den einst vor Energie nur so strotzenden Zampano war sein 80. Geburtstag schon anders als andere Ehrentage; die Parkinson-Krankheit hatte ihn gekennzeichnet, seit über einem Jahr lebte er zurückgezogen in dem Kölner Pflegeheim. Es passte aber in das Gesamtbild, Latteks Leben war von sportlichen Höhen und persönlichen Tiefen geprägt.

Sein Sohn Dirk starb als 15-Jähriger an Leukämie und auch er selbst bangte um sein Leben, als ein Gehirntumor entfernt werden musste vor einigen Jahren. Lattek, der sich nie ein Blatt vor den Mund nahm, wusste, was im Leben das Wichtigste ist. „Carpe diem, lebe den Tag, ist mein Ziel“, betonte er stets. Der Fußball, sein Lieblingssport, gab ihm die Kraft dazu.

Lattek prägte die Trainer-Szene und den Fußball über drei Jahrzehnte. Zu seinen Schützlingen gehörten Weltstars wie Franz Beckenbauer, Allan Simonsen, Diego Maradona, Bernd Schuster, Karl-Heinz Rummenigge oder Lothar Matthäus. „Ich bin aus dem Nichts gekommen. Ich habe dem Fußball alles zu verdanken“, blickte Lattek zu seinem 80. Geburtstag noch einmal in einem DPA-Interview in Dankbarkeit auf seine Laufbahn zurück. „Ich hatte außer dem, was ich kann, nichts mitgebracht.“

Doch für sein Können wurde er geschätzt, zudem: seine Erfolge sprachen für sich. „Er war einer der modernsten Trainer Europas und hat den Fußball geprägt wie kaum ein anderer nach ihm“, teilte Weltmeister-Macher Joachim Löw in der DFB-Aussendung mit. Vor seinem einstigen Vorgänger als Bundestrainer-Assistent (1965 bis 1970 unter Helmut Schön) hatte er stets größten Respekt. „Udo war schon zu Lebzeiten eine Legende. Die Nachricht von seinem Tod hat uns tief bewegt. Sein Name ist eng mit FC Bayern München verbunden“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.

Pädagoge, der das Entertainment nicht mochte

Fürwahr, den genoss der Pädagoge. Mit Bayern und Gladbach gewann er acht Meisterschaften, mit München obendrein dreimal den Pokal. Der Triumph der Bayern im Europapokal der Landesmeister war sein größter Erfolg. Den konnte er nicht mehr wiederholen, weder 1977 mit Borussia gegen Liverpool noch 1987 mit Bayern in Wien gegen den FC Porto (Ferslertor Rabah Madjer, 1:2). Auch wurde er in Barcelona gefeiert, er war dennoch an einer andren Größe letztlich gescheitert. Das Zerwürfnis mit Diego Maradona kostete ihn den Job.

Lattek war eben kein Freund des Entertainments, der ehemalige Sportlehrer liebte die Ehrlichkeit des Spiels. Business, Show, Stars, für all das hatte er nichts übrig. Dabei war Barcelona für ihn der Ausweg, „das letzte Ziel meiner Flucht“ gewesen nach dem Tod des Sohnes.

(red)

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