Uli Hoeneß: Der Frieden des Bayern-Machers

Uli Hoeneß
Uli Hoeneß(C) APA
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Im März 2013 wurde Uli Hoeneß im Steuerprozess verurteilt, seit 2. Jänner ist er Freigänger – 2016 könnte die Strafe zur Hälfte auf Bewährung ausgesetzt werden.

München. Ein Jahr nach der Verurteilung als Steuerhinterzieher hat Uli Hoeneß nach Ansicht von Karl-Heinz Rummenigge „ein Stück seiner Würde zurückgekriegt“. Das sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern und langjährige Weggefährte von Hoeneß in einem Radiointerview. Der Ex-Präsident des FC Bayern ist am 13. März 2014 wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Seit 2. Jänner ist er Freigänger und arbeitet beim FCB tagsüber in der Jugendabteilung. „Ich habe den Eindruck, dass er seinen Frieden gefunden hat“, sagte Rummenigge.

An der Säbener Straße hat Hoeneß Anfang des Jahres jedenfalls sein altes Büro wieder bezogen, jüngst war er bei einem U19-Spiel der Bayern in Mainz wieder auf einer Tribüne zu sehen. Er hat gut zwanzig Kilogramm abgenommen, er zeigte Interesse an Spiel und Transfers, berichtet Rummenigge. Jemand, der sich wie Hoeneß derart mit einem Klub identifiziere, müsse einfach so schnell wie möglich wieder dabei sein. Es sei sein Selbstverständnis, sein Leben. „Ich habe den Eindruck, er fühlt sich wohl.“ Die Zeit in der Haftanstalt werde er meistern, zudem würden einige der Weggefährten und aktuellen Spieler ihn immer wieder „da drüben“ auch besuchen.

Macher, Manager – Häftling

Jubiläen dienen zumeist als Erinnerung, sie geben Anlass zur Freude. Im Fall von Hoeneß aber ist es wahrlich anders. Der Blick zurück irritiert weiterhin, das Ausmaß seiner geradezu maßlosen Spekulationen und die weiterhin umstrittene Gesamtsumme in Millionenhöhe sorgen für Unverständnis. Er galt als Vorbild und Mann, dessen Handschlag Qualität besaß. Er war Macher, Manager und Unternehmer, ein Typ mit ungeheuren Nehmerqualitäten und dem Mut, selbst in der Münchner Schickeria jederzeit mit jedem auf Konfrontation zu gehen. Hoeneß war der Begriff der Angst fremd. Demut, Bescheidenheit, blasse Zurückhaltung – das war seinen Gegnern vorbehalten. Mit dem Prozess wegen Steuerhinterziehung aber zerbrach dieses medial gepflegte Scheinbild.

Nachdem sich alle Wogen rund um den 63-Jährigen mit jedem Tag in Haft zu glätten schienen und sich interessanterweise in ganz Deutschland ein Hauch von Sympathie für den reuigen Exfußballer bemerkbar machte, sorgt nun ein neues Buch über ihn für Aufregung in München. „Die Akte Hoeneß“ (CBX-Verlag) lautet das Werk von Thilo Komma-Pöllath und darin wird der Versuch unternommen, nicht an der Person, sondern an der Legendenbildung zu kratzen. Ehemalige Kollegen kommen zu Wort, das Privatleben wird voyeuristisch betrachtet und es gibt plakative, für den Verkauf taugliche Aussagen. Hans-Josef Kapellmann, ein ehemaliger Bayern-Spieler, wird so zitiert: „Uli verkauft seine eigene Großmutter, wenn es sein muss.“

Eine harte Einschätzung, aber Hoeneß ist wegen der Hinterziehung von Steuern in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Er ließ alle Fragen zu seiner Person unbeantwortet. Es ist nachvollziehbar, was hätte er denn preisgeben sollen?

Er trat jedenfalls seine Haftstrafe am 2. Juni 2014 an, ein Jahr später erreicht er den Freigänger-Status, muss also nur über Nacht in seine Zelle in Rothenfeld bei Andechs zurückkehren. Von dort wird er täglich von einem Fahrer in sein Büro gefahren. Es sind für ihn jeden Tag 35 Kilometer der Einkehr. Falls sich Hoeneß nun nichts zuschulden kommen lässt, kann er sich berechtigte Hoffnung darauf machen, dass die Hälfte seine Strafe zur Bewährung ausgesetzt wird. Der 63-Jährige könnte Anfang März 2016 aus der Haft entlassen werden.

Ex-Häftling, Macher, Präsident

Uli Hoeneß wird definitiv weitermachen bei seinem FC Bayern, in irgendeiner Funktion, so viel ist sicher. Nur ob er wieder als Präsident an der Spitze des deutschen Rekordmeisters, also an vorderster Front und zugleich in der medialen wie wirtschaftlichen Auslage, antreten wird, das bleibt vorerst offen. Rummenigge hat ihn gefragt, als Gentleman und Freund. „Strebst du die Rückkehr ins Präsidentenamt an? Diese Frage habe ich ihm am 2. Jänner gestellt.“ Er antwortete: „Ich weiß es nicht, ich habe noch keinen klaren Plan.“ Auch im Verein und mit allen Partnern ist diese Causa noch längst nicht geklärt. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2015)

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