Fifa-Skandal: "Warum keine Ermittlungen gegen Blatter?"

Jack Warner
Jack WarnerAPA/EPA/GARY I ROTHSTEIN
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Jack Warner, einer der 14 Verdächtigen auf der Liste der US-Ermittler, fordert Europa zu Untersuchungen auf - auch gegen Fifa-Präsident Joseph Blatter.

Der unter Korruptionsverdacht stehende frühere Fifa-Vizepräsident Jack Warner hat Ermittlungen gegen Fußball-Weltverbandschef Joseph Blatter gefordert. Kein anderer habe so viel Schande über die FIFA gebracht, sagte der ehemalige Spitzenfunktionär dem "stern" (Mittwoch).

"Warum ermittelt keiner in Asien, warum nicht in Europa? Warum gibt es keine Ermittlungen gegen Blatter?" Ob Blatter korrupt sei, könne er nicht sagen. "Wenn ich in seinem Alter wäre, würde ich in Rente gehen und die Führung der Fifa an einen Jüngeren übergeben." Über den Fifa-Präsidenten verliert er kein gutes Wort: "Kein anderer hat so viel Schande über die Fifa gebracht."

Der 79-jährige Blatter war am vergangenen Freitag trotz des Korruptionsskandals um führende Fußball-Funktionäre zum fünften Mal zum Fifa-Präsidenten gewählt worden. Neben Warner sind 13 weitere Funktionäre im Zuge des Skandals angeklagt worden.

Warten auf den angekündigten Tsunami

Warner selbst verfügt allerdings auch über eine alles andere als weiße Weste. Dem Geschäftsmann aus Trinidad und Tobago werden Ticketverkäufe am Schwarzmarkt, Absprachen bei der Vergabe von TV-Rechten sowie Bestechung vorgeworfen. Bereits einmal legte er sich mit Blatter an, was seine Fifa-Karriere beendete.

Bei der Fifa-Präsidentenwahl 2011 unterstützte Warner Blatters Herausforderer Mohammed bin Hammam. Der Katari und Ex-Präsident des Asiatischen Verbandes soll mithilfe Warners Stimmen gekauft haben. Beide Herren wurden später suspendiert, Blatter gewann. Warner trat daraufhin aus allen Fifa-Ämtern zurück, womit die internen Ermittlungen gegen ihn eingestellt wurden. Der 79-Jährige versprach dem Weltverband einen "Tsunami" - dieser blieb bislang aber aus. Nun könnte er seine Drohung wahr machen.

Warner engagiert sich seither politisch in seiner Heimat. Eigene Verfehlungen hat Warner stets vehement abgestritten. Auch die aktuellen Bestechungsvorwürfe, wegen denen er kurzzeitig festgenommen worden war, hält er für falsch. "Ich lese dieses Zeug nicht", sagte er über die Anklageschrift aus den USA.

Warner fällt auf Satire-Video herein

Zuletzt war Warner jedenfalls Spott gewiss. Auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte er ein Video, in dem er sich auf einen Artikel des US-Satire-Magazins "Onion" berief. Darin wurde behauptet, die Fifa habe die WM kurzfristig in die USA vergeben, um bei den US-Ermittlern gut Wetter zu machen. Obwohl derart absurd, fiel Warner offensichtlich darauf herein und fragte in dem Video: "Wenn die Fifa (aus Sicht der USA) so schlecht ist, wie kommt es dann, dass die USA die WM austragen, die am 27. Mai begonnen hat?". Erst nach zahlreichen hämischen Kommentaren wurde das Video offline genommen und wenig später ohne die peinliche Passage wieder veröffentlicht.

(APA/dpa/red)

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