ÖFB-Team: Dragovic - Moskau statt Barcelona

SOCCER - UEFA EURO 2016 quali, RUS vs AUT, preview
SOCCER - UEFA EURO 2016 quali, RUS vs AUT, preview(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Ort)
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Aleksandar Dragović, 24, ist nicht erst seit dem Double-Gewinn mit Dynamo Kiew ein vielerorts begehrter Verteidiger. Gerüchten schenkt er wenig Beachtung, „aber sie ehren mich“.

Wien. 48 Pflichtspiele hat Aleksandar Dragović in der laufenden Saison bereits absolviert, ein letztes und zugleich sehr bedeutendes erwartet ihn am Sonntag (18 Uhr, live in ORF eins) mit dem österreichischen Nationalteam. In der EM-Qualifikation trifft die Mannschaft von Teamchef Marcel Koller auf Russland, verlässt man Moskau ungeschlagen, steigen die Chancen auf eine Teilnahme an der Endrunde in Frankreich 2016 weiter. Dragović wird in diesem Spiel wieder eine wichtige Rolle zuteil. Der 24-Jährige mimt den Abwehrchef, er wird sich, wie man es von ihm kennt, kompromisslos in jeden Zweikampf werfen, lautstark Kommandos geben.

Der Wiener ist mittlerweile ein gestandener Spieler, reich an Erfahrung. Sein bisheriger Karriereverlauf gleicht einem peniblen Plan. Die Wiener Austria, sein „Herzensklub“, diente 2011 als Sprungbrett ins Ausland, das mit Basel recht nahe lag. Zweieinhalb Jahre später war Dynamo Kiew bereit, neun Millionen Euro für den Innenverteidiger zu bezahlen. Ein gutes Geschäft für alle Beteiligten. In der Ukraine machte Dragović den nächsten Schritt in seiner Entwicklung, obwohl oder gerade weil die erste Saison nicht nach Wunsch verlief. „Das war das schrecklichste Jahr in meiner Karriere. Wir haben schlecht gespielt, dazu kam der Krieg. Aber als Mensch hat es mich weitergebracht.“

Nachdem der Klub einen Wechsel auf der Trainerbank vornahm, fand Dynamo zurück in die Erfolgsspur. Erstmals seit sechs Jahren feierte Kiew heuer wieder den Gewinn der ukrainischen Meisterschaft, blieb in 26 Spielen ungeschlagen. Zudem triumphierte man im Cup. „Das zeugt von Qualität, immerhin spielen in der Ukraine Vereine wie Schachtjor Donezk oder Europa-League-Finalist Dnjepro“, sagt Dragovic, der zugleich relativiert. „Man muss auch Realist sein, die Ukraine ist nicht England oder Italien.“

Neben David Alaba ist Dragović der aktuell erfolgreichste Fußballer des Landes. In seinen bisherigen zwei Jahren bei Dynamo holte der ÖFB-Legionär einen Meistertitel und zwei Cupsiege, dazu kommen drei Meistertitel und ein Pokalsieg mit dem FC Basel sowie ein Cupsieg mit der Austria. „Der Rucksack mit den Pokalen wird immer schwerer, viel Platz ist nicht mehr“, meint er schmunzelnd.

Begehrlichkeiten

Dragović wurde in den vergangenen Monaten mit etlichen Klubs in Verbindung gebracht. Zunächst war von Manchester United die Rede, später auch von Arsenal und Dortmund. Das jüngste Gerücht heißt FC Barcelona. „Es ehrt mich, wenn darüber gesprochen wird, Barça ist ein Weltklub“, sagt Dragović, dessen Vertrag in Kiew bis 2018 Gültigkeit besitzt. Dementsprechend hoch dürfte auch eine mögliche Ablöse ausfallen, der Marktwert des Legionärs beträgt derzeit über elf Millionen Euro. Dragović könnte sich einen Verbleib in der Ukraine durchaus vorstellen, „ich fühle mich dort sehr wohl“, aber die Zeit scheint reif für den nächsten, großen Transfer. „Es gibt Interessenten, das ist kein Geheimnis. Aber ich würde nur zu einem Verein wechseln, der um den Meistertitel spielt“, betont der Rechtsfuß, der sich mit seiner privaten Zukunft erst nach dem Russland-Spiel näher beschäftigen möchte. „Mein Fokus liegt jetzt zu 100 Prozent auf dem Nationalteam.“

Dieses erwarten in Moskau am Sonntag hohe Temperaturen und ein Gegner, der mit dem Rücken zur Wand steht. Acht Punkte aus fünf Spielen, das ist die magere Ausbeute der Elf von Teamchef Fabio Capello zur Halbzeit der EM-Qualifikation. Die Sbornaja ist zum Siegen verdammt, anders als Österreich. „Wir brauchen nicht von Anfang an Hurra-Fußball spielen“, betont Dragović, der auf eine sichere Defensive baut: „Die Null sollte schon stehen.“

Teamkollege Marko Arnautović gab sich angriffslustiger. „Ich weiß nicht, wie das andere Spieler sehen, aber ich will jedes Spiel gewinnen.“

AUF EINEN BLICK

Aleksandar Dragović ist der Taktgeber in der Abwehr der österreichischen Nationalmannschaft, die am Sonntag in der EM-Qualifikation in Moskau auf Russland trifft (18 Uhr, live ORF eins). Der 24-Jährige, bis 2018 bei Dynamo Kiew unter Vertrag, wird immer wieder mit ausländischen Klubs in Verbindung gebracht. „Noch ist aber nichts konkret.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.06.2015)

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