Robert Almer: Ein Teilzeitarbeiter als Nummer eins

SOCCER - UEFA EURO 2016 quali, LIE vs AUT
SOCCER - UEFA EURO 2016 quali, LIE vs AUT(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Christian Ort)
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Robert Almer war in den vergangenen vier Jahren in Deutschland meist nur Reservist, im Nationalteam aber ein sicherer Rückhalt. Für den EM-Traum kehrt er nach Österreich zurück.

Wien/Moskau. Keine einzige Minute. Nicht eine. Robert Almer war in der abgelaufenen Bundesligasaison in Deutschland nicht mit Spielpraxis gesegnet. „Ohne Einsatz im Kader“ stand meist neben seinem Namen. Einmal, im November des Vorjahres, absolvierte er gegen den Goslarer SC in der Regionalliga Nord 90 Minuten für die zweite Mannschaft von Hannover 96. In der Bundesliga vertrauten die Niedersachsen stets dem Deutschen Ron-Robert Zieler. Für Almer blieb nur die Reservistenrolle, die der 31-Jährige schon so oft in seiner Karriere ausübte. Das war schon bei der Wiener Austria so, später in Düsseldorf und eben in Hannover.

Almer, der Teilzeitarbeiter, absolvierte in den vergangenen vier Saisonen nur 36 Pflichtspiele. Ein Wert, den andere Torhüter in nur einer Spielzeit erreichen. Im gleichen Zeitraum stand der Steirer 21-mal für das österreichische Nationalteam zwischen den Pfosten. Unter Marcel Koller debütierte Almer am 15. November beim 1:2 gegen die Ukraine in Lemberg. Der Torhüter gewann rasch das Vertrauen des Schweizers, er ist nunmehr seit dreieinhalb Jahren die Nummer eins. Koller hielt immer an Almer fest, allen Widrigkeiten bei dessen Vereinen zum Trotz. Selbiges tat er auch bei Marc Janko, als dieser in der Türkei nur Zaungast war.

Almer zahlte Koller das Vertrauen in Form von guten Leistungen zurück. Dem Schlussmann unterliefen nie grobe, spielentscheidende Fehler, Medien und Fans bot er somit keine Angriffsfläche. Koller schätzt die Qualitäten des Routiniers, seine ausgeglichene Persönlichkeit und die Art und Weise, wie Almer mit den zahlreichen Rückschlägen auf Klubebene umging. Er fokussierte sich stets auf das Training, für das Nationalteam, in dem er gebraucht wurde, wollte er immer bereit für den Ernstfall sein.

Spielpraxis für die EM

Jedes Wochenende auf dem Rasen zu stehen fehle ihm nicht zwingend für sein Spiel, erklärte Almer. Spezifische Tormanntrainings seien eigentlich viel herausfordernder. Almer vertraut auch auf autogenes Training. „Bei den Skifahrern sieht man oft, wie sie vor dem Rennen nochmals die Strecke „abfahren“. Als Torhüter kann ich Ähnliches machen, kann etwa gedanklich durchspielen, wie ich einen Schuss ins rechte Eck abwehre oder zu einer Flanke hinauslaufe“, sagte Almer der „Presse“. Doch irgendwann, das liegt in der Natur des Spiels, will jeder Torwart wieder (regelmäßig) spielen. Nach Jahren in der Rolle des Ersatztorwarts sehnte sich Almer in den vergangenen Monaten verstärkt nach dem Vertrauen eines Klubtrainers.

Almer verständigte sich mit Hannover auf seinen Abgang, bei der Wiener Austria begrüßte ihn Sportdirektor Franz Wohlfahrt mit offenen Armen. Im Sommer kehrt Almer zurück an den Verteilerkreis, den er vor vier Jahren verließ, um sein sportliches Glück in Deutschland zu suchen, dieses aber nie fand. Die Entscheidung sei „wohl überlegt“ gewesen, die mögliche Teilnahme an der Europameisterschaft in Frankreich nächstes Jahr ein wesentlicher Faktor. In Zukunft ist Almer eine echte Nummer eins – beim Klub und im Team.

ÖFB-Elf auf Sieg eingestellt

Österreichs Team flog Freitagnachmittag nach Moskau, die Zuversicht vor dem richtungsweisenden Duell mit Russland am Sonntag (18 Uhr, live in ORF eins) ist groß. „Wir fliegen dorthin, um zu gewinnen“, bekräftigte Zlatko Junuzović das Vorhaben der ÖFB-Equipe. Allerdings wäre man angesichts der Tabellensituation in Gruppe G auch mit einem Unentschieden durchaus zufrieden. „Es wäre positiv, wenn wir nicht verlieren. Kleinigkeiten können entscheiden.“

www.Live-Ticker am Sonntag ab 18 Uhr unterwww.diepresse.com/ticker

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2015)

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