EM-Qualifikation: Auf der Zielgeraden nach Frankreich

FUSSBALL EM QUALIFIKATION: RUSSLAND - �STERREICH
FUSSBALL EM QUALIFIKATION: RUSSLAND - �STERREICH(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Österreich bewies beim 1:0 in Russland erst spielerische, dann kämpferische Qualität. Das EM-Ticket wartet im Herbst, der erste Lohn schon bei Auslosung der WM-Qualifikation.

Moskau/Wien. Der Schlusspfiff eröffnete im Moskauer Otkrytije-Stadion die österreichische Freudenfeier: Auf dem Rasen lagen sich Spieler und Betreuer in den Armen, auf den Tribünen jubelten die mitgereisten Fans. Der 1:0-Erfolg gegen Russland hat die österreichische Nationalmannschaft der EM-Endrunde in Frankreich einen Riesenschritt nähergebracht. Vier Punkte aus den ausstehenden vier Partien, darunter die Heimspiele gegen Moldau und Liechtenstein, trennen Österreich von der ersten EM-Qualifikation auf sportlichem Weg. Sollte Russland am nächsten Spieltag gegen Schweden nicht gewinnen, könnte die Mannschaft von Marcel Koller mit einem Heimsieg über Moldau bereits am 5. September das EM-Ticket lösen.

So ausgelassen zunächst im Stadion und dann auf dem Heimflug gefeiert wurde, von der EM-Teilnahme wollte im ÖFB-Team noch niemand sprechen. „Die Ziellinie ist nah, in den nächsten Spielen wollen wir drübergehen“, meinte Martin Harnik, und auch der Teamchef mahnte: „Wir sind noch nicht bei der EM. Aber es sieht sehr gut aus und wir sind auf dem richtigen Weg.“

Janko wirbt mit Traumtor

Der Auftritt in Moskau war eine deutliche Bewerbung für einen der offenen 23 Startplätze neben Gastgeber Frankreich. „Die Spieler haben alles rausgehauen, fantastisch, dass wir hier gewonnen haben“, lobte Koller. „Ich war mir nicht sicher, ob wir in Russland frech auftreten, doch zumindest in der ersten Hälfte war das so.“ Angetrieben von einem bärenstarken Zlatko Junuzović zeigte das ÖFB-Team seine spielerische Klasse und nutzte die Schwächen der neu formierten russischen Abwehr aus. Die Krönung setzte Marc Janko mit einem Traumtor: Der 31-Jährige traf per Fallrückzieher (33.). „Ich habe zuerst nicht gewusst, ob der Ball drin ist oder nicht. Erst als die Spieler auf mich gesprungen sind, habe ich es gemerkt“, erzählte Janko.

Der Stürmer zahlte damit einmal mehr das große Vertrauen des Teamchefs zurück. Koller hatte schon während der schwierigen Zeit in der Türkei auf Janko gesetzt, auch nach dessen Wechsel nach Australien hielt er an ihm fest. Bei Sydney wurde Janko trotz starker Leistungen aussortiert und ist auf Klubsuche. „Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Eigenwerbung betreiben.“ Unmittelbar darauf hätte Julian Baumgartlinger für die Vorentscheidung sorgen können, doch sein Heber ging am Tor vorbei. „Das ist sicher der mangelnden Erfahrung geschuldet – so oft laufe ich nicht allein aufs Tor“, scherzte der Mittelfeldspieler aus Mainz.

„Wir hätten mehr Ruhe reinbringen und das 2:0 machen müssen. So war es bis zum Schluss hektisch und spannend“, bemängelte Koller. Auch weil Russland zunehmend sein Heil in der Offensive suchte, ging der Spielfluss verloren. Doch die Österreicher hielten mit großem Einsatz dagegen und durften sich zudem auf ihren Torhüter verlassen. Bei seinen Klubs nur zweite Wahl erweist sich Robert Almer im Team als sicherer Rückhalt und blieb zum vierten Mal in Folge ohne Gegentor. „Eine schöne Statistik, aber wir haben ein größeres Ziel“, sagte der 31-Jährige, der kommende Saison bei der Austria spielt.

Kampf und Krampf

Mit Kampf und Krampf statt Glanz brachte Österreich das 1:0 über die Zeit und untermauerte die neue Abgebrühtheit der Ära Koller. „Vor einigen Jahren hätten wir so ein Spiel wahrscheinlich noch verloren“, vermutete Janko. In Moskau wurde bis zur letzten Minute gefightet, zum Teil bis über die Schmerzgrenze. „Ich hatte alle Zustände und überall Krämpfe“, berichtete Marko Arnautović. Ähnlich erging es Baumgartlinger: „Ich kann mich nur an wenige Spiele erinnern, bei denen ich nachher so tot war.“

Während Russland wohl aus dem Rennen um den Fixaufstieg ist, und Trainer Fabio Capello vor dem Aus steht, ist Österreich nach dem fünften Pflichtspielsieg in Folge der drittbeste Tabellenführer. „Das Team ist sehr stark, homogen und eine verschworene Gemeinschaft“, zählte Koller die Erfolgsfaktoren auf. Die Lorbeeren dafür warten im Herbst, den ersten Lohn gibt es aber schon bei der Auslosung für die WM-Qualifikation 2018 am 25. Juli, für die das ÖFB-Team in den zweiten Lostopf vorrückt.

GRUPPE G 6. SPIELTAG

1.Österreich651011216
2.Schweden633010412
3.Russland6222948
4.Montenegro6123485
5.Liechtenstein61232125
6.Moldau6024392

Ergebnisse: Russland – Österreich 0:1, Schweden – Montenegro 3:1, Liechtenstein – Moldau 1:1.

Bisherige Österreich-Spiele: Liechtenstein – Österreich 0:5, Österreich – Schweden 1:1, Moldau – Österreich 1:2, Österreich – Montenegro 1:0, Österreich – Russland 1:0.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2015)

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