Fußball: Ausverkauf der deutschen Bundesliga

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Karl-Heinz Rummenigge ist alarmiert, der Bayern-Vorstand hat Angst vor der neuen Kaufkraft aller Premier-League-Vereine. Arturo Vidal kaufen trotzdem die Bayern.

Peking. Karl-Heinz Rummenigge hat zum Auftakt der China-Reise des FC Bayern einen Warnruf an die gesamte deutsche Fußball-Bundesliga gerichtet. Die Weltmeisterliga müsse aufpassen, im internationalen Wettbewerb insbesondere gegenüber der englischen Premier League nicht zu sehr in Rückstand zu geraten. „Wer den Transfermarkt verfolgt, sieht, mit welchen Aktivitäten da in England im Augenblick gearbeitet wird. Die Bundesliga muss aufpassen, dass sie nicht leer gekauft wird von England“, sagte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters. Die Bayern (mit David Alaba) treffen heute in Peking auf den FC Valencia (13.30 Uhr, live Sport1).

Die Premier League erlöst mehr Geld als alle anderen Ligen Europas. Der neue Fernsehvertrag 2016–2019 wird 20 Vereinen insgesamt 6,9 Milliarden Euro einbringen. Zum Vergleich: Die deutsche Bundesliga erlöst mit ihrem laufenden Vierjahresvertrag 2,5 Milliarden. Auch bei den Einkünften aus den Auslandsrechten ist England führend. „Die Engländer überholen uns links und rechts im TV-Geld, im Marketing, auf dem Transfermarkt, überall. Ich glaube, die Bundesliga muss aufpassen, dass sie nicht den Anschluss verliert“, erklärte Rummenigge.

Kein Training in Österreich

Die Bundesliga müsse sich darum auch mehr im Ausland zeigen. Die Bayern sind seit Freitag in China, Borussia Dortmund war während der Vorbereitung in Japan und Malaysia mit einem Zwischenstopp in Singapur. „Um den Anschluss nicht zu verlieren, muss man einfach auch solche Reisen machen. Das sind keine Vergnügungsreisen, das weiß ich auch“, sagte Rummenigge: „Man kann auch nach Österreich oder in die Schweiz zur Vorbereitung gehen, das ist dann weitaus angenehmer für die Spieler und die Trainer. Aber wenn das acht oder neun Klubs machen, bringt das die Bundesliga irgendwie nicht weiter.“

Damit der Zwist erhalten bleibt, legt nun Bastian Schweinsteiger nach. Der Neuzugang von Manchester United weilt mit den Red Devils gerade in Amerika, er gewöhnt sich an sein neues Team. Der 30-Jährige wird gefeiert, seine Verpflichtung wird auf der Insel als Coup gepriesen, er sagt: „ManUnited ist größer als der FC Bayern!“ Er musste es wohl auch sagen, damit die Euphorie in Nordengland weiter anhält, für den ehrgeizigen Rummenigge war das ein Tiefschlag. Kommentieren wollte er diese Aussage nicht, er verwies stattdessen auf den anstehenden Transfer von Arturo Vidal. Dafür hat er sogar sein eigenes Wort gebrochen, er hatte einst behauptet, „diesen Spieler nie zu verpflichten“. Der Chilene soll nach Einigung mit Juventus Turin einen Fünfjahresvertrag beim deutschen Rekordmeister erhalten, als Ablöse waren 36 Millionen Euro im Gespräch. Vidal wird Schweinsteiger ersetzen, und geht es nach Rummenigge, vergessen lassen. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2015)

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