"Made in Austria": Österreichs Fußball-Fachkräfte hoch im Kurs

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Österreichs Fußballprofis zieht es ins Ausland. Topligen in Deutschland, England und Italien locken Legionäre mit unheimlich viel Geld und Prestige. Aber auch in Übersee tummeln sich neuerdings immer mehr ÖFB-Vertreter.

Von der Ukraine bis Portugal, von Norwegen bis Italien: Noch nie waren so viele Österreicher in ausländischen Ligen engagiert. Die meisten sind auch in der kommenden Saison in Deutschland aktiv. Durch den Aufstieg von Ingolstadt mit Trainer Ralph Hasenhüttl und den „Ösis“ Ramazan Özcan, Lukas Hinterseer und Markus Suttner sowie den Verpflichtungen von Heinz Lindner und Philipp Hosiner (Köln, Coach Peter Stöger) haben aktuell 16 Spieler und gleich zwei Trainer in der höchsten deutschen Liga Profiverträge.

Tatsächlich sind Fußballprofis aus Österreich im Land des Weltmeisters begehrt wie kaum andere. Die von David Alaba angeführte Abordnung ist sogar die drittgrößte nach jener der Schweiz und aus Brasilien. Österreichs Vorzeigelegionär spielt freilich beim FC Bayern, Alaba war nach dem Abgang von Bastian Schweinsteiger sogar ein aussichtsreicher Kandidat für das zentrale Mittelfeld. Diese Rolle dürfte aber nun der neu verpflichtete Arturo Vidal einnehmen, Alaba spielte zuletzt vermehrt als Linksverteidiger.


Stammplatz und Ersatzbank. Auch andere ÖFB-Legionäre sind Schlüsselspieler bei ihren Klubs. In Bremen führt Zlatko Junuzović Regie, Martin Stranzl (Mönchengladbach) gilt als einer der besten Verteidiger der Liga. Auch die Stuttgart-Fraktion um Martin Harnik und Florian Klein hat sich etabliert. Torhüter Heinz Lindner und Verteidiger Suttner haben die Austria verlassen und wollen sich bei Eintracht Frankfurt bzw. Aufsteiger Ingolstadt beweisen. Robert Almer ist den umgekehrten Weg gegangen: Statt Hannovers Ersatzbank ist das Tor der Austria nun sein Stammplatz.

In der zweiten deutschen Liga sind 18 Österreicher unter Vertrag. Mit Stefan Ilsanker und Marcel Sabitzer sind sogar zwei ÖFB-Teamspieler von Salzburg zum Schwesternklub RBLeipzig abgewandert und peilen mit dem Zweitligisten den Aufstieg in die Bundesliga an. Nach zwei Runden liegt das Team von Ralf Rangnick auf Tabellenrang vier, Ilsanker und Sabitzer spielten jeweils von Beginn an.

Erfolgreich verlief der Ligastart auch für Marc Janko. Der Teamstürmer ist nach seinem Australien-Abstecher nach Europa zurückgekehrt und hat beim Schweizer Serienmeister FC Basel angeheuert. Sein erstes Ligator ist Janko bereits gelungen, Basel ist nach drei Runden Tabellenführer und zudem mit einem Sieg über Lech Posen in das Play-off der Champions League eingezogen. In Luzern zählt Jakob Jantscher zu den Stammspielern.


Ruf der Premier League. So interessant wie nie für den rot-weiß-roten Fußball sind heuer England und Italien. Mit Christian Fuchs, Sebastian Prödl, Kevin Wimmer und Marko Arnautović sind in dieser Saison vier Teamspieler in der Premier League engagiert. Zudem ist Sinan Bytyqi bei Manchester City unter Vertrag. Die Verteidiger Fuchs (Leicester City), Prödl (Watford) und Wimmer (von Köln zu Tottenham) sind neu auf der Insel und kommen allesamt aus der deutschen Bundesliga. Mit Andreas Weimann (Derby County), Konstantin Kerschbaumer (Brentford) und Atdhe Nuhiu (Sheffield Wednesday) ist auch die zweite englische Liga mit Österreichern besetzt.

In Italien haben György Garics, Dejan Stojanović und Marcel Büchel mit Bologna sowie Robert Gucher mit Frosinone den Aufstieg in die Serie A geschafft. Dafür ist nach dem Abgang von Andreas Ivanschitz von Levante kein Österreicher in der spanischen Primera Division engagiert. Ivanschitz heuerte in der Major League Soccer bei Seattle an. Bereits Stammspieler in den USA ist Emanuel Pogatetz (Columbus).

Der teuerste österreichische Fußballer ist weiterhin Aleksandar Dragović, der eine weitere Saison mit Dynamo Kiew in Angriff nimmt. Die Transfergerüchte um den Verteidiger sind allerdings noch nicht verstummt, er wurde zuletzt erneut mit mehreren Topklubs in Verbindung gebracht.

Die steigende Anzahl von ÖFB-Legionären ist eine positive Entwicklung, darüber herrscht Konsens. Auch die Stärke des ÖFB-Teams basiert auf den zahlreichen Legionären, die bei ihren Klubs mitunter auch Schlüsselpositionen innehaben. „Mittlerweile ist es schwer, aus der österreichischen Liga ins Nationalteam zu kommen. Diese Spieler sind alle in stärkeren Ligen engagiert, deswegen haben sie einen Wettbewerbsvorteil“, vermutet Rapid-Trainer Zoran Barišić. Diese Ansicht vertritt auch Sturm-Coach Franco Foda: „Wenn du Stammspieler in einer der Topligen bist, hast du immer Vorteile gegenüber Spielern in der österreichischen Liga.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2015)

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