Deutschland: Ungewöhnliches Angebot nach Skandalspiel

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Leipzig will das abgebrochene Pokalspiel in Osnabrück wiederholen. Die Chancen sind jedoch gering.

Osnabrück. Es war ein schwarzer Tag für den deutschen Fußball. Im Erstrundenspiel des DFB-Cups am Montagabend wurde Leipzig-Stürmer Davie Selke nach einer vergebenen Torchance von Osnabrücker Wechselspielern verhöhnt. Daraufhin flogen Gegenstände auf das Spielfeld des Osnabrücker Stadions, Schiedsrichter Martin Petersen wurde von einem Feuerzeug am Kopf getroffen. Der 30-Jährige unterbrach in der 71. Minute beim Stand von 1:0 für Osnabrück die Partie, schickte beide Teams in die Kabine.

Die Partie fand keine Fortsetzung, doch damit die Gästemannschaft ohne Tumulte das Stadion verlassen konnten, ließ man die Zuschauer zuerst noch im Unklaren. Erst später teilte Osnabrück-Präsident Hermann Queckenstedt die Entscheidung mit: „Der bitterste Tag meiner Amtszeit. Ich entschuldige mich bei Schiedsrichter Petersen.“

Die Rechtsordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist eindeutig: Beim bisher letzten derartigen Fall vor neun Jahren, einem abgebrochenen Spiel zwischen Stuttgarter Kickers und Hertha Berlin – damals flog ein Bierbecher –, wurde die Partie für Berlin gewertet. Die Hoffnung von Osnabrück auf eine zweite Chance dürfte vergebens sein – trotz eines ungewöhnlichen Angebots aus Leipzig.

„Wir wollen sportlich in die nächste Runde und nicht an den grünen Tisch“, sagte Leipzigs Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick. „Wir bieten ein Wiederholungsspiel an.“ Ob das Angebot Einfluss auf das Sportgerichtsverfahren habe, könne er nicht beurteilen. Der DFB ermittelt, äußerte sich aber noch nicht. Ihm bleibt wohl keine andere Wahl, als die Partie für Leipzig zu werten und die Osnabrücker hart zu bestrafen. Die drohenden Sanktionen würden den Verein finanziell schwer treffen, der Drittligist existiert nur aufgrund geduldiger Gläubiger.

Die Osnabrücker Ultras sind schon häufiger aufgefallen. Auch der Spielabbruch am Montagabend war nicht das Werk eines Einzeltäters. Fotos zeigen, dass ein zweites Feuerzeug und etliche Bierbecher auf dem Spielfeld gelegen sind; in der aufgeheizten Stimmung haben mehrere Anhänger die Beherrschung verloren. Rangnick zufolge flogen das ganze Spiel über Gegenstände in Richtung der Gäste. Leipzig-Profis und ein Trainer seien bespuckt worden. „Es hätten mehrere Leute getroffen werden können.“ Die Polizei ermittelt, offenbar ist der Feuerzeugwerfer mit Fernsehbildern auszumachen. (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2015)

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