Harter Weg der Jugend für Italiens Klubs

Ab dieser Saison gelten in der Serie A verschärfte Bestimmungen zur Förderung des Nachwuchses.

Mit rassistischen Aussprüchen hatte Carlo Tavecchio vor seiner Wahl zum italienischen Verbandspräsidenten für internationales Aufsehen gesorgt. „England identifiziert die Spieler, wenn sie kommen, damit nur Profis spielen. Bei uns hingegen kann ,Opti Poba‘, der vorher Bananen gegessen hat, plötzlich Stammspieler bei Lazio werden“, wetterte der 71-Jährige gegen die vielen ausländischen Profis in der Serie A und kassierte dafür eine halbjährige Sperre der Uefa. Von seinem Vorhaben, den Anteil italienischer Spieler in der Liga zu erhöhen, aber ließ sich Tavecchio nicht abbringen, und so werden künftig die Uefa-Kriterien auf die italienische Meisterschaft übertragen.

Der europäische Verband hält seit bald zehn Jahren in Artikel 18 seiner Regularien fest: Im Europacup muss jeder Klub einen 25-Mann-Kader mit acht Home-grown-Spielern nennen. Für die am 22. August beginnende Serie-A-Saison müssen diese acht Spieler zwischen 15 und 21 Jahren drei Saisonen bei einem italienischen Klub, ab 2016/17 dann mindestens vier davon wie bei den Uefa-Kriterien beim eigenen Verein gespielt haben. Die Übergangsphase war nötig, da laut „Gazzetta dello Sport“ kein einziger Klub bei Beschluss der neuen Richtlinien im November die Voraussetzungen erfüllte.

Während die deutsche Bundesliga ähnliche Regeln bereits vor Jahren implementiert hat und Frankreich die Jugend über verpflichtende Sportinternate für die Profiklubs forciert, herrschte in Italien lange Stillstand. Die Folge unlimitierter Kader und von Leihgeschäften zur Umgehung der Ausländerquoten: Der Anteil an ausländischen Spielern in der Serie A lag laut CIES Football Observatory in der vergangenen Saison bei fast 57 Prozent und damit nur knapp hinter der Premier League, jener der Eigenbauspieler gar unter zehn Prozent.

Neuzugänge aus dem EU-Ausland bleiben auf zwei limitiert, wobei Spieler dieser Kategorie nur noch verpflichtet werden dürfen, wenn sie bereits im Besitz eines Profi-Vertrags über drei Jahre sind. Ein starkes Zeichen für die eigene Jugend, gleichzeitig jedoch ein Wettbewerbsnachteil, denn italienische Klubs sind somit praktisch von der Jagd um südamerikanische und afrikanische Talente ausgeschlossen. Für Verbandspräsident Tavecchio jedoch ein notwendiger Schritt: „Das Ziel ist klar. Wir wollen unserem Nationalteam Stärke und Prestige zurückgeben, denn es ist Aushängeschild unserer Nation.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.08.2015)

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