Lewandowski: Mit Kraft und Gottes Hilfe zum Erfolg

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Bayern-Stürmer Robert Lewandowski verewigte sich mit dem historischen Fünferpack gegen Wolfsburg. Nicht alle hatten dem einst schmächtigen Polen eine solche Karriere zugetraut.

München. Pep Guardiola schlug die Hände über dem Kopf zusammen, schaute ungläubig in den Abendhimmel. Ebenso wie die 75.000 Zuschauer in der Allianz-Arena konnte der Trainer von Bayern München kaum fassen, was er soeben mit eigenen Augen gesehen hatte. Innerhalb von neun Minuten trug sich Robert Lewandowski gegen Wolfsburg fünfmal in die Schützenliste ein. Exakt 8:59 Minuten und neun Ballkontakte benötigte der Stürmer nach seiner Einwechslung in der Pause, um sich gleich viermal in der Bundesligageschichte zu verewigen: schnellster Hattrick (3:22 Minuten), schnellster Viererpack (5:42) und schnellster Fünferpack – Letzteres als erster Wechselspieler überhaupt.

„Das war Wahnsinn. Das ist eine große Geschichte in meinem Leben, aber auch für Bayern“, sagte Lewandowski, ein Strahlen in den Augen, den Matchball als Souvenir in Händen. Der zurückhaltende Pole war übermannt von Emotionen. „Ich hatte keine Ahnung, wie schnell alles ging. Nach dem dritten oder vierten Tor habe ich auf die Leinwand geschaut und konnte es nicht fassen.“ Auch Guardiola kam nach dem Abpfiff nicht aus dem Staunen. „So etwas habe ich noch nie erlebt, weder als Spieler noch als Trainer“, sagte der Katalane, der bei Barcelona immerhin die Magie eines Lionel Messi genossen hat.

Abstauber, Weitschuss, Volleytraumtor – Lewandowski stellte Technik wie Torriecher eindrucksvoll unter Beweis und rief bei Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Erinnerungen an glorreiche Bayern-Tage wach. „Er war wie früher Gerd Müller immer zur richtigen Zeit am richtigen Platz und hat jede Chance verwandelt“, adelte er den 27-Jährigen.

Die Wandlung zu „The Body“

Dabei schien Lewandowskis Karriere bereits früh zu Ende. Mit 17 Jahren wurde der Sohn zweier ehemaliger Leistungssportler bei Legia Warschau als zu schmächtig befunden und aussortiert. Über Zweitligist Znicz Pruszkow kam er zu Lech Posen, wo ihm der Durchbruch gelang. 2010 überwies Dortmund 4,5 Millionen für den Stürmer, der inzwischen zum Kraftpaket gereift war. Nicht umsonst verpasste Neo-Teamkollege Nuri Sahin ihm den Spitznamen „The Body“. Großen Anteil an der Umstellung hat Ehefrau Anna, selbst früher erfolgreiche Judoka und Ernährungsexpertin. Mut und Kraft – auch nach dem frühen Tod des Vaters – schöpft der Pole im katholischen Glauben, in seiner Heimat unterstützt er missionarische Projekte. „Der Glaube hilft mir nicht nur im Fußball, sondern auch außerhalb, dass ich ein guter Mensch sein möchte und so wenige Fehler wie möglich mache.“

In Dortmund wurde Lewandowski zu Beginn noch als Chancentod verspottet, fand unter Jürgen Klopp aber rasch zur Bestform. Im Winter 2012/13 bekundete Bayern erstmals offen Interesse, doch erst nach einem nervenzehrenden Transfertheater kam Lewandowski im vergangenen Sommer schließlich ablösefrei nach München. Die BVB-Fans verabschiedeten ihn mit Applaus, der Pole zeigte sich wehmütig und zollte allen voran Förderer Klopp großen Respekt: „Danke für alles, Trainer.“

Fixpunkt in Guardiolas System

In München wurde Lewandowski von Guardiola mit höchstem Lob empfangen: „Ein Topspieler. Er hat einfach alles.“ Dabei baut die Taktik des Katalanen nicht unbedingt auf einen Mittelstürmer, so musste Vorgänger Mario Mandzukic des Öfteren einer „falschen Neun“ weichen. Lewandowski aber fügte sich optimal ins Kombinationsspiel ein und kam in der vergangenen Saison nach Torhüter Manuel Neuer sowie Juan Bernat auf die meisten Einsatzminuten – in jedem zweiten seiner 57 Pflichtspiele traf er (34 Tore). Auch in der Nationalmannschaft ist der 27-Jährige für Rekorde gut: Erst im Juni erzielte er gegen Georgien in vier Minuten den schnellsten Hattrick der EM-Qualifikationsgeschichte.

AUF EINEN BLICK

Robert Lewandowski trug sich bei Bayern Münchens 5:1-Heimsieg über Wolfsburg mit einem Fünferpack in die Geschichtsbücher ein. Der Pole traf innerhalb von neun Minuten fünfmal und stellte damit gleich vier Bestmarken auf:

Schnellster Hattrick: 3:22 Minuten benötigte der Pole nach seiner Einwechslung in der Pause für seine ersten drei Tore. Die bisherige Bestmarke hatte Michael Tönnies (Duisburg) im August 1991 gegen Karlsruhe mit fünf Minuten gehalten.

Schnellster Viererpack: Lewandowski benötigte 5:42 Minuten und löste Wolfsburgs Martin Petrow (17 Minuten, Oktober 2004 gegen Mainz) ab.

Schnellster Fünferpack: Mit exakt 8:59 Minuten unterbot Lewandowski die Bestmarke von Dieter Hoeneß, der 1984 in 21 Minuten fünfmal für Bayern getroffen hatte.

Erster Wechselspieler mit fünf Toren: Die bisherige Joker-Bestmarke lag bei drei Treffern. Vor Lewandowski bejubelte zuletzt Tönnies 1991 einen Fünferpack.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2015)

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