WM-Affäre: Belastendes Dokument FC Bayern macht kurzen Prozess

Frankfurt. In der Affäre um den Deutschen Fußballbund sucht die Frankfurter Staatsanwaltschaft einem „Spiegel“-Bericht zufolge nun auch nach Steuervergehen lang vor dem Sommermärchen. Die Behörde nimmt bei ihren Ermittlungen rund um die Rückzahlung von 6,7 Millionen Euro Vorgänge ab 2000 und damit aus der Zeit vor der Vergabe der Fußball-WM 2006 ins Visier.

Der DFB soll dem Durchsuchungsbeschluss zufolge Steuern in Höhe von 2,567 Millionen Euro hinterzogen haben. Hintergrund ist die Zahlung von 6,7 Millionen Euro von 2005, die der Verband in der Steuererklärung 2006 als Betriebsausgabe geltend gemacht hat. In der offenbar von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach 2007 unterschriebenen Steuererklärung war die Zahlung, die über die Fifa an Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus gegangen sein soll, als „Kulturprogramm“ getarnt worden.

Niersbach selbst äußerte sich nach der Steuerrazzia in der DFB-Zentrale und seiner Wohnung nicht. Bei der für Montag anberaumten DFB-Sondersitzung wird sich der 64-Jährige kritischen Fragen stellen müssen. Allen voran, ob es seine Handschrift ist, die auf den erstmals vom „Spiegel“ veröffentlichen Dokumenten prangt. Der Briefentwurf des WM-OK ist von 2004, es geht um die Rückzahlung des Geldes an H.L.D.; Herrn Louis-Dreyfus? Sind es seine Notizen, hatte Niersbach – entgegen seinen Beteuerungen – schon damals Kenntnis über diese Transaktionen.

An Rücktritt denkt der Funktionär weiterhin nicht. Die Reise mit dem DFB-Team nach Paris zum Testspiel gegen Frankreich am kommenden Freitag wolle er sich „keinesfalls“ nehmen lassen.

In der deutschen Bundesliga hingegen läuft alles kontrolliert ab. Bayern München diktiert das Geschehen, feierte am 12. Spieltag ein Spektakel und siegte mit 4:0. Tore von Robben, Costa, Lewandowski und Müller stürzten Stuttgart (ohne Harnik, mit Klein) weiter in die Krise. Maximale Ausbeute war ein Lattentreffer nach einem Patzer Alabas (spielte durch).

Köln (Trainer Stöger; Hosiner bis 71.) gewann das Rhein-Derby sensationell gegen Leverkusen mit 2:1.

Mainz (ohne Baumgartlinger) feierte einen wichtigen 2:0-Heimsieg gegen Wolfsburg (Rot: Draxler, 14.).

Gladbach bleibt im siebenten Spiel unter Coach Andre Schubert ungeschlagen, nur der siebente Sieg in Serie misslang: 0:0 gegen Ingolstadt (Trainer Hasenhüttl, Özcan, Hinterseer).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2015)

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