Nach dem Terrorschock ist die Debatte über die Sicherheit in und um die Stadien in vollem Gang. Ligapräsident Reinhard Rauball versichert: „Der Spieltag wird stattfinden.“
Hannover. Die Terrorwarnungen haben erste Folgen für die deutsche Bundesliga. Am Mittwoch hat Hannover 96 das Vormittagstraining abgesagt. Die Trainingsanlage des Klubs befindet sich direkt neben der HDI-Arena, die Kabinen der Profis gar im Stadion. Dort hätte am Vorabend das Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden stattfinden sollen. Der Schock von Hannover zwingt den deutschen Fußball zum Nachdenken über seine Sicherheitskonzepte. „Das wird den Fußball verändern und stellt uns vor eine neue Herausforderung“, sagte Martin Kind, Präsident von Hannover 96.
Die Bundesligapartien am Wochenende sollen wie geplant gespielt werden. „Der Spieltag wird stattfinden“, erklärte Liga-Chef Reinhard Rauball, aber: „Mein Eindruck ist, dass der Fußball in Deutschland in allen Facetten eine andere Wendung genommen hat.“
„Freudenstürme in Syrien“
Rauball ist auch Präsident von Borussia Dortmund. Der BVB eröffnet den 13. Spieltag am Freitag (20.30 Uhr) im Hamburger Volksparkstadion gegen den HSV. Die Partie werde „planmäßig stattfinden“, teilten die Gastgeber mit, die Sicherheitsmaßnahmen für das mit 57.000 Zuschauern ausverkaufte Spiel sollen erhöht werden. Dortmund-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist einverstanden. „Dass gespielt wird, steht außerhalb jeder Frage. Das wäre eine solche Kapitulation, das würde Freudenstürme in Syrien und anderswo auslösen“, erklärte Watzke und forderte: „Wir müssen weiterleben, sonst triumphieren die Terroristen.“ Auch in der zweiten und dritten Liga sind bereits am Freitag Partien angesetzt.
„Für den Fußball gilt das Gleiche wie für alle anderen Großveranstaltungen auch. Wir müssen uns entsprechend aufstellen, wir müssen uns bewusst sein, dass Gefährdungslagen bestehen“, meinte der Interimschef des Deutschen Fußballbundes, Rainer Koch.
Offen ist, ob am Wochenende bereits alle deutschen Nationalspieler in den Liga-Alltag zurückkehren. Wie das deutsche Team am Mittwoch mitteilte, sind alle Profis wohlbehalten zu Hause angekommen. Doch die Nationalmannschaft hat fünf Tage Ausnahmezustand hinter sich, war innerhalb kurzer Zeit zweimal im Zentrum der dramatischen Ereignisse. Schon Paris sei nicht spurlos an den Profis vorbeigegangen, berichtet Rauball. Bis sich das Team bei den nächsten Länderspielen gegen England am 26. März in Berlin und drei Tage später in München gegen Italien wiedertrifft, stehen gut vier Monate Liga-Alltag unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen an.
Wenn Hannover 96 am Samstag in Mönchengladbach gastiert, werden auch dort die Kontrollen „spürbar erhöht“ werden, heißt es. Es soll definitiv gespielt werden, meinte Hannover-Präsident Kind. „Wir sollten nicht in Hektik und Aktionismus verfallen.“ Das Nachmittagstraining seiner Mannschaft hat jedenfalls stattgefunden. (joe)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2015)