Für Louis van Gaal könnte die Partie gegen Chelsea zugleich seine letzte als Trainer von Manchester United sein. Möglicher Nachfolger: José Mourinho.
Manchester. Ratlos saß Louis van Gaal Samstagnachmittag im Britannia Stadium, der Heimstätte von Stoke City. Der Niederländer, 64, musste am Boxing Day mitansehen, wie seine Mannschaft, Manchester United, die vierte Niederlage in Folge kassierte, dabei abermals erschreckend harmlos agierte. „Wir haben uns nicht zugetraut, unseren Fußball zu spielen. Wir konnten mit dem Druck nicht umgehen“, haderte Van Gaal, für viele der Hauptschuldige an der aktuellen Misere.
Der Niederländer ließ Englands Teamkapitän, Wayne Rooney, gegen Stoke zunächst nur auf der Bank schmoren, sprach von taktischen Gründen. Medien und Experten konnten diese nicht nachvollziehen. „Auch wenn Rooney im Moment nicht seine besten Leistungen zeigt, kann ich den Kapitän, jemanden mit so einer Erfahrung, nicht draußen lassen. Das hat er (van Gaal) falsch gemacht“, bemerkte Dwight Yorke, 1999 mit den Red Devils Champions-League-Sieger. Gegenüber Sky Sports sah York die Ziele seines Exklubs gefährdet, er sorgt sich um das Image des Vereins. „Es war peinlich, Manchester United spielen zu sehen.“
Seit dem Abgang von Sir Alex Ferguson – er trainierte von 1986 bis 2013 im Old Trafford – ist Manchester United führungslos. Fergusons schottischer Landsmann David Moyes, zuvor bei Everton bejubelt, scheiterte kläglich. Nach einer interimistischen Lösung (Ryan Giggs) versucht Louis van Gaal dem englischen Rekordmeister seit nunmehr eineinhalb Jahren einen neuen Anstrich zu verpassen – vergeblich.Der „Tulpengeneral“ ist ein Trainer der alten Schule, für viele arbeitet er nicht mehr zeitgemäß. Er gilt als eigenwillig, von seinen Kindern lässt er sich siezen.
Van Gaal kennt das Geschäft und die Spielregeln, in seiner derzeitigen Situation helfen nur noch Tore und Punkte. Heute (18.30, live in Sky) scheint der 64-Jährige mit United im Heimspiel gegen den in einer noch viel tieferen Krise steckenden 15. der Tabelle, FC Chelsea, zum Siegen verdammt. Van Gaal gibt sich keinen Illusionen hin, noch am Samstag erklärte er: „Der Klub muss mich nicht feuern oder entlassen. Manchmal mache ich das selbst.“ Als möglicher Nachfolger Van Gaals in Manchester gilt übrigens José Mourinho – er hat bis vor Kurzem Chelsea trainiert. (cg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2015)