Drama um Frankfurter Publikumsliebling

Eintracht Frankfurt v Nuremberg  - German Bundesliga
Eintracht Frankfurt v Nuremberg - German BundesligaREUTERS
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Frankfurt steht unter Schock: bei Kapitän Marco Russ wurde nach der Auswertung einer Dopingprobe eine schwere Krebserkrankung festgestellt, beim 1:1 im Relegationsspiel gegen Nürnberg schoss er ein Eigentor.

Frankfurt. Der deutsche Bundesligist Eintracht Frankfurt erlebt ein Drama um seinen Kapitän Marco Russ. Bei einer Dopingprobe wurde ein Tumor beim 30-jährigen Abwehrspieler entdeckt. Wie der Klub erklärt, sei bei der nach dem Spiel in Darmstadt am 30. April abgegebenen Probe ein „auffällig erhöhter Wert des Wachstumshormons HCG“ festgestellt worden. Allerdings sei von den Anti-Doping-Experten darauf hingewiesen worden, dass dieser Wert auch Hinweis auf eine krankheitsbedingte körpereigene Produktion der verbotenen Substanz sein kann.

Zum Schutz des Spielers empfahl Deutschlands Dopingbehörde eine klinische Untersuchung, ein Internist diagnostizierte die Tumorerkrankung. Dadurch erklärten sich die erhöhten Werte prompt. „Dieser Befund wurde durch die sofort eingeleitete Blutuntersuchungen von einem biochemischen Institut leider bestätigt“, hieß es in einer Stellungnahme der Eintracht.

Das bittere Eigentor

Am Donnerstag stieg in Frankfurt das erste Relegationsspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Beide Klubs konnten sich bei ihren Relegationsspielen stets durchsetzen, Frankfurt 1984 gegen Duisburg und 1989 gegen Saarbrücken, der Club 2009 gegen Cottbus und 2010 gegen Augsburg. Russ stand in der Startformation, bei seiner Vorstellung applaudierten 51.000 Besucher. In diesem Augenblick gab es kein oben oder unten, sondern ging es nur um ihn, echte Anteilnahme. Fußball gespielt wurde dennoch, Nürnberg (mit Burgstaller, Margreitter) schaffte ein 1:1, für Russ ein bitterer Moment. Er schoss ein Eigentor (43.) . . .

Operation kommende Woche

Die deutsche Staatsanwaltschaft ist aufgrund des verschärften Anti-Doping-Gesetzes verpflichtet, umgehend Ermittlungen aufzunehmen, wenn sie über einen positiven Dopingbefund informiert wird. Noch am Mittwoch hatten Beamte daher Privatwohnung, Hotelzimmer und Spind von Russ durchsucht. Russ war mit Durchsuchungen einverstanden, offiziell eingestellt werden kann das Verfahren aber erst, sobald ein ärztlicher Befund über die Erkrankung vorliegt.

Eintracht behält sich als Arbeitgeber nun rechtliche Schritte gegen die Staatsanwaltschaft vor. Präsident Peter Fischer sprach von einem Skandal, damit sei nicht nur die Privatsphäre, sondern auch der höchst persönliche Lebensbereich verletzt worden. Russ selbst hat nach Angaben des Frankfurter Vorstandschefs, Heribert Bruchhagen, ruhig auf die Diagnose reagiert. „Er wirkte sehr gefasst und seine Frau kam auch noch hinzu.“ Der Verteidiger wird am kommenden Dienstag bereits operiert.
Mit großer Anteilnahme haben die Klubs der Bundesliga auf die Nachricht von Russ' Erkrankung reagiert. Ex-Klub Wolfsburg bekundete sein Mitgefühl: „Wir wünschen dir viel, viel Kraft und eine schnelle Genesung, Marco!“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2016)

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