WM: Das Versprechen im Wert von 600 Millionen Euro

FIFA-Präsident Gianni Infantino.
FIFA-Präsident Gianni Infantino.(c) APA/AFP/GEOFF CADDICK
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Der Weltverband tagt am Dienstag in Zürich über die WM-Aufstockung. Mehr Teilnehmer bei den Endrunden ab 2026 und ein Geldregen für die Fifa sind gewiss, das Format und die Vergabe der Quotenplätze werden noch diskutiert.

Zürich/Wien. Die Fußballwelt blickt am Dienstag gespannt nach Zürich, wo die 33 Mitglieder des Fifa-Council bei ihrer Sitzung unter Tagesordnungspunkt 3.2 über die Zukunft der Weltmeisterschaften entscheiden. Die von Präsident Gianni Infantino initiierte Aufstockung der Endrunden ab 2026 ist trotz Gegenwinds aus Europa besiegelt, allein über die endgültige Teilnehmerzahl sowie das künftige Turnierformat besteht noch Diskussionsbedarf. Hier die vier Optionen im Überblick.

1. 40 Teilnehmer, acht Gruppen zu je fünf Mannschaften

Die acht Gruppensieger und acht Gruppenzweiten qualifizieren sich für das Achtelfinale, es folgt der bekannte WM-Modus. Allerdings birgt die ungerade Zahl in der Vorrunde das Risiko von Absprachen, zudem würde sich durch die Ausweitung der Gruppenphase die Spielanzahl auf 80 erhöhen – 16 mehr als bisher.

2. 40 Teilnehmer, zehn Gruppen zu je vier Mannschaften

Die zehn Gruppensieger und sechs besten Zweiten qualifizieren sich für die K.-o.-Phase. Auch in diesem Format werden Mauscheleien im Hinblick um den Kampf um die zweiten Plätze befürchtet, mit 60 Spielen gäbe es allein in der Gruppenphase fast so viele wie bisher im gesamten Turnier.

3. 48 Teilnehmer, 16 Fixstarter und Play-off

In einem Play-off ermitteln 32 Mannschaften die restlichen 16 Teilnehmer der Hauptrunde, die dann im klassischen Modus zu acht Vierergruppen gespielt wird. Dieses Format dürfte bei großen Nationen wie Brasilien oder Deutschland, die wohl gesetzt wären, auf Akzeptanz stoßen, beim Erstellen der Setzliste wäre aber Streit programmiert. Zudem könnte die TV-Vermarktung problematisch werden.

4. 48 Teilnehmer, 16 Gruppen à drei Teams, Abschaffung des Remis

Die 16 Gruppensieger und Gruppenzweiten ziehen ins Sechzehntelfinale ein. Um Absprachen in den Minigruppen vorzubeugen würde bei einem Unentschieden nach 90 Minuten der Sieger per Elfmeterschießen ermittelt werden. Dieser Eingriff in die Fußballkultur ist jedoch äußerst umstritten.

Infantinos Geschick ist gefragt

Die Ausweitung war eines der zentralen Versprechen von Gianni Infantino bei seiner Wahl zum neuen Fifa-Präsidenten im vergangenen Februar, damit sicherte sich der Schweizer in altbewährter Blatter-Manier Stimmen kleinerer Fußballnationen. In Europa ernteten die Pläne hingegen Kritik, die Klubvereinigung ECA sprach sich ebenso dagegen aus wie etwa der deutsche Weltmeistertrainer Joachim Löw: „Ich glaube, dass die Zuschauer und Fans nicht unendlich viele Spiele mehr, sondern Qualität sehen wollen.“ Angesichts der vielen WM-Träume ist bei der noch zu bestimmenden Vergabe der zusätzlichen Startplätze an die einzelnen Kontinentalverbände Geschick und Fingerspitzengefühl gefragt.

Für den Weltverband geht es freilich nicht nur darum, „über den Fußball Teile der Welt zu öffnen“ (Infantino), sondern um viel Geld: Rund 600 Millionen Euro zusätzlich würde die Mega-WM mit 48 Teams in die Kassen spülen. Die um 300 Millionen Euro gestiegenen Kosten durch die Aufstockung würden gemäß der Kalkulation allein TV-Erlöse (480 Mio.) und Marketingeinnahmen (350 Mio.) mehr als kompensieren. Geld, das die Fifa dringend braucht. Die juristischen Kosten infolge des Korruptionsskandals waren und sind hoch, denn angesichts des angekratzten Images wurde etwa für die damals abgesprungenen Hauptsponsoren Sony und Emirates bislang noch kein Ersatz gefunden. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2017)

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