Fußball: Zähmung für Chinas Kaufrausch

Anthony Modeste wird künftig Treffer für Tianjin mit seinem Emoji-Jubel feiern.
Anthony Modeste wird künftig Treffer für Tianjin mit seinem Emoji-Jubel feiern.(c) Elmar Kremser / picturedesk.com
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Köln-Torjäger Anthony Modeste wechselt nach Fernost, doch verschärfte Regeln machen Transfers für die Klubs der Super League noch teurer – und Cristiano Ronaldo schier unleistbar.

Wien. Das Millionenkarussel im Weltfußball dreht sich wieder, hinter verschlossenen Türen wird in den Vereinsbüros um Verträge, Ablösen und Gehälter gefeilscht. Das große Geld fließt inzwischen bekanntermaßen in China, über 400 Millionen Euro haben die 16 Klubs der Super League erst im Winter für Neuzugänge ausgegeben. Nach 13 Runden haben die Erstligisten nun die Chance nachzubessern, noch bis 14. Juli ist das Transferfenster geöffnet.

Das Werben um die Stars der europäischen Ligen hat schon vor Monaten begonnen, kein Klub der sich nicht mit – teils horrenden – Anfragen aus dem Reich der Mitte konfrontiert sah. Wechsel der Größenordnung eines Carlos Tevez (70 Mio. Euro/Shanghai Shenhua) oder Oscar (60 Mio. Euro/Shanghai SIPG) nach Fernost dürften diesmal jedoch ausbleiben, denn der chinesische Fußballverband hat auf den Transferwahnsinn des vergangenen Winters mit drastischen Regelverschärfung reagiert: Pro Match sind nur noch drei ausländische Spieler erlaubt, zudem müssen Klubs, die bereits in den roten Zahlen liegen und ausländische Profis um mehr als umgerechnet 5,9 Millionen Euro unter Vertrag nehmen, eine Kompensation in gleicher Höhe in eine Stiftung zu Gunsten des chinesischen Nachwuchsfußballs einzahlen.

Tianjin Quanjian, derzeit Tabellensechster mit 15 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Guangzhou Evergrande ist von dieser Verschärfung betroffen. Dennoch umwirbt der Klub bereits seit Monaten Kölns Toptorjäger Anthony Modeste und hat nun eine Einigung erzielt, wie die „Bild“-Zeitung berichtet. Auf 35 Millionen Euro beläuft sich die Ablöse für den Stürmer, der die Mannschaft von Peter Stöger in der vergangenen Saison mit 25 Liga-Toren in den Europacup geschossen hat, zahlen muss Tianjin aufgrund der neuen Regeln jedoch das Doppelte.

Für die Geißböcke bedeutet der Wechsel zwar einen großen sportlichen Verlust, zugleich aber ein äußerst lukratives Geschäft, ist Modeste, dessen Vertrag eigentlich noch bis 2021 läuft, doch vor zwei Jahren für 4,5 Millionen Euro von Hoffenheim geholt worden. Auch der Franzose darf sich über eine vorzeitige Pensionsabsicherung freuen: Das Abenteuer in der 15-Millionen-Hafenstadt im Norden Chinas soll dem 29-Jährigen mit zehn Millionen Euro netto pro Jahr versüßt werden.

Real-Präsident steht zu Ronaldo

Cristiano Ronaldo würde die meisten chinesischen Klubs stolze 400 bis 600 Millionen Euro kosten und die Nachwuchsförderung nachhaltig finanzieren, der Superstar von Real Madrid hat jedoch bereits abgewunken. Am 31. Juli wird der Portugiese zu den von der spanischen Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfen der Steuerhinterziehung in Höhe von 14,7 Millionen Euro aussagen, die Ermittlungen waren Anlass für Spekulationen um einen Abschied vom Champions-League-Sieger. Während sich Ronaldo bezüglich seiner Zukunft nach wie vor bedeckt gibt, hat Real-Präsident Florentino Perez einen Abschied seines Superstars für „abwegig“ erklärt. „Ronaldo ist und wird auch weiterhin Spieler von Real Madrid bleiben“, sagte der 70-Jährige, der kürzlich für das Amt wieder gewählt wurde, und betonte, dass derzeit keine Angebote vorliegen würden.

Auch in Bezug auf die Steueraffäre nahm Perez Ronaldo in Schutz. „Ich muss ihn verteidigen, was auch immer es kostet: als Spieler und auch als Mensch“, betonte der Real-Präsident. Um Ronaldo nicht beim Confederations Cup in Russland zu stören, habe es noch kein persönliches Gespräch gegeben, doch „ich habe keine Zweifel, dass Cristiano in der Lage ist, sich zu verteidigen.“

Neben Ronaldo haben die spanischen Staatsanwaltschaft bereits den nächsten prominenten Namen im Visier. José Mourinho, aktuell betreut er Manchester United, soll in seiner Zeit als Trainer bei Real Madrid (2011 bis 2012) rund 3,3 Millionen Euro an der Steuer vorbei geschleust haben, gegen ihn wurde daher am Dienstag ebenfalls Anklage eingereicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2017)

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