Confederations Cup: Ein Warnschuss für Russland

Nach der entscheidenden Niederlage gegen Mexiko herrschte bei den russischen Teamspielern große Enttäuschung.
Nach der entscheidenden Niederlage gegen Mexiko herrschte bei den russischen Teamspielern große Enttäuschung. (c) APA/AFP/ROMAN KRUCHININ
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Nach dem frühen Aus ist bei der Sbornaja Aufarbeitung im Hinblick auf die Heim-WM im kommenden Jahr angesagt. Dopingermittlungen der Fifa sorgen für Aufregung.

Kasan/Wien. Die Enttäuschung sitzt bei Russland nach dem vorzeitigen Ausscheiden im Confederations Cup tief. Eine 1:2-Niederlage gegen Mexiko besiegelte den Abschied nach der Gruppenphase, ein Jahr vor der Heim-WM sind nun also Fehleranalyse und -aufarbeitung angesagt. Mit nur einem Sieg in drei Partien schied die Mannschaft als erster Gastgeber seit Südkorea 2001 so früh aus.

„Wir machen Schritte in die richtige Richtung“, resümierte Teamchef Stanislaw Tschertschessow, wohl auch aus Eigenschutz. Die Frage, ob er zum Rücktritt bereit sei, amüsierte den 53-Jährigen. Er werde „mit Freude“ weiterarbeiten, beteuerte der ehemalige Tirol-Torhüter.

An Leistung und Einstellung im letzten Spiel gegen Mexiko gab es wenig auszusetzen, die Russen hatten über weite Strecken dominiert, sich das Leben nach der Führung aber selbst schwer gemacht. Beim ersten Gegentreffer schlief die komplette Abwehr, vor dem zweiten leistete sich Torhüter Akinfejew einen groben Patzer, als er außerhalb des Strafraums den Ball verpasste. Gelb-Rot für Juri Schirkow nach einem Ellbogenschlag erschwerte die Aufholjagd in der letzten halben Stunde.

Der Chelsea-Profi wurde von Parlamentsvizepräsident Igor Lebedew dann auch zum Sündenbock auserkoren. Schirkow habe „nicht das Recht, in so einem Spiel zwei Gelbe Karten zu bekommen“, sagte Lebedew der Agentur R-Sport und tätigte einen überaus fragwürdigen Aufruf. „In der Kabine sollte man ihm eine auf die Schnauze geben, von Mann zu Mann! Er hat die Mannschaft im Stich gelassen.“

Rückendeckung für Teamchef

Deutlich mehr Gewicht hat jedoch die Meinung von Witali Mutko, und der Chef des Fußballverbandes war trotz des Ausscheidens in der Vorrunde mit dem Auftritt der Sbornaja zufrieden. „Mir gefällt die Mannschaft, die Tschertschessow aufbaut. Mir gefällt ihre Einstellung“, sagte Moskaus wichtigster Sportfunktionär und wischte Fragen nach einem Trainerwechsel beiseite. „Tschertschessow arbeitet mit denen, die er hat. Es gibt genug zu überdenken. Wir müssen unsere Geschicklichkeit erhöhen, insbesondere im Torabschluss.“

Auch die russischen Fans reagierten vergleichsweise gelassen auf das jähe Ende der Confed-Cup-Party. Nach kurzer Schockstarre verabschiedeten die Zuschauer die Spieler mit zaghaftem Applaus und leisen „Rossija“-Rufen. Tschertschessow rechnet nicht damit, dass die Vorfreude auf die Heim-WM kommendes Jahr dauerhaft Schaden nimmt.

Dafür könnte jedoch eine Fifa-Ermittlung sorgen. Wie der Weltverband bestätigte, werden Dopinganschuldigungen gegen Fußballer aus Russland untersucht. 23 Spieler des WM-Kaders von 2014 und elf weitere Profis wären im Zuge der Wada-Untersuchungen von Sonderermittler Richard McLaren zum russischen Staatsdoping auf einer Liste mit 1000 Athleten angeführt, berichtete die englische Zeitung „Mail on Sunday“. Fünf Spieler des damaligen WM-Teams standen auch beim Confederations Cup im Kader. Mutko wies die Vorwürfe zurück: „Im Fußball gab es nie Doping und wird es nie Doping geben.“

Ronaldo kritisiert Rasen

Die Mexikaner stellten einmal mehr ihre Comeback-Fähigkeiten unter Beweis und verhinderten wie schon gegen Portugal (2:2) und Neuseeland (2:1) nach Rückstand mit großem Einsatz noch die Niederlage. „Dass wir bisher noch nicht verloren haben, gibt uns viel Ruhe und Zuversicht“, meinte Rekordtorschütze Javier Hernández.

Cristiano Ronaldo brachte Portugal gegen Neuseeland mit seinem 75. Nationalteamtor auf Siegkurs. Nach dem 4:0-Erfolg kritisierte der Superstar die Rasenqualität im St. Petersburger Stadion. „Es war ein sehr schwieriger Untergrund und fast unmöglich, darauf besser als wir zu spielen.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2017)

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