Österreichs Fußballerinnen haben bei der EM in den Niederlanden gegen Titelanwärter Frankreich überrascht. Das 1:1 lässt dem Team alle Chancen auf das Viertelfinale.
ie Euphorie nach Österreichs 1:0-Auftaktsieg bei der Fußball-EM der Frauen in den Niederlanden wurde am zweiten Spieltag einem echten Härtetest unterzogen. In Utrecht wartete mit Frankreich die Nummer drei der Welt als Gegner, ein ganz anderes Kaliber wie Spielerinnen und Teamchef Dominik Thalhammer im Vorfeld unisono betont hatten. Im Spiel gegen den deklarierten Gruppenfavoriten kehrte Kapitänin Viktoria Schnaderbeck in die Startelf zurück, ersetzte im zentralen Mittelfeld die am Knöchel angeschlagene Sarah Zadrazil. 4378 Zuschauer boten im Galgenwaard-Stadion des FC Utrecht, der zweitgrößten EM-Arena, eine ausbaufähige Kulisse, die Partie hätte sich mehr verdient gehabt.
Die Französinnen machten wie erwartet von Beginn an Druck, Torhüterin Zinsberger musste schon in der 3. Minute erstmals gegen Delie eingreifen. Wenig später war es erneut der PSG-Stürmerstar, der völlig freistehend im Strafraum zum Abschluss kam – Zinsberger war mit dem Fuß zur Stelle (15.).
Die ÖFB-Frauen hielten mit viel Einsatz dagegen und an ihrem strukturierten Spielaufbau fest, allein sie hatten in der Anfangsphase den Ball zu selten. Viele Chancen waren gegen Frankreich nicht zu erwarten, umso größer war wohl bei Billa die Überraschung, als Torfrau Bouhaddi ein Abstoß völlig misslang. Die Tirolerin ging dazwischen und legte für Feiersinger quer, die jedoch den Schritt zu spät kam und im Rutschen zu unplatziert aufs Tor schoss (22.).
So mancher Fan haderte noch mit der vergebenen Riesenmöglichkeit, als Österreich zuschlug: Einen weiten Einwurf konnte die französische Verteidigung nicht klären und Makas fasste sich von der Strafraumgrenze ein Herz und traf zum 1:0 (27.). Mit der Führung übernahmen die ÖFB-Frauen die Kontrolle, Frankreich kam vor der Pause nur noch zu Weitschüssen.
Alle Aufstiegschancen
Wenige Minuten glich der Weltranglistendritte dann aus. Zinsberger verfehlte einen Eckball und Henry musste nur noch einköpfeln (51.). Wenig später blieb die ÖFB-Torfrau im selben Duell Siegerin und drehte den Schuss an die Latte (66.). Die Französinnen drängten auf die Entscheidung, Österreich vermochte kaum noch für Entlastung sorgen. Einen Prohaska-Weitschuss konnte Bouhaddi klären, wenn auch mit Problemen (77.). Mit etwas Glück und viel Herzklopfen überstanden die Österreicherinnen die hektische Schlussphase und durften über das 1:1 jubeln.
Dieses ist mehr als nur ein Achtungserfolg, denn da die Schweiz zuvor gegen Island 2:1 gewann, genügt Österreich im abschließenden Gruppenspiel gegen die Nordländerinnen am Mittwoch (20.45 Uhr, live ORF eins) bereits ein Remis zum Aufstieg ins Viertelfinale. Sollte die Schweiz gegen Frankreich nicht gewinnen, würde sogar eine Niederlage gegen Island reichen.
("Die Presse", Printausgabe 23.7.2017)