Frauenfußball-EM: Wiedersehen im Zeichen der Statistik

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Dänemark hat alle bisherigen fünf EM-Halbfinale verloren, Österreich will diese Serie fortsetzen.

Wien. Europameisterschaften im Frauenfußball glichen bislang einem geschlossenen Kreis. Die vergangenen elf Auflagen seit 1984 brachten nur fünf verschiedene Finalteilnehmer (England, Schweden, Deutschland, Norwegen, Italien). Die sechste Nation heißt nun entweder Österreich oder Dänemark, die am Donnerstag (18 Uhr, live ORF eins) in Breda das Halbfinale der diesjährigen Endrunde bestreiten. Die ÖFB-Frauen könnten als überhaupt erster EM-Debütant seit Einführung der Gruppenphase 1997 um den Titel spielen.

Österreich und Dänemark haben erst zwei Pflichtspiele gegeneinander bestritten (je ein Sieg in der EM-Qualifikation 2013), die Erinnerung an die letzte Begegnung ist noch frisch. Anfang Juli gewann das ÖFB-Team ein Testspiel 4:2. „Damals haben wir wirklich schlecht gespielt. Jetzt wollen wir Revanche nehmen“, meinte Verteidigerin Cecilie Sandvej. Auf Vergleiche wolle man sich nicht einlassen. „Es ist hier ein anderer Platz, wir sind anders in Form und das Spiel spielt eine völlig andere Rolle“, betonte Frederikke Thögerson.

Nicht zuletzt ist das dänische Selbstvertrauen nach dem 2:1-Viertelfinalsieg gegen Titelverteidiger Deutschland deutlich gewachsen. „Wir haben gekämpft und waren stark im Kopf“, meinte Torhüterin Stina Lykke Petersen, die nicht zu den Sichersten gehört und auch gegen die DFB-Frauen patzte. Star der Mannschaft ist Pernille Harder, 24, die mit Wolfsburg das Double gewonnen hat.

Wie Österreich setzt auch Dänemark vornehmlich auf Legionärinnen. Teamchef Nils Nielsen, der zuvor die Frauenteams von Odense und Bröndby sowie das U18-Nationalteam der Männer trainiert hatte, vollzog beim Amtsantritt 2013 den Generationenwechsel und hielt trotz Verpassen der zweiten WM-Endrunde in Folge an seinem Weg fest. Nun soll die Krönung folgen, die Statistik verheißt allerdings nichts Gutes für die Däninnen: In Breda bestreiten sie ihr sechstes EM-Halbfinale, die fünf davor haben sie alle verloren.

„Mehr als hinten drin stehen“

Österreich wird gegen Dänemark nicht von seiner erfolgreichen Taktik abweichen und erneut auf eine kompakte Defensive setzen, in der mit der zurückgerückten Mittelfeldspielerin Sarah Puntigam eine Fünferkette gebildet wird. „Wir haben die Automatismen drin. Wenn das Signal kommt, weiß jede, dass wir switchen“, erklärte die Freiburg-Legionärin. Das Resultat ist nach vier Partien erst ein Gegentor nach einem Standard. Kritik an der Spielweise wie vom französischen Trainer geübt, lässt ÖFB-Teamchef Dominik Thalhammer kalt. „Es mehr als nur hinten drin stehen“, sagte der 46-Jährige, der weiß, dass die Gegner die österreichische Taktik inzwischen intensiv studieren. „Wenn jemand eine Möglichkeit findet dagegen zu spielen, arbeiten wir schon daran, es noch besser zu machen.“

Offensiv ist Thalhammer zu einer Umstellung gezwungen. Bei Lisa Makas hat sich der Verdacht auf einen Kreuzbandriss bestätigt. Die 25-Jährige wird nach ihrer Rückkehr zu Duisburg eine Entscheidung über die Behandlung treffen, bis dahin bleibt sie beim ÖFB-Team – am liebsten natürlich bis zum Finale am Sonntag. (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2017)

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