WM-Qualifikation: Österreich verliert gegen Wales

FUSSBALL-WM-QUALIFIKATION: WALES - OeSTERREICH
FUSSBALL-WM-QUALIFIKATION: WALES - OeSTERREICHAPA/ROBERT JAEGER
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Das ÖFB-Team verlor in Wales mit 0:1, die WM 2018 wird damit ohne Österreich stattfinden. Die Amtszeit von Teamchef Marcel Koller neigt sich damit unweigerlich dem Ende zu. Mit Video.

Österreichs Fußball-Nationalmannschaft muss weiter auf die erste WM-Teilnahme seit 1998 warten. Die Mannschaft von Teamchef Marcel Koller unterlag Wales in Cardiff mit 0:1, das Goldtor der Gastgeber erzielte der erst 17-jährige Debütant Ben Woodburn in der 74. Minute. Österreich bot über weite Strecken eine ansprechende Leistung, muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, speziell in der ersten Halbzeit keine der sich bietenden Chancen verwertet zu haben.

Die Ausgangssituation vor diesem Spiel zweier EM-Teilnehmer war eindeutig, ja sogar prekär. Nur ein Sieg vermochte beiden Mannschaften wirklich zu helfen, die Begegnung hatte unbestritten Endspielcharakter. Marcel Koller wagte im Spiel der letzten Chance erwartungsgemäß keine Experimente. Er vertraute wie schon beim 1:1 in Irland vor zweieinhalb Monaten einer Viererkette, gebildet von den Außenverteidigern Stefan Lainer und Martin Hinteregger, das Zentrum stellten Aleksandar Dragovic und Sebastian Prödl. An vorderster Front bekam der bei Aufsteiger Hannover 96 sich in guter Form befindliche Martin Harnik den Vorzug. An diesem Abend aber war von Harnik nichts zu sehen. Koller war früh zu einer Umstellung gezwungen. Nach einem Zweikampf verletzte sich Prödl am Oberschenkel, der erst 18-jährige Kevin Danso vom FC Augsburg kam unverhofft zu seinem Debüt im ÖFB-Team. Eine Herkulesaufgabe.

Koller hatte vor dem Anpfiff konkrete Vorstellungen von der Spielidee seiner Mannschaft. Er verlangte nach Ballbesitz, wollte seine Mannen „Fußball spielen sehen“, sie sollten im Cardiff City Stadium nicht in Ehrfurcht erstarren, sondern sich „etwas trauen“. Der Schweizer durfte mit der ersten Halbzeit zufrieden sein. Österreich presste die Waliser zunächst hoch an, befand sich teils mit fünf, sechs Spielern in der gegnerischen Hälfte. Im Gegenzug bot das ÖFB-Team in der Defensive aber eine Angriffsfläche für schnelle Gegenstöße. Superstar Gareth Bale tauchte schon in der zweiten Minute gefährlich vor dem Strafraum der Österreicher auf, in der neunten Minute tanzte Aaron Ramsey durch die rot-weiß-rote Abwehr, schoss aber über das Tor. Im Anschluss übernahmen die Gäste das Kommando.

Chancen, aber kein Tor

Angetrieben von einem starken David Alaba, der in der Rolle des Spielmachers geschickt die Bälle verteilte und zweifelsohne eines seiner besten Länderspiele zeigte, kam Österreich immer wieder zu Chancen. Speziell Marko Arnautovic strahlte die erhoffte Torgefahr aus, er hatte in Irland aufgrund einer Gelbsperre gefehlt und belebte das Spiel ungemein. Arnautovic war es auch, der die beste Chance der Koller-Elf vorfand. Nach einem Zusammenspiel mit Julian Baumgartlinger tauchte der Rekordeinkauf von West Ham United allein vor Torhüter Wayne Hennessey auf, seinem Abschluss fehlte es aber an der nötigen Präzision. Auch Marcel Sabitzer hatte gleich mehrere Möglichkeiten, Österreich in Halbzeit eins in Führung zu bringen, anders als in Leipzig will dem 23-Jährigen im Teamtrikot (28 Spiele, vier Tore) der große Durchbruch aber weiter nicht gelingen. Von Wales war offensiv wenig zu sehen, die größte Gefahr strahlte plötzlich ein Österreicher aus. Heinz Lindner hätte mit seinem zögerlichen Vorgehen und einem völlig misslungenen Pass zu Danso, der in höchster Not rettete, beinahe das 0:1 verschuldet (43.).

Wie schon in Hälfte eins gehörten auch in der zweiten Halbzeit die Anfangsminuten den Walisern. Einen Ramsey-Schuss aus kurzer Distanz blockte Hinteregger, Bales Versuch aus der Distanz war zu zentral angetragen (56.). Wales hätte dieses Spiel eigentlich nicht mit elf Mann beenden dürfen, weil Kapitän Ashley Williams, für seine harte Gangart bekannt, Sabitzer übel gegen den Kopf checkte – der rumänische Schiedsrichter Hategan hatte die Aktion übersehen.

Österreichs Spiel hatte nun an Dynamik und Ideen verloren, auch weil Arnautovic längst nicht mehr so präsent war. Ihm die Schuld an der Niederlage zu geben wäre allerdings schlichtweg falsch. Das Schicksal des Nationalteams und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich auch jenes von Koller besiegelte der blutjunge 17-jährige Ben Woodburn. Das Top-Talent vom FC Liverpool traf nur vier Minuten nach seiner Einwechslung zum 1:0 (74.), dem Tor ging ein kollektiver Verteidigungsfehler von Dragovic und Danso voraus. Der Sieg lässt Wales weiter von der WM-Endrunde träumen. Das ÖFB–Team hingegen ist drei Spiele vor Schluss dieser Qualifikation am Ende angelangt.

("Die Presse", Printausgabe 3.9.2017)

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