Champions League: Die Wölfinnen in der Königsklasse

Jennifer Klein ist eine von fünf EM-Heldinnen bei St. Pölten.
Jennifer Klein ist eine von fünf EM-Heldinnen bei St. Pölten. (c) GEPA pictures
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Serienmeister St. Pölten empfängt heute Manchester City. Die sportliche Herausforderung ist groß, der finanzielle Gewinn überschaubar. Klubpräsident Wilfried Schmaus pocht auf Reformen und sieht den ÖFB gefordert.

St. Pölten. Die Champions League zählt im Fußball zum Größten, am Mittwoch (20.15 Uhr, live ORF Sport+) ist St. Pölten die Bühne. Die „Wölfinnen“ empfangen im Sechzehntelfinal-Hinspiel der Königsklasse Manchester City und hoffen darauf, dass der EM-Schwung gemeinsam mit dem klingenden Namen des Gegners viele Fans in die NV-Arena lockt (Tickets 12€, bis 12 Jahre frei). „Diese Spiele sind für uns Highlights“, sagt Klubpräsident Wilfried Schmaus. Ein neuer nationaler Zuschauerrekord ist das Ziel, erwünscht wären freilich weit mehr als die im Vorjahr in Graz gezählten 1835 Besucher.

Mit Nadine Prohaska, Jennifer Klein, Jasmin Eder, Viktoria Pinther und Stefanie Enzinger stehen fünf Protagonistinnen des rot-weiß-roten EM-Abenteuers im Kader des heimischen Double-Gewinners, der von Spielertrainerin Fanny Vágó und der Sportlichen Leiterin Celia Liese Brancao Ribeiro betreut wird. „Wir haben genügend Klasse, also herrscht bei uns keinerlei Unruhe. Manchester City wird uns im Laufe des Spiels immer wieder Platz geben, diesen müssen wir ausnutzen“, betont die Brasilianerin Brancao Ribeiro, die im Vorjahr von Neulengbach gekommen ist. Auf „30 bis 40 Prozent“ schätzt Präsident Schmaus die Chancen gegen den Vorjahreshalbfinalisten, City scheiterte am späteren Sieger Lyon, ein. „Sportlich eine große Herausforderung, aber es hätte schlimmer kommen können.“

Kein Millionenspiel

Administrativ ist Manchester City so etwas wie ein Traumlos, denn Aufwand und Kosten für die Anreise nach England sind überschaubar. Mit dem Millionenspiel der Männer hat die Champions League für Frauenvereine nämlich nur wenig gemein, erst 2010 schüttete die Uefa erstmals Preisgeld für die Finalisten aus. St. Pölten erhält 20.000 Euro Startgeld pro Runde (Prämien ab dem Viertelfinale) sowie einen Reisekostenzuschuss abhängig von der Flugzeit. Das Budget des heimischen Serienmeisters liegt unter einer halben Million Euro, im Vergleich dazu geht Schmaus beim englischen Meister vom Sechsfachen aus.

Die internationalen Spiele sind für St. Pölten eine wichtige Standortbestimmung, denn in Österreich ist der 2006 als ASV Spratzern gegründete Verein seit Juni 2014 bzw. 76 Spielen ungeschlagen. Zu gering ist die Dichte in der Bundesliga, dass heuer Austria-Partner USC Landhaus erstarkt ist, ändert daran nichts. „Der Name des Mitbewerbers hat sich geändert, die Menge nicht“, so Schmaus. Der 58-Jährige pocht auf eine Reduktion der Liga auf sechs Teams und träumt von einer halbjährlichen „Mitropaliga“ nach dem Handball-Vorbild Gunnar Prokops bei Hypo NÖ.

Ein Gespräch zwischen Bundesligisten und ÖFB zu Reformen ist anvisiert, aber noch ohne Termin. Mit Teamchef Dominik Thalhammer gibt es regen Austausch, im Gegensatz zu Sportdirektor Willi Ruttensteiner, dessen Ablöse im Raum steht, und Präsident Leo Windtner, wie Schmaus kritisch anmerkt: „Wir sind ja nur der österreichische Meister.“ (swi)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2017)

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