Champions League: "Naive" Bayern brauchen ein Wunder

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Die Münchner ärgerten sich über die zahlreichen vergebenen Chancen beim 1:2 gegen Real Madrid. Außerdem muss Jupp Heynckes viele Ausfälle hinnehmen.

Die auch personell schwer getroffenen Bayern kämpften nach der nächsten Heimniederlage gegen Real Madrid mit den Gefühlen. Der national unantastbare deutsche Fußball-Rekordmeister musste dem Titelverteidiger nach dem 1:2 keineswegs zu einer finalwürdigen Champions-League-Leistung gratulieren. Sie mussten vielmehr sich selbst als "naiv" anklagen, wie es Joshua Kimmich am Mittwoch tat.

"Das Wichtigste, was im Fußball zu tun ist, haben wir nicht gemacht: Tore schießen. Es ist auch Wut dabei auf uns selber", sagte Kapitän Thomas Müller. Drastische Worte wurden nach dem Halbfinal-Hinspiel gewählt. "Jetzt müssen wir uns aufrichten - und dann schauen wir am Dienstag in Madrid, ob wir den Arsch in der Hose haben", knurrte Müller.

Emotional ging es in den Katakomben der Münchner Arena zu. Hadernd und innerlich aufgewühlt trotteten auch die sprachlosen Bayern-Bosse in den Umkleidetrakt. "Es gab aber keinen negativen Kommentar in der Kabine, dass wir es verkackt haben", sagte Niklas Süle, der "die Eiertore" von Real beklagte und trotzig verkündete: "Ich habe so ein schwaches Real nicht oft gesehen in München. Wir können auch im Bernabeu-Stadion ein Riesenspiel machen."

Franck Ribery äußerte sich martialisch: "Die Schlacht ist verloren, aber der Krieg ist nicht vorbei." Trainer Jupp Heynckes sieht "einen großen Vorteil" bei Real. "Wir waren nicht effizient und haben Geschenke verteilt. Aber wir werden in Madrid alles versuchen."

Das Bayern-Lazarett

Die Ausgangsposition hat sich durch drei zusätzliche Verletzte radikal verschlechtert: Jerome Boateng, Arjen Robben und Javi Martinez. Boateng erlitt eine Muskelverletzung, fällt kurz vor der WM wochenlang aus. Robben humpelte schon kurz nach Spielbeginn vom Rasen, griff sich in die Leiste. Und Martinez musste nach einem Schlag auf den Kopf runter. "Er war benebelt", berichtete Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Es nimmt uns Optionen", sagte Müller mit Blick auf das Halbfinal-Rückspiel zumindest in Bezug auf Boateng und Robben.

Daneben fallen Arturo Vidal, Manuel Neuer und Kingsley Coman fix für das Rückspiel aus, und auch hinter dem Einsatz von David Alaba dürfte zumindest ein Fragezeichen stehen. Am Mittwoch fehlte der ÖFB-Star wegen Rücken- und Oberschenkelbeschwerden. Ausgerechnet sein Ersatzmann Rafinha leitete mit einem katastrophalen Fehlpass das zweite Real-Tor ein.

Heynckes und das Wunder von Mailand

So mussten von den Bayern Durchhalteparolen bemüht werden. "Man sieht in den ganzen K.o.-Spielen der Champions League, welche verrückten Dinge passieren. Insofern ist alles offen", sagte Müller. Juventus Turin hatte im Viertelfinale sogar 3:0 in Madrid geführt, bevor es unglücklich ausschied. AS Roma gelang ein Wunder gegen den FC Barcelona. "Da sehen Sie, dass man nie aufgeben darf", erklärte Heynckes.

2012 schafften die Bayern mit Heynckes im Bernabeu nach einem dramatischen Elfmeterschießen den Einzug ins verlorene "Finale dahoam". Und mit Heynckes gab es vor 30 Jahren auch das legendäre "Wunder von Mailand", als die Bayern im UEFA-Cup nach einem 0:2 daheim gegen Inter Mailand auswärts mit 3:1 gewannen.

(APA/dpa)

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