Sturm-Trainer wurde bestätigt, die Ressentiments aber bleiben

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Sturm Graz sprach Trainer Peter Hyballa das Vertrauen aus, stärkte ihm aber nicht den Rücken. Das kann nicht lange gut gehen.

Wien. Der Fußball ist eine schnelllebige Sache, das bekommen vor allem die Trainer zu spüren. So kuschelte sich das Präsidium von Sturm Graz am Mittwoch bis nach Mitternacht zusammen, um über die Zukunft von Peter Hyballa zu beraten. Am gestrigen Vormittag gab man dann mittels einer knapp formulierten Pressemitteilung bekannt, dass der Verein am Trainer festhält. Was aber noch lange nicht heißt, dass man zumindest bis Sommer gemeinsam durch dick und dünn geht.

Trainer Peter Hyballa ist in Graz in relativ kurzer Zeit zum Reibebaum geworden. Bonus besitzt er innerhalb des Klubs offenbar keinen, wenn schon nach zwei Heimniederlagen im Frühjahr die Alarmglocken läuten. Auswärts hat man immerhin zwei Zähler geholt, in der Tabelle rangiert man auf Platz vier – das würde am Ende der Saison einen Europacupplatz abwerfen. Aber die Fans in Graz sind verwöhnt, sie legen die Latte hoch. Wer Meister war und in der Champions League gespielt hat, der träumt davon, dass man wieder einmal ganz oben steht. Aber es gibt keinen gnadenlosen Präsidenten mehr, der mit Geld gewissenlos um sich wirft, es gibt keinen Weltmenschen Ivica Osim mehr – und auch keinen Franco Foda. Und auch keine Ausnahmekönner mehr auf dem Rasen.

Der 37-jährige Deutsche hat also ein schweres Erbe angetreten. Sein Rückhalt im Verein ist enden wollend, auch bei den Medien genießt Peter Hyballa nicht gerade Narrenfreiheit. Ihm wird vor allem vorgeworfen, dass es ihm an Sozialkompetenz fehle. Er habe obendrein Unruhe in die Mannschaft gebracht. Sein Führungsstil sei diskutabel. Erschwerend kommt dazu, dass die verantwortlichen Funktionäre (Gludovatz, Houben) beim Klub gar nicht mehr tätig sind. Auch den Sportdirektor, Ayhan Tumani, hat dieses Duo verpflichtet.

Intrigantenstadl

Peter Hyballa hat im Herbst gute Arbeit verrichtet, seine Mannschaft hat sogar um zwei Punkte mehr als im Meisterjahr gesammelt. Aber der Deutsche hat sich in dieser Zeit auch schon viele Feinde gemacht. Er hat die Karriere von Publikumsliebling Mario Haas endgültig beendet, er hat einen Markus Schopp, ebenso als Sturm-Ikone betrachtet, verhindert. Hyballa ist Trainer – und kein Diplomat. Darum äußert er sich auch kritisch über die Jugendarbeit, auf verschnupfte Nachwuchstrainer nimmt er keine Rücksicht.

Bei Sturm hat man also offiziell dem Trainer das Vertrauen ausgesprochen, der Rücken wurde ihm jedoch in keiner Art und Weise gestärkt. Es scheint, als ob da nur eine Galgenfrist verlängert wurde. Einigen Funktionären, so hört man, wäre ohnedies am liebsten, der Trainer würde von sich aus den Hut draufhauen. Wobei auch bei Sturm einige Entscheidungsträger ihre eigene Suppe kochen. Eine Art steirischer Intrigantenstadl.

Als man den neuen Trainer präsentierte, da herrschte bei Sturm noch Aufbruchstimmung, mittlerweile ist der Klub gespalten. Das Klima muss als frostig bezeichnet werden. Dabei gibt es keinen Zweifel daran, dass Peter Hyballa ein absoluter Fußball-Fachmann ist. Aber er polarisiert, er passt sich nicht an, er lässt sich in keine Schublade stecken, er ist direkt, er eckt an. Er lässt nichts durchgehen, er biedert sich nicht an, er lässt sich vor allem nicht verbiegen. Das alles war über den ehemaligen Aachen-Trainer allgemein bekannt.

tipp3 Bundesliga 24. Runde

1.Austria241932611860
2.Salzburg231373542546
3.Rapid241248382440

4.Sturm Graz241077363137
5.Ried249411403631
6.WAC23788343629
7.Mattersburg237412244625
8.Innsbruck247116194922
9.Admira235513344920

10.Wr. Neustadt245514184420

Nächste Runde: Samstag: Wr.Neustadt–Austria Wien, Rapid–Mattersburg, Admira–WAC, Ried– Sturm Graz. Sonntag: Innsbruck–Salzburg.
Schützenliste: 25
Philipp Hosiner Austria 17 Jonathan Soriano Salzburg 11 René Gartler Ried.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2013)

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